Ironman 70.3 Kraichgau: Boris Stein rennt schneller als Kienle und gewinnt

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.06.2016 um 13:00
Boris Stein hat die 2016er Auflage Ironman 70.3 Kraichgau gewonnen. Der Eitelborner (Siegerzeit: 3:48:28 Std.) setzte sich im abschließenden Halbmarathon gegen Titelverteidiger Sebastian Kienle (3:51:24) durch, nachdem beide nach dem Radfahren durchs Land der 1.000 Hügel noch gleichauf gelegen waren. Rang drei ging an den Belgier Pieter Heemeryck (3:54:24), der beim Laufen den Freiburger Maurice Clavel (3:55:36) noch auf Rang vier verwies. Das Rennen der Frauen gewann Anja Beranek in 4:23:07 Stunden überlegen vor Yvonne van Vlerken (4:30:43) und Astrid Stienen (4:31:32).

Schon nach dem 1,9 km Schwimmen im Hardtsee bei Ubstadt-Weiher zeichnete sich das Duell zwischen  Boris Stein und Sebastian Kienle ab. Titelverteidiger Kienle lief nach 23:48 min. , nur wenige Meter vor Boris Stein, in die erste Wechselzone. "Als ich Sebi vor mir sah,  gab mir das gleich einen richtigen Kick", so Stein über das so nicht erwartete gute Schwimmen. Die Spitze war zudem nur eine knappe Minute davor auf die Räder gestiegen. Horst Reichel klickte als Erster in die Pedale ein, während Maurice Clavel direkt dahinter sichtlich Probleme hatte auf die offenen Radschuhe zu steigen und Fahrt aufzunehmen.

 

Stein pariert Kienles Angriffe auf dem Rad

 

Von dem kleinen Malheur zeigte sich Clavel dann aber unbeeindruckt übernahm erst einmal die Spitze, als es über den Schindelberg in Richtung Odenheim ging. Allerdings wahren ihm Stein und Kienle schon ganz dicht auf den Fersen. Als es vom südlichsten Punkt der Radstrecke bei Büchig zurück in Richtung Flehingen ging war Clavel gestellt und das Duo Stein/Kienle setzte sich an die Spitze. Diese Einträchtigkeit war allerdings von gegenseitigen Attacken unterbrochen. "Ich hab versucht wegzufahren und Sebastian auch, aber keiner kam weg, " so Stein, der nun endgültig wusste, dass heute sein Tage werden könnte. Auf dem Rückweg in Richtung Bad Schönborn, mit den Anstiegen in Richtung Tiefenbach und über die steilere Seite des Schindelbergs, büßte Clavel noch weitere Zeit auf die beiden Leader ein und erreichte mit vier Minuten Rückstand die zweite Wechselzone. Als Vierter stellte Julian Mutterer sein Rad ab, allerdings mit bereits sechs Minuten Abstand zur Spitze.

 

Schon auf der ersten Laufrunde ist Stein allein in Führung: "Es ging heute so einfach"

 

Die Entscheidung um den Sieg musste also im Duell zwischen Stein und Kienle fallen.  Auf dem ersten Kilometer liefen die beiden noch einträchtig Brust an Brust. Doch schon bald sollte die ersten gegenseitigen Attacken folgen. Während die von Kienle verpuffte, saß Steins Angriff gleich auf der ersten der drei Laufrunden. Bald war der Eitelborner für den Titelverteidiger außer Sichtweite und der zweite Kraichgau-Erfolg nach 2013 fast perfekt. Boris Stein hielt auch in der zweiten Halbmarathonhälfte den schnellen Rhythmus aufrecht, rannte 1:11:43 Std. über die 21,1 Kilometer. Nach 3:48:28 Std. riss Boris Stein das Zielband in den mittlerweile gewittrigen Mittagshimmel von Bad Schönborn und war dabei nur 13 Sekunden langsamer als Andreas Raelert im Jahr 2012, der vor vier Jahren die bis dato schnellste Zeit auf dem Kurs im Kraichgau hinlegte. Hinter Kienle schaffte es der Belgier Pieter Heemeryck mit der besten Laufzeit des Tages (1:11:28) noch auf das Podium. Maurice Clavel war der Leittragende, der auf dem undankbaren vierten Platz einlief. Auf den Rängen fünf und sechs folgten Markus Fachbach und der Niederländer Evert Scheltinga.

 

Beranek auf dem Rad im Alleingang

 

Quantitativ sehr überschaubar war das Profifeld der Frauen. Nur sieben Frauen gingen in der Prokategorie zwei Minuten hinter den Männern auf die Schwimmstrecke. Die frühere Kurzdistanzlerin Ricarda Lisk kam als Erste aus dem Hardtsee, direkt verfolgt von Anja Beranek und Julia Gajer.

Auf der Radstrecke übernahm dann sofort Beranek die Initiative und fuhr allein auf und davon. Nach 30 Kilometern hatte die Fränkin bereits fast zwei Minuten zwischen sich und die erste Verfolgerin Natascha Schmitt gelegt. Dahinter fuhr sich erwartungsgemäß auch Yvonne van Vlerken in Lauerstellung, während Lisk zurückfiel und Gajer gar nicht in die Gänge kam. Gajer, die Mitte Mai den Ironman Texas gewann, gab das Rennen noch vor der 50 km-Marke auf.  "Dass eine Mitteldistanz nur 3 Wochen nach einem Ironman auch schief gehen kann, war mir vorher bewusst. Wenn dann aber noch ein Infekt hinzukommt ist man chancenlos. Gesundheit geht vor, daher konnte ich das Rennen heute leider nicht beenden," so das Fazit der Vorjahreszweiten.

Im weiteren Verlauf kristallisiert sich van Vlerken als ärgste Widersacherin von Beranek heraus. Allerdings musste die Niederländerin den Halbmarathon mit dreieinhalb Minuten Rückstand auf Beranek in Angriff nehmen. Schmitt schnürte als Dritte mit fünf Minuten Abstand die Laufschuhe. Auf dem Laufkurs verwaltete Beranek nicht nur ihren Vorsprung, sie baute ihn sogar weiter aus. van Vlerken, die vor 14 Tagen beim Ironman 70.3 St. Pölten noch vor Beranek Zweite wurde, büßte weiter an Boden ein.  Anja Beranek konnte nun ungefährdet ihrem ersten Erfolg im Kraichgau entgegenlaufen. van Vlerken musste sogar fast noch um Rang zwei bangen. Astrid Stienen schob sich mit einer ganz starken Laufzeit (1:20:21) noch an Natascha Schmitt vorbei und lief als Dritte bis auf eine knappe Minute an die Niederländerin heran. Gesamtvierte wurde die schnellste Altersklassen Athletin Stefanie Kuhnert  (AG 25-29) aus Pfullingen, die sich in der Ergebnisliste noch vor Natascha Schmitt schieben konnte. Ricarda Lisk wurde Sechste.