Daniela Sämmler: Ich sehe Kona als Belohnung

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.09.2016 um 11:19
Daniela Sämmler hat sich mit ihrem dritten Platz bei der Ironman European Championship in Frankfurt im Juli erstmals für den Ironman Hawaii am 8. Oktober 2016 qualifiziert. Die Darmstädterin reist nun als Kona-Rookie auf das ferne Pazifik-Archipel. Im Rahmen des Herbstfestes in Erding, in dessen Rahmen traditionell ein Athletenabend ihres Teams Erdinger Alkoholfrei stattfindet, haben wir mit Daniela Sämmler über die finale Vorbereitung, die Vorfreude und die Aussichten auf die Ironman WM gesprochen.

tri2b.com: Knistert es schon, wenn du an Kona denkst?
Daniela Sämmler (D.S.): Ja, auf jeden Fall. Ich freue mich sehr auf die Insel und das ganze Drumherum. An das Rennen selbst versuche ich im Moment noch nicht so sehr zu denken. Das wird aber dann sicher noch früh genug kommen.

tri2b.com: Du warst im Juli beim Ironman Frankfurt sensationell Dritte. Hast dann im Anschluss vom bisher längsten Tag des Jahres in deinem Renn-Blog geschrieben und warst super happy mit dem Rennverlauf. Was darf man nun in Kona von dir erwarten?
D.S.: Ich versuche, da erstmal ohne große Erwartungen heranzugehen. Jeder sagt Dir bei der ersten Hawaii-Teilnahme, dass es erst einmal darum geht, Erfahrung zu sammeln und genau das habe ich auch vor. Mit meiner Form bin ich zurzeit sehr zufrieden und konnte im Vergleich zu Frankfurt auch noch einmal einen Sprung machen. Hawaii ist aber natürlich nicht vergleichbar mit Frankfurt, es wird ein ganz anderes Rennen, mit seinen eigenen Gesetzen. Die äußeren Bedingungen werden dabei ganz entscheidend sein. Da ich noch nie vor Ort war, kenne ich das Klima nur vom Papier und werde mir das Ganze erst einmal anschauen.

tri2b.com: Sprich die Witterungsbedingungen auf Big Island sind absolutes Neuland für dich?
D.S: Ja. Ich war Ende August zwei Wochen im Trainingslager auf Mallorca, wo wir auch immer Temperaturen um die 35 Grad hatten. Allein damit hatte ich schon ordentlich zu kämpfen und habe ein paar Tage zur Eingewöhnung gebraucht. Auf Hawaii kommt ja noch die hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, da kann ich im Moment noch nicht einschätzen, wie mir das liegt. Natürlich fliege ich nicht nur zum Spaß nach Kona, ich bin voll motiviert und werde mein Bestes geben – bei meinem ersten Start dort kommt es aber wie gesagt erst einmal darauf an, Erfahrung zu sammeln, weshalb ich versuche, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Die Qualifikation war mein großes Ziel, Kona selbst sehe ich jetzt als Belohnung für die harte Arbeit.

tri2b.com: Im Vorfeld von Frankfurt lief es bei dir im Training nicht so rund. Sind die Probleme komplett überwunden?
D.S: Seitdem ich die Ursache kenne, habe ich das Problem gut im Griff, kann mit meiner Physiotherapeutin und gezielten Übungen im Training vorbeugen und darauf eingehen. Ich hatte einen eingeklemmten Nerv, was mir das Lauftraining über einen längeren Zeitraum hinweg unmöglich gemacht hat. Nach dem Ironman Frankfurt habe ich nochmals eine längere Pause eingelegt, mittlerweile bin ich wieder auf einem sehr guten Weg. 

tri2b.com: Wie schaut nun die finale Vorbereitung in Richtung Kona aus?
D.S: Ich werde am kommenden Wochenende noch beim Ironman 70.3 Rügen starten, dann noch eine Woche zu Hause trainieren – das Wetter sieht zum Glück gut aus und dann schon relativ früh vor dem Start nach Hawaii fliegen, sodass ich zwei Wochen Zeit zur Akklimatisation habe.

tri2b.com: Du bist Kona-Rookie. Holt man sich da spezielle Tipps. Gerade im Team Erdinger Alkoholfrei gibt´s ja geballte Hawaii-Erfahrung?
D.S.: Jeder sagt mir, ich solle das ganz entspannt auf mich zukommen lassen. Niemand erwartet bei meinem ersten Start eine Top-Platzierung. Es war mein großes Ziel, dort als Profi einmal an der Startlinie zu stehen und ich freue mich einfach wahnsinnig, jetzt dabei sein zu können. Ich werde mich vor Ort in Kona dann noch einmal mit Julia (Gajer) austauschen. Sie sagt immer, das Rennen ist erst im Ziel zu Ende und das gilt sicher ganz besonders für Hawaii. Ich denke, wenn man dort etwas verhaltener angeht, kann man hinten heraus sicher noch die eine oder andere Konkurrentin einsammeln.

tri2b.com: Hat das auch Auswirkung auf die Trainingsschwerpunkte?
D.S.:
Mein Trainer Utz Brenner hat schon viel Hawaii-Erfahrung, da vertraue ich ihm voll und ganz. Da ich aus der ersten Saisonhälfte etwas Rückstand beim Laufen mitgenommen habe, lag hier auch zuletzt auf Mallorca der Trainingsschwerpunkt. Im Wasser habe ich verhältnismäßig wenig gemacht, da wird nun noch einmal ein Schwerpunkt folgen und mit dem Radfahren bin ich die ganze Saison schon sehr zufrieden.

tri2b.com: Du hast gerade erzählt, du wirst schon zwei Wochen vor dem Raceday anreisen. Das heißt, es ist dann noch umfangreiches Strecken-Scouting angesagt?
D.S.: Die hohen Umfänge werden bis zur Anreise nahezu abgeschlossen sein. Mein Trainer wird mit vor Ort sein und hat mir schon angedeutet, dass dort hauptsächlich noch ein paar kürzere, intensivere Einheiten auf mich zukommen. Lange, ermüdende Einheiten wird es in der Hitze nicht mehr geben. Die Strecken werde ich mir aber natürlich genau anschauen. Mein Freund ist auch am Start, außerdem werden mein Sohn Marlon und meine Schwester mit dabei sein. Von daher freue ich mich einfach auch sehr auf die Zeit auf Hawaii.

tri2b.com: Ihr hängt also noch Urlaub dran?
D.S.:
Ja ein bisschen. Ein paar Tage Urlaub wird es im Anschluss geben.

tri2b.com:  Zum Abschluss. Der sechsmalige Hawaii-Sieger Dave Scott hat mir mal gesagt, in Kona muss man trotz aller Unwägbarkeiten mit einem konkreten Ziel ins Rennen gehen. Ich denke du hast sicher trotz des Rookie-Bonus auch eine Wunschvorstellung zum Rennverlauf im Hinterkopf. Verrätst du uns was?
D.S.: Mein Ziel ist es wie gesagt, Erfahrung für die Zukunft zu sammeln, um dann richtig angreifen zu können. Ich werde einfach mein Bestes geben! Eine Top 15-Platzierung zum Beispiel wäre ein riesen Erfolg für meinen ersten Start in Kona.

Zur Website von Daniela Sämmler: www.daniela-saemmler.com