Kurt Mitschko: Der Hobbyist von Podersdorf

Daniela Pezenburg für tri2b.com | 10.01.2010 um 17:19
„So etwas sollten wir auch in Österreich machen“ beschloss Kurt Mitschko 1987 nach seinem Finish auf Hawaii, als dritter Österreicher überhaupt. Ein Jahr später fiel der Startschuss zur ersten Langstrecke in Podersdorf. 2010 organisiert der gebürtige Wiener mit viel Freude und Leidenschaft den ältesten Triathlon Österreichs zum 23. Mal. Mittlerweile zieht es mehr als 1.000 Triathleten ins Burgenland, vor allem wegen der Landschaft und der Atmosphäre. Im Interview erzählt der 58-Jährige von den Anfängen, der Entwicklung und warum der Triathlon Podersdorf immer ein Hobby für ihn sein wird.

tri2b.com: Wie kamen Sie auf die Idee, in Podersdorf einen Triathlon zu veranstalten? 
Kurt Mitschko (K.M.): Die Idee kam mir damals auf dem Rückflug nach meiner Teilnahme am Ironman Hawaii 1987. Gemeinsam mit Marcel Skala, dem zweiten Österreicher, der jemals in Hawaii startete, wollten wir so etwas auch in Österreich veranstalten. Das war natürlich totales Neuland. Die meisten hier wussten ja nicht mal, wie man Triathlon schreibt. 

Mein Vater schlug mir damals das Burgenland vor. Der Neusiedler See ist nicht so tief, die Strecke extrem flach und landschaftlich sehr schön. Als ich mit meiner Idee zum Bürgermeister von Podersdorf ging, sagte er, dass wir alles machen können, aber Geld dafür hat er keins. So starteten wir 1988 mit 37 Teilnehmern und so gut wie keinem Budget. 

tri2b.com: Wie konnten Sie die Veranstaltung dennoch finanzieren? 
K.M.: Ich hatte schon damals einen Mineralölgroßhandel und einige meiner Kunden einfach gefragt, ob sie uns unterstützen wollen. So bekam ich mal hier 3.000, mal da 5.000 Schilling. Das war schon hart, denn wir mussten wirklich um jeden Schilling kämpfen. Jetzt ist es besser, allein durch die Startgelder der mehr als 1.000 Teilnehmer. Allerdings haben wir keinen einzigen freiwilligen Helfer, bis heute nicht. 

tri2b.com: Wie wichtig sind heute Sponsoren für den Triathlon Podersdorf? 
K.M.: Für mich ist und bleibt der Triathlon immer ein Hobby, das ich mit viel Leidenschaft betriebe. Um mehr Sponsoren zu akquirieren, müsste ich wesentlich mehr Zeit investieren. So haben wir zwar ein sehr bescheidenes Budget - zumal wir kaum Geld bekommen, vielmehr übernehmen das Land Burgenland und Podersdorf bestimmte Leistungen - sind aber auch unabhängiger in unserem Handeln. 

tri2b.com: Gerade, wenn Sie auf Sponsoren weitgehend verzichten, sind hohe Teilnehmerzahlen doch bedeutend, um ein Budget zu haben. Ist es da nicht wichtig, namhafte Athleten einzuladen, um andere Sportler anzuziehen? 
K.M.: Natürlich freuen wir uns, wenn bei uns Top-Athleten an den Start gehen, wie beispielsweise Timo Bracht, der schon im letzten Jahr darüber nachgedacht hat. Aber auch Nicole und Lothar Leder waren schon bei uns, ebenso wie Faris Al-Sultan vor einigen Jahren. Dennoch ist und bleibt Podersdorf eine familiäre Veranstaltung. Wichtig sind uns daher nicht so sehr die Athleten mit Rang und Namen, im Vordergrund steht vor allem der Spaß am Wettkampf und nicht die schnellen Zeiten.

tri2b.com: Apropos schnelle Zeiten. Angenommen, ein Triathlet steht unter Dopingverdacht. Lassen Sie ihn starten? 
K.M.: Doping spielt bei uns nicht so eine große Rolle, gerade, weil viele Spitzensportler eher bei einem Ironman starten. Es gab mal einen Fall bei uns und wir haben darüber diskutiert, zumal so ein Start für uns auch Image schädigend sein könnte. Solange allerdings nicht bewiesen ist, dass jemand wirklich dopt, lassen wir die 
Leute starten. 

tri2b.com: Sie selbst sind ja früher auch Radrennen gefahren. Wie stehen Sie persönlich zum Thema Doping? 
K.M.: Mittlerweile sind viele Fahrer des Dopings überführt. Das haben wir früher auch schon gewusst, nur dass es jetzt eben alles etwas transparenter ist. Damals wurde es ja nicht mal strafrechtlich verfolgt, so dass die Sportler sich dabei gar nichts gedacht haben. Wenn keiner dopen würde, sind die Leistungen im Vergleich ja ähnlich. Es besteht aber einfach die Angst, dass einer dopt, der dann gewinnt. 

tri2b.com: Wirkt sich der Wettkampf auf den Tourismus aus? 
K.M.: Absolut. Für Podersdorf und Umgebung hat der Triathlon eine große Bedeutung. Zum Wettkampf sind die Zimmer überbucht, teilweise müssen die Athleten mit ihren Familien auf die Nachbarorte ausweichen. Aber man sieht ja die Entwicklung. Am Anfang wurden wir fast angefeindet, mittlerweile sind wir in die Gemeinde integriert. Allein für die Gastronomie sind die über 7.000 Zuschauer lukrativ. Zudem reist jeder Triathlet im Schnitt mit drei „Unterstützern“ an. Damit sind wir das größte burgenländische Sportevent im Ausdauerbereich und erwirtschaften eine Wertschöpfung in Millionenhöhe. 

tri2b.com: Das heißt, Sie würden sich schon mehr Unterstützung von Podersdorf und dem Burgenland wünschen? 
K.M.: Podersdorf war immer schon weitsichtig und unterstützte den Triathlon entsprechend deren Budget. Im Verhältnis zu anderen Bundesländern wie Kärnten bekommen wir wenig Geld. Seit letztem Jahr unterstützt uns allerdings auch das Land Burgenland mehr als in der Vergangenheit. Klar ist aber auch, dass im Burgenland und Podersdorf versucht wird zu sparen, wo es nur geht. Allerdings bekommen wir heute wenigstens eine Aufwandsentschädigung, dies war früher auch nicht der Fall. 

 

tri2b.com: Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden? 2009 hatten wir schon über 1.000 Anmeldungen, mehr als 1.200 Starter wollen wir zumindest für die 2010er Auflage nicht zulassen. Langfristig überlegen wir schon, mehr Starter aufzunehmen. Das Gelände ist groß genug, die Radstrecke könnte man etwas verändern, um weniger Runden zu fahren. dann passt es. Da ich die Organisation aber nicht hauptberuflich mache, ist es letztendlich ein schönes Hobby für mich. Wir wollen auf jeden Fall eine familiäre Veranstaltung bleiben. Je größer wir werden, umso aufwändiger werden die Vorbereitungen und der Spaß an der Sache könnte verloren gehen. 


tri2b.com: Podersdorf war nie ein Ironman. Stand die Frage jemals zur Debatte? 
K.M.: Ja, schon. 1997 wollten wir die Ironman-Lizenz erwerben. Allerdings hätten wir das nicht alleine finanzieren können und haben Partner gesucht wie beispielweise Detlef Kühnel, der zu dieser Zeit den Ironman Roth organisierte. Auch Podersdorf und das Burgenland haben wir gefragt, jeder von uns hätte ein Drittel übernehmen sollen. Daran ist es letztendlich auch gescheitert, weil das Burgenland die Summe nicht aufbringen konnte. Danach haben wir eigentlich nie wieder darüber nachgedacht. 

tri2b.com: Auch in Zukunft nicht? 
K.M.: Ich denke nicht. Mittlerweile gibt es so viele Auflagen und Vorschriften, die wir erfüllen müssten. Podersdorf soll ja eine familiäre und für Athleten leistbare Veranstaltung bleiben. Es ist schon ein Unterschied, ob ich 480 oder 180 Euro zahle. Natürlich ist der Reiz groß, sich für Hawaii qualifizieren zu können. Aber mal ehrlich, es gibt Teilnehmer, die viel Geld zahlen und dann 2220ster werden. Alleine die Fee für die Ironman-Lizenz soll sich ja schon im dreistelligen Bereich pro Teilnehmer bewegen. 

tri2b.com: Steht Podersdorf in Konkurrenz zum Ironman Klagenfurt? 
K.M.: Nein, überhaupt nicht, vielmehr bringt er uns was. Kärnten hat den Triathlon in Österreich publik gemacht. Für unser Event können die Athleten länger bei warmen Temperaturen trainieren und noch einen zweiten Saisonhöhepunkt erleben. Außerdem zieht es immer mehr preisbewusste Athleten zu uns. 

tri2b.com: Was macht aus Ihrer Sicht der Triathlon Podersdorf aus? 
K.M.: Zum einen natürlich die familiäre Atmosphäre. Auch ist es für die Athleten besonders schön, dass sie alles zu Fuß erledigen können – so steht man nicht ewig im Stau, wenn man nach der Startnummernausgabe mit dem Auto zur Wechselzone fahren muss, um seine Sachen wegzubringen. Ich kenne das noch von anderen Bewerben - der reinste Horror. 
Ein weiters Highlight ist, dass der ein Großteil der Strecke durch den Nationalpark führt. In Zukunft wollen wir noch Einiges optimieren und um die Veranstaltung herum mehr Aktivitäten machen, so dass es ein richtiges Triathlon Festival wird und wir noch mehr Zuschauer und Teilnehmer für den Triathlon in Podersdorf begeistern können. 

tri2b.com: Herr Mitschko, Danke für das Interview!