Nils Frommhold: Ein Marathon unter 2:45 war für mich früher undenkbar

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.05.2017 um 22:20
Die bisherige Roth-Bilanz von Nils Frommhold kann sich sehen lassen. Drei Starts, dabei einmal Sieger, einmal Zweiter und einmal Dritter. Am 9. Juli will der 30-Jährige Berliner zum vierten Mal in Folge an der Lände Hilpoltstein an der Startlinie des DATEV Challenge Roth stehen. Zwischenzeitlich sorgte ein Ermüdungsbruch für eine mehrmonatige Zwangspause, es gab Familienzuwachs im Hause Frommhold und zudem einen Trainerwechsel von Wolfram Bott zu Philipp Seipp. Im Anschluss an die Starterfeld-Präsentation haben wir mit Nils Frommhold über das sensationelle Südafrika-Comeback, die aktuelle Saisonplanung und die mit dem Trainerwechsel veränderte Trainingsstruktur gesprochen.

tri2b.com: Wann ist die Entscheidung für Roth gefallen. Es war ja sicher davon abhängig, wie dein Comeback-Rennen beim Ironman Südafrika verläuft?
Nils Frommhold (N.F.): Es ist natürlich klar, es ist immer noch ein riesen großes Ziel von mir im Oktober so fit als möglich in Kona an der Startlinie zu stehen. Und es ist auch klar, dass es schwieriger ist mehrere Langdistanzen in einem Jahr unter einen Hut zu bringen. Von daher war das keine einfache Entscheidung. Für mich war seit dem letzten Jahr klar, dass ich erst einmal Südafrika mache und dann entscheide. Gut war natürlich,  dass mit dem zweiten Platz die Punkte im Kona-Proranking jetzt mehr oder weniger zusammen sind. Von daher ist die Entscheidung jetzt für Roth leichter gefallen, zumal ich wirklich sehr gerne hier wieder am Start bin.

tri2b.com: Du planst also wieder mit drei Langdistanzen in einer Saison. Ist das nicht ein Risiko im Hinblick auf die Verletzungsanfälligkeit. Ein Ermüdungsbruch ist ja eine sehr ernsthafte und langwierige Sache?
N.F.:  Ich muss dazu sagen, dass ich in diese Saison ganz anders rein gegangen bin. Ich habe lange nicht die Umfänge geschrubbt, die ich früher mal gemacht habe. Ich bin dafür viel mehr über die intensive Schiene gegangen. Wenn ich mir jetzt die reinen Zahlen ankucke, dann ist das lange nicht mehr das, was ich früher so gemacht habe. Was vielleicht ein Punkt ist, um den Impact etwas vom Knochen runter zu nehmen und so dadurch die Verletzung in den Griff zu bekommen.  Es wird aber auf jeden Fall auch nicht so weiter gehen mit drei Langdistanzen pro Jahr. Das ist mir auch klar. Dieses Jahr habe ich mich so entschieden. Nächstes Jahr kann es dann anders ausschauen. Verletzungen spielen leider immer mit. Die können auch passieren, wenn man nur zwei Lange macht. Das meiste passiert ja auch nicht im Rennen, sondern in der Vorbereitung.

tri2b.com: Hier in Roth wirst du dann wieder auf Timo Bracht und Joe Skipper treffen. Gegen beide hattest du je einmal hier auf der Laufstrecke schon den kürzeren gezogen.  Wird das am 9. Juli eine Art "Murmeltiertag"?
N.F.: Jetzt sieht man sich ja auf der neuen Laufstrecken zwangsmäßig häufiger (lacht). Hoffentlich aus einer für mich guten Perspektive. Wobei ich jetzt auch als ganz anderer Athlet da stehe. Bis vor sechs Wochen habe ich nicht daran geglaubt, dass ich den Marathon mal unter 2:45 Stunden rennen kann. Jetzt bin ich mit einer kurzen Vorbereitung, trotz Verletzung, sogar schneller gelaufen (2:43:43 Std./Anmerkung der Red.). Von daher denke ich, ich muss mich im Laufen vor niemandem verstecken. Gerade die Leistung von Südafrika in der Kombination aus Radfahren und Laufen war top. Und meine Quoten gegen Timo und Joe sind jetzt nicht die schlechtesten. Der Joe ist in Südafrika zuletzt deutlich hinter mir ins Ziel gekommen (Joe Skipper wurde beim Ironman Südafrika 12. in 8:28:46/Anmerkung der Red.) . Von daher sind das keine Angstgegner. Ich denke, wenn ich meine Leistung abrufe, dann müssen die mich erst einmal schlagen.

tri2b.com: Noch mal zur Laufstrecke. Was waren deine ersten Gedanken, als du von der neuen Streckenführung erfahren hast?
N.F.: Die alte Laufstrecke war sicher ein Klassiker. Ich mag viele Zuschauer und von daher habe ich kein Problem vier oder auch acht Runden zu laufen. Irgendwann wird es sicher ein bisschen voll, aber nichts kann viele Zuschauer toppen. Jetzt sind es zwei Runden, da kann man es sich ja ausrechnen. An jedem Punkt sind mindestens doppelt so viele Zuschauer.

tri2b.com: Die auch jede Schwächephase einfangen ...
N.F.: Schon, aber es pusht halt einfach und macht auch vielmehr Spaß. Ich habe mir die Laufstrecke jetzt noch nicht im Detail angekuckt. Es ist immer noch ein Marathon. Man muss immer noch 42 Kilometer runter zählen. Ich denke, die Änderung ist schon der richtige Weg und eine Bereicherung für Roth.


tri2b.com: Wo genau siehst du die Gründe, dass du schon in Südafrika wieder so eine Topleistung abrufen konntest?
N.F.: Im Endeffekt passiert ja auch vieles im Kopf. Es ist ja auch in der Zeit neben dem Sport ziemlich viel bei mir passiert. Ich bin nicht nur Vater geworden, da war auch noch der Trainerwechsel von Wolfram zu Philipp. Da hat sich alles irgendwie neu angefühlt. Ich habe auch vom ersten Tag an gemerkt, dass das veränderte Training bei mir richtig anschlägt.

tri2b.com: Wobei das ja nicht immer so ist.  Oftmals zeigen Veränderungen im Trainingsprozess nicht sofort ihre Wirkung ...
N.F.: Es fällt einem natürlich auch erst einmal schwer einem komplett neuen Konstrukt zu vertrauen. Aber ich habe mir gesagt, ich geben dem Ganzen eine Chance und ich habe es dann auch so durchgezogen. Wenn man dann auch noch vom ersten Tag an aus dem Training heraus so ein positives Feedback mitnimmt und merkt, es läuft irgendwie jeden Tag besser, dann fällt so eine Umstellung leicht. Und wenn das dann nach einem halben Jahr auch noch so genial in Südafrika endet.

tri2b.com: Du hast  auch deine Familie und euer Töchterchen angesprochen. Gerade mit Kleinkindern sind die Nächte oft sehr unruhig. Gibt´s bei dir auch die Jan Frodeno-Ohrenstöpsel-Taktik?
N.F.: Jedes Kind ist da halt natürlich anders. Ich weiß jetzt nicht, ob wir da mehr Glück haben als andere. Aber vielleicht merkt die Luisa auch einfach, dass ich mehr Schlaf brauche. Das Problem mit dem Durchschlafen hatten wir bisher nicht. Vielleicht geht´s auch nicht ewig so glatt weiter. Aber ich habe natürlich auch mit Sarah eine Frau im Hintergrund, die mir da viel abnimmt und den Rücken freihält. Die beiden Mädels machen das einfach klasse.