Sven Weidner: Halbmarathon mit 5.000 Meter Warm-up in Rekordzeit gefinisht

von Sven Weidner für tri2b.com | 16.04.2018 um 12:18
Ein weiterer Blogeintrag von mir...das kann nur bedeuten, dass die Bay-Area mit geschnürten Rennsemmeln wieder unsicher gemacht wurde. Nachdem ich in San Francisco schon so ziemlich jeden Flecken lauftechnisch erkundet habe, habe ich mir für mein letztes Rennen Oakland als Neuland ausgesucht und da es mein vorerst letztes Rennen auf amerikanischen Boden ist auch etwas Besonders (aber dazu später mehr).

Doch bevor es zum Rennen geht, müssen ja erst einmal die Startunterlagen abgeholt werden. Glücklicherweise haben die Organisatoren dafür Zeitfenster am Freitag und Samstag vor dem Rennen zur Verfügung gestellt, weil es doch ein ganz schöner Ritt auf die andere Seite der Bay ist. Also Freitag etwas früher Feierabend gemacht und auf die Odyssee nach Oakland gemacht. Natürlich habe ich die unzuverlässigste Straßenbahnlinie direkt vor der Haustür, sodass die Reise direkt mit 30 min. Verspätung gestartet ist. Naja was soll’s...ich plane meine Termine eigentlich immer so, dass ich früher da bin als ich müsste und der Rest der Reise verlief dann auch mehr oder weniger reibungslos. In Oakland angekommen, gab es dann auch den gewohnten Kulturschock. Meine Mutter war schon in San Francisco schockiert wie viele Menschen auf der Straße leben und wie dreckig es ist. Aber gegen Oakland ist San Francisco doch eher ein Leichtgewicht. Naja am Marriott Center angekommen der nächste Schock...eine 500m lange Schlange wartet darauf die Startunterlagen abzuholen. Eigentlich ist das ja nicht soooooo wild, wenn man aber Warriors Karten gekauft hat, treibt einem das den puren Angstschweiß auf die Stirn. Das liegt daran, dass eine Karte ein kleines Vermögen kostet und man für einen 1. Reihe Platz bei den meisten Bundesligisten einen Business-Seat für die ganze Saison kaufen kann.

 

Freibier bei der Startnummernausgabe

 

Aber auch hier lassen einen die Amis staunen. Ich wurde selten so schnell und gut beim Abholen der Startunterlagen abgefertigt. Die Leute machen sich hier wirklich Gedanken, wie man die Leute am besten durch die Expo etc. schleusen kann. So habe ich es dann tatsächlich relativ flott geschafft meine Bib-Nummer in den Händen zu halten. Da konnte ich mir sogar noch ein Freibier als Vorbereitung auf das Warriors-Game leisten (FYI: hier hat Alex Schroeder mit den Hawks leider verloren). 

Dann war auch relativ schnell Rennmorgen. Besonders war das Rennen schon einmal, weil ich nicht alleine Anreisen und an der Startlinie stehen musste. Ich habe einfach mal ganz frech Startplätze für den 5 km-Lauf jedem Arbeitskollegen geschenkt, der in diesem Jahr bereits Geburtstag hatte J Das hatte zur positiven Folge, dass ich keine 2 Stunden mit dem Bus anreisen musste, sondern bequem nach 40 min. aus dem SUV aussteigen konnte. Mit Freunden zu reisen, hat auch den Vorteil, dass man vor dem Start auch ein wenig reden und rumblödeln kann, um die Zeit zu verkürzen.

 

Sehr lange 5.000 Meter

 

Um 7:25 Uhr dann endlich die Hymne (die beste Live-Version, die ich bisher hier gehört habe) gefolgt vom Startschuss. Hier war es dann auch das erste Mal, dass jeder versucht hat auf dem ersten Kilometer voll mit reinzuhalten. Da fragt man sich kurzzeitig, ob man anstatt mit Top 5 Platzierung doch eher mit Top 20 rechnen sollte. Zum Glück hatte sich an der 1. Meilenmarke das Feld sortiert und ich war bequem mit zwei andern Läufern an der Spitze des Feldes. Das Tempo war ziemlich hoch mit etwa 3:10 min/km hat aber eigentlich nicht wirklich weh getan. Endlich mal ein Rolf-Aldag-Superman-Comic-unter-dem-Kopfkissen-Tag statt Ete-Zabel-42er-Schnitt-Tag (Höllentour: https://www.youtube.com/watch?v=D8RpCoB_PUQ).

 

Das Tempo blieb dann auch die ganze Zeit auf einem hohen Niveau. Allerdings hatte ich noch etwas im Hinterkopf und entschied mich etwas rauszunehmen, um nicht in die Versuchung eines Zielsprints zu kommen. Leider ist dann bei Kilometer 4 ein weiterer Läufer auf mich aufgelaufen, dem ich auch nicht folgen wollte. Man muss das große Ganze im Auge behalten, habe ich mir immer wieder gesagt. Bei Kilometer 5 und 16:17 min. auf der Uhr habe ich mich dann gefragt, wo denn bitte das Ziel ist!? Fast 500 m später wurde ich dann endlich mit einer 17:35 min. erlöst. Ich glaube alle stimmen mir zu, dass es nichts nervigeres gibt als viel zu lange Rennen gibt, wenn die Beine richtig gut sind :-/. Naja im Ziel einfach weiter getrabt und den doch ziemlich ausgepumpten Top Drei gratuliert, die mich wegen meiner Lockerheit ganz schön verwundert angeguckt haben :D.

 

Rekordversuch in der 5k und 21,1 k-Kombiwertung

 

Die ganzen "Give Aways" links liegen gelassen und die langen Klamotten wieder angezogen, um beim Auslaufen nicht zu stark auszukühlen. Ich möchte ja in 90 min. noch einen vernünftigen Halbmarathon laufen und die Kombiwertung aus beiden Läufen mit neuem Rekord gewinnen ! Das Auslaufen habe ich dann an die Strecke verlegt um Taty und Steve (meine Freunde) beim Einlauf zu beobachten. Nachdem die beiden dann glücklich im Ziel waren, haben wir dann auch direkt die obligatorischen Zielfotos gemacht. Etwas ärgerlich war, dass sie so richtig am Buffet zugreifen konnten, während ich an einem Gel und Elektrolytgetränk nuckeln musste (Ich freue mich schon wieder in Deutschland auf Xenofit!!!). 30 min. vor dem Halbmarathonstart dann noch einmal gedehnt und danach mit dem hochfahren aller Systeme begonnen... Noch 5 min. bis zum Start und auf einmal die Durchsage, dass dieser um mindestens 10 min. nach hinten verschoben ist. Das ist mal gar nicht gut für den Kopf. Denn dies war auch mein erster Halbmarathon außerhalb einer Mitteldistanz. Also nochmal raus aus der Startaufstellung (was in den USA auch unproblematisch nach vorne geschehen kann) und das stille Örtchen besucht. Nach laaaaaaangen 15min. dann endlich nochmal die Nationalhymne und der Startschuss. Hier habe ich mich dann auch bewusst zurückgehalten, denn Ziel war unter 1:20 Std. ins Ziel zu laufen, um insgesamt entspannt unter 1:40 Std. zu bleiben. Das sollte laut den letzten Jahren locker zum Sieg in der Kombiwertung mit neuem Rekord reichen. Leider weiß man nicht wie groß die Führung nach dem 5 km Lauf ist. Also habe ich alle Nummern gescannt (We Run the Town Challenge hatte eine eigene Farbe) und sichergestellt, dass ich der Erste in meiner Wertung bin. Da ich schon der Schnellste auf den 5k war, sollte das reichen. Irgendwie hat sich das Tempo dann um die 3:30 min/km eingependelt und das war auch erstaunlich locker.

 

Schmerzhaftes Finale
 

Nach 8 km gab es dann einen Wendepunkt, der die Möglichkeit bot den Vorsprung auf die nächste grüne Nummer einzustoppen. Knapp 2 min...Das zaubert doch ein Lächeln auf’s Gesicht, wenn man sich „mühelos“ schon ein Polster herausgearbeitet hat. So verging dann auch Kilometer um Kilometer und es fühlte sich einfach fantastisch an. Ich habe dann schon mal durchgerechnet und auf eine 1:15 oder 1:16 gefreut. Naja wie das dann so ist...Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Irgendwo kurz hinter Meile 9 (ca 15-16 km: sorry ich habe mich an US Angaben gewöhnt) hat dann meine Oberschenkelrückseite gesagt, dass sie vielleicht nicht so glücklich ist mit diesem Sonntagsprogramm und irgendwie war es dann doch ganz schön warm...puuuuuh eigentlich sagt ich mir immer, dass 5 km zur Not auch kriechend gehen, aber das muss ja nicht sein. Also etwas die Pace rausgenommen, um keinen Krampf zu riskieren. Der Vorsprung sollte ja eh groß genug sein, dass zu diesem Zeitpunkt nichts mehr anbrennen sollte. Leider war auch bei der Halbmarathonmarke auf meiner Uhr (1:18:34) die Frage nach der Ziellinie!? Verflucht...wieso muss es auch hier schon wieder mehr sein :-/...Naja irgendwie das Ding nach 1:20:31 Std. Rennzeit über die Linie gewürgt und dann erleichtert im Zielbereich alles gegessen und getrunken, was mir in den Weg kam. An der Timing-Station dann auch die Bestätigung, dass ich in 1:38:06 Std. die Kombiwertung mit neuem Streckenrekord gewonnen habe (und das sogar bei deutlich verlängerten Strecken dieses Jahr...wenn man die Emails vom Veranstalter lesen würde, hätte man das auch schon eher gewusst :D ). 

Zum Glück hat der Lauf eine große lokale Brauerei als Sponsor, sodass jeder Starter noch 2 große Bier (Auswahl aus 3 Sorten) kostenlos trinken konnte. Da habe ich direkt mal double fisted, um mich auf meinen ersten Pokal vorzubereiten. Ich weiß zwar nicht wie ich ihn in meinen Koffer quetschen soll, aber beim angeheiterten Nickerchen auf dem Rückweg war mir das dann auch mehr oder weniger egal J

Es tut mir Leid, dass der Bericht etwas lang geraten ist, aber der nächste Wettkampf (endlich wieder in Deutschland) ist gebucht und dann fasse ich mich auch etwas kürzer...In diesem Sinne bis bald J