Teneriffa (Spanien) : In Serpentinen bis auf den Mond

von tri2b.com | 02.09.2010 um 00:00
Teneriffa ist die Insel der Kontraste. Ein karger, fast wüstenähnlicher Süden, üppige Vegetation im oft wolkenverhangenen Norden – und in der Mitte der Vulkan Pico del Teide, dessen Kegel aus der fast 2.000 Meter hoch liegenden „Mondlandschaft“ der Cañadas, eines kollabierten Vulkankraters, bis auf 3.717 Meter aufragt. In den langen Steigungen zum Hochplateau holte sich Thomas „Hell on Wheels“ Hellriegel 1997 die Kraft für seinen Hawaii-Sieg.

Geographische Lage:
Teneriffa ist mit über 2.000 qkm die größte unter den Kanarischen Inseln, als vierte der aus sieben großen Inseln bestehenden Kette liegt sie gut 200 Kilometer westlich von Lanzarote, ihr nächster Nachbar ist Gran Canaria im Südosten.

Bevölkerung:
Knapp ein Drittel der inzwischen fast 900.000 Einwohner zählenden Bevölkerung konzentriert sich auf die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife im Norden der Insel. Das Zentrum der über vier Millionen Touristen, die jedes Jahr nach Teneriffa kommen, ist allerdings der karge Süden, nur wenige Kilometer vom internationalen Flughafen Reina Sofia entfernt.

Topographie: Der vulkanische Höhenzug mit dem 3.717 Meter hohen Pico del Teide, dem „höchsten Berg Spaniens“, teilt Teneriffa in nordöstlicher Richtung. Rund um den Teide erheben sich die bis zu 500 Meter hohen Kraterwände eines eingestürzten, urzeitlichen Vulkans, die Cañadas, aus einem über 2.000 Meter hoch gelegenen Plateau. Den höchsten Punkt erreicht die Straße aber am 2.400 Meter hochgelegenen Observatorium, vor allem der über 25 Kilometer lange Anstieg von Puerto de la Cruz an der Nordküste hat es mit seinen endlosen Serpentinen und Steigungsgraden zwischen zehn und zwölf Prozent in sich.

Weil Eis und Schnee auf Teneriffas Straßen – von einem dramatischen "Wintereinbruch" im März 1996 einmal abgesehen – selten eine Rolle spielen, mögen die Straßenbauer der Insel wenig Respekt vor steilen Rampen gehabt haben. Immer wieder stößt man auch nahe der Küste auf kurze Anstiege oder Gefälle von über 15, manchmal 20 Prozent. Gute Bremsen und entsprechende Ritzelpakete (ein „Rettungsring“ mit 26 Zähnen kann ungeplante Abstiege verhindern!) sind unverzichtbar. Technisch wenig geübten Radfahrern ist Teneriffa als Trainingsrevier nicht unbedingt zu empfehlen und eignet sich nur eingeschränkt für die ersten Radkilometer des Jahres.

Selbst kürzere Ausfahrten von 80 Kilometern kommen oft auf 700 bis 1.000 Höhenmeter, Gesamtkilometer-Vorgaben von 1.500 bis 2.000 Kilometern wie auf Mallorca sind auf Teneriffa kaum zu machen. Bei guter Vorbereitung entschädigt die Insel allerdings mit ihrer vielfältigen Landschaft, atemberaubenden Ausblicken und rasanten Abfahrten. – Eine interessante Alternative, vor allem in den Wintermonaten, stellt auf Teneriffa und dem benachbarten La Gomera (etwa 45 Minuten Überfahrt mit dem Schnellboot von Los Cristianos im Süden) das Mountainbiking dar. Zahlreiche unbefestigte Straßen und Trails lassen sich so erschließen. – Ruhige und abwechslungsreiche Laufstrecken oder gar Schwimmgelegenheiten sind dagegen auf Teneriffa nicht ganz leicht zu finden.

Wetter:
Die geographische Lage Teneriffas sorgt für geringe Klimaunterschiede zwischen Winter (Tagestemperaturen im Mittel 18 Grad) und Sommer (etwa 25 Grad). Auch die Wassertemperaturen des Atlantiks schwanken nur zwischen 18 und 23 Grad. Während der feuchte Nordostpassat seine Wolken überwiegend an der Nordküste der Insel abstreift und dort für subtropisches Klima sorgt, ist die Südküste sonnenverwöhnt und trocken. Vorsicht bei Auffahrten in die Berge: Auf über 2.000 Metern Höhe bläst der Passatwind oft empfindlich kalt. Armlinge, Beinlinge und eine windfeste Jacke gehören auf solchen Fahrten unbedingt in die Trikottaschen!

Anreise:
Die Anreise erfolgt mit dem Flugzeug. Die meisten deutschen Flughäfen bieten mehrmals in der Woche Direktflüge nach Teneriffa-Süd (Reina Sofia) an, Tickets gibt es derzeit ab etwa 400 Euro. Der kleinere Flughafen im Norden der Insel wickelt vor allem den nationalen Flugverkehr zwischen den Inseln ab. Die Flugdauer ab Deutschland beträgt je nach Abflugort zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Stunden. Da Teneriffa durch Anbieter von Radtrainingslagern noch kaum erschlossen ist, sollten für den Transfer zur Unterkunft die (durchaus erschwinglichen) Taxis oder ein Mietwagen eingeplant werden. Liegt das Reiseziel an der Nordküste, empfiehlt sich diese Lösung sechs Personen) außerhalb der touristischen Zentren finden.

Sportanlagen
Ein Highlight für Sportler ist das T3-Leistungszentrum in La Caleta an der Costa Adeje im Süden Teneriffas. Neben zahlreichen anderen Sportmöglichkeiten bietet die Anlage mit ihrem AthleticAquaCenter nicht nur zwei Freibäder (25 m und 50 m-Bahnen) auch einen der modernsten Strömungskanäle der Welt. Durch den Einsatz von Spezialkameras über und unter Wasser können Bewegungsabläufe analysiert und optimiert werden.
www.tenerifetoptraining.com

Einkaufen, Autoverleih und ärztliche Versorgung:
In den Geschäften und Supermärkten der Inselorte findet man alles für die tägliche Verpflegung, auch Importe aus Deutschland. Die Preise liegen bei importierter Ware etwas höher als auf den Balearen, dagegen sind Fisch und Früchte oft preiswerter. Mietwagenstationen befinden sich am Flughafen Reina Sofia und in allen größeren Orten, auch viele Hotels vermitteln Leihfahrzeuge zu akzeptablen Konditionen.

Die medizinische Versorgung (Apotheken) ist in allen Orten sichergestellt. Neben den kanarischen Gesundheitszentren finden sich in allen größeren Orten inzwischen auch deutsche Arztpraxen. Behandlungen müssen allerdings zunächst direkt privat bezahlt werden (bar oder per Kreditkarte). Nach einem internationalen Abkommen erstatten deutsche Krankenkassen die Beträge nach den jeweils gültigen Sätzen. Achten Sie darauf, sich im Fall einer nötigen Behandlung sofort eine detaillierte Rechnung mit (Fahrstrecke z.T. über 100 Kilometer) ohnehin.

Unterkünfte:
Neben den zahlreichen Hotels in den Touristenhochburgen im Süden (Los Cristianos, Playa de las Americas), in Santa Cruz und Puerto de la Cruz sind auch in den kleineren, etwas höher gelegenen Orten überall auf der Insel erschwingliche Unterkünfte zu finden (die Suche per Reisebüro, aber auch über Internetsuchmaschinen mit den Begriffen „Unterkunft+Teneriffa“ oder „turismo+tenerife“) eröffnet überall auf der Insel Perspektiven. Mit etwas Finesse lassen sich so für kleine Trainingsgruppen auch komplett ausgestattete Apartments, Fincas oder Villen (Preise ab 500 Euro pro Woche für vier bis genauer Angabe der Diagnose und der durchgeführten Maßnahmen ausstellen zu lassen. Eventuell angefertigte Laborbefunde oder Röntgenbilder sollten Sie sich aushändigen lassen.

Kosten:
Teneriffa hat als Reiseziel ganzjährig Saison, trotzdem sind die Preise an die Hauptreisezeiten angepasst. Das Preisniveau für Güter des täglichen Lebens ist höher als auf dem spanischen Festland oder den Balearen. Die Kanaren müssen einen großen Teil der Versorgungsgüter auf dem See- oder Luftweg importieren. Unterkünfte dagegen sind durchaus erschwinglich: für Apartments mit Halbpension kann man Preise von 40-45 Euro pro Tag und Person aufwärts rechnen, Pauschalreiseangebote sind teilweise noch günstiger.

tri2b.com-Tipp:
Teneriffa eignet sich wegen seines milden Klimas ganzjährig für Trainingslager mit dem Schwerpunkt Rad. Das anspruchsvolle Profil ist – abgesehen von einem sicher reizvollen MTB- und Wanderurlaub in der Übergangsperiode – eher geeignet für die spezielle Vorbereitung auf große Rennen. Kein anderer der von deutschen Triathleten gern angesteuerten Trainingsorte bietet ganzjährig solch ideale Trainingsstrecken für das spezielle Kraftausdauertraining. Für die ersten Radkilometer der Saison ist Teneriffa dagegen nur eingeschränkt zu empfehlen. Ein tolles Trainingsrevier für Triathleten, die abseits vom großen Rummel in toller Landschaft trainieren wollen und dabei das Schwimmen vernachlässigen dürfen.

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