Trainingslager: Triathlon ist nicht mit Radfahren gleichzusetzen

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 10.10.2015 um 10:01
Wer an Radsportreisen auf Mallorca denkt, dann fällt in diesem Zusammenhang oft der Name Huerzeler. War es doch der Schweizer ehemalige Radprofi Max Huerzeler, der Radsporturlaube und Trainingslager im großen Stil auf der Baleareninsel salonfähig gemacht hat. Neu ist nun, dass der schweizerische Sportreisen-Anbieter auch den Triathlonsport für sich entdeckt hat, allerdings unter dem eigenen Markennamen Triathlon-Holidays. Wir haben bei Triathlon Holidays/Huerzeler Bicycle Holidays u.a. nachgefragt, wie sich Radfahrer und Triathleten unterscheiden, wie das Huerzler-Konzept auf den Triathlonsport übertragen wird und welche Punkte bei der Standortwahl zu berücksichtigen sind.

tri2b.com: Woher kam die Idee „Triathlon Holidays by Huerzeler Bicycle Holidays“ anzubieten?
Triathlon Holidays (T.H.): Triathlon ist seit einigen Jahren eine der am schnellst wachsenden Sportarten weltweit, mit aus unserer Sicht attraktivem Potenzial. Darüber hinaus können wir lokal vor Ort auf unsere eigenen bewährten Infrastrukturen, unsere langjährigen Partnerhotels, unsere Erfahrung und unseren Service zurückgreifen, was von allen Kundengruppen geschätzt wird. Da sehen wir keinen Unterschied zwischen Triathleten und anderen Sportlern. Und natürlich bringt ein Triathlonangebot auch eine Diversifikation und Weiterentwicklung des bewährten Huerzeler Angebots mit sich.

tri2b.com: Was wird bei Triathlon Holidays vom erfolgreichen Huerzeler Radreisen-Konzept übernommen?
T.H.: Wir legen auch bei unserem Triathlon Angebot besonderen Wert auf unseren Service und eine möglichst persönliche Betreuung. Unser Ziel ist, nicht alle Teilnehmer über einen Kamm zu scheren sondern trotz der Einschränkungen eines Camps auf die persönlichen Stärken und Schwächen bestmöglich einzugehen. Auf Mallorca beschränken wir dazu unsere beiden von Lothar und Nicole Leder geführten 7-Tage Camps auf je 20 Teilnehmer, um eine möglichst individuelle Betreuung erreichen zu können.

So erhält z.B. jeder Camp-Teilnehmer einen Fragebogen zu seinen Zielen, Erwartungen und Fitnesslevel vor der Reise. Dies ermöglicht uns, einen spezifischeren und besser auf die Teilnehmer abgestimmten Trainingsplan erstellen zu können, was den für uns merklich administrativen Mehraufwand rechtfertigt.
Ein anderes Beispiel ist unsere persönliche Video-Schwimmanalyse, die Teil unseres Camp-Angebots ist. Mit den heutigen technischen Mitteln von Action Kameras sind solche Aufnahmen leichter möglich geworden. Darüber hinaus profitieren unsere Triathlonkunden von unserer bewährten Infrastruktur, ob lokal vor Ort oder durch die Organisation der Reisen durch unser eigenes Reisebüro.

 

Triathleten sind eher auf sich selbst fokusiert

 

tri2b.com: Wie unterscheiden sich Radfahrer und Triathleten als Gäste?
T.H.: Triathleten sind tendenziell stärker auf sich selbst, die eigene Leistung und die eigenen Ziele fokussiert als Radsportler. Radsportler, so wie wir sie kennen, reisen dagegen gerne in Gruppen. Wir würden sie eher als Genusssportler bezeichnen. Aber auch hier gibt es selbstverständlich die ambitionierten Teilnehmer. Dazu kommt, dass unser durchschnittlicher Radsportler älter ist als der durchschnittliche Triathlet.
Die beiden Gästegruppen erscheinen also auf den ersten Blick relativ homogen, sind jedoch viel unterschiedlicher als vermutet.

tri2b.com: Gibt es Schätzungen, wie viele der Huerzeler-Radreisen Gäste mit dem Triathlonsport vertraut sind?
T.H.: Nein. Wir haben hier keine verlässlichen Schätzungen. Was wir aber sagen können, ist, dass in den letzten Jahren die Anzahl von triathlon-relevanten Anfragen (z.B. Aufenthalt in Hotels mit Schwimmbad, TriClubs die auf unsere Mieträder zurückgreifen, etc.) merklich zugenommen haben.

tri2b.com: Als Standorte für die Triathlon Holidays Camps wurden Mallorca/Colonia Sant Jordi und Lanzarote/Costa Teguise gewählt. Aus welchen Gründen?
T.H.: Es gibt verschiedene Gründe für unsere Standortwahl. An beiden Orten haben wir beispielsweise entsprechende exzellente Partnerhotels und unsere eigene Mietradstation mit Service und Mechaniker. Bei beiden Hotels verfügen wir über einen unmittelbaren Zugang zu einem 50m Pool, was wir für unsere Philosophie zum Schwimmtraining als wichtig erachten.
Der Küstenort Costa Teguise auf Lanzarote liegt nur wenige Minuten vom Flughafen in Arrecife und bietet alles das, was Touristen und Sportler von einer solchen Destination erwarten. Die zentrale Lage macht es zudem zum perfekten Ausgangspunkt für Radausfahrten. Darüber hinaus ist der Ort eine gute Basis für die beiden Ironman® Rennen auf Lanzarote. Aus unserer Sicht die optimale Standortwahl für Triathleten.

Colonia St. Jordi auf Mallorca ist aus unserer Sicht für Triathleten ebenso ideal. Ein schönes Fischerdörfchen im Süden der Insel, hervorragend zum Rad-Grundlagenausdauer-Training geeignet, aber mit der Möglichkeit, am Randa oder San Salvador Kraftausdauer zu trainieren. Dazu mit einem hervorragenden Schwimm-Center, der uns erlaubt, von Februar bis Oktober individuelles Triathlon-Training mit 1zu1 Schwimmcoaching anzubieten.

tri2b.com: Das Angebot an Trainingscamps für Triathleten ist riesengroß. Wie hebt sich Triathlon Holidays von den vielen Mitbewerbern ab?
T.H.: Wir sehen ein zersplittertes Angebot mit unterschiedlichen Angebotsformen. So gibt es beispielsweise den klassischen Anbieter ohne eigene Infrastruktur, die reinen Infrastrukturanbieter wie das Playitas oder das La Santa, oder Anbieter, die letztlich unter ihrem Namen nur Camps anderer Anbieter weitervermarkten. Und natürlich sind dann noch die Triathleten, die zu ihrem eigenen Training noch Dritte einladen und daraus ein Camp organisieren.
Wir kombinieren einige der vorgenannten Strukturen und verbinden sie mit den aktuellen Trends, wie z.B. unsere Frauengruppen als Antwort auf die steigende Anzahl Frauen, die sich für Triathlon begeistern. So verfügen wir beispielsweise über ein eigenes Reisebüro, unseren eigenen, sehr grossen Mietradpark mit eigenen Werkstätten und Mechanikern. Wir nutzen die Huerzeler Vertragshotels, wo wir auf entsprechende Zimmerkontingente, attraktive Konditionen und eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit zurückgreifen können. Wir haben ganzjährig Mitarbeiter in den Radstationen vor Ort, was z.B. im Fall von Lanzarote dazu führt, dass wir mit lokalen Guides und lokalen Angeboten arbeiten können. Das erhöht die Flexibilität und damit die Qualität des Produkts.
Zentral ist aber unsere Philosophie. Der bereits erwähnte Fragebogen zeigt beispielsweise, dass wir besonderen Wert auf den einzelnen Sportler, seine Stärken und Schwächen, legen. Individualität ohne wirkliche Kenntnis der sportlichen Leistungsfähigkeit und des Trainingszustands der einzelnen Teilnehmer zu proklamieren, würden wir kritisch hinterfragen.
Wir wissen, dass für viele Triathleten das Schwimmen eine besondere Herausforderung darstellt. Gleichzeitig scheuen viele den Aufwand, zuhause mit einem Schwimmtrainer zusammenzuarbeiten. Das nehmen wir zum Anlass, einen Fokus auf Schwimmtechnik zu legen. Die Video-Analyse ist eine Möglichkeit, das sehr persönlich umzusetzen. Mindestens genauso wichtig ist aber auch, individuelle Korrekturen ohne Videokamera zu erkennen und zu kommunizieren. Es ist ja nicht so, dass jeder einen anderen Fehler beim Kraulschwimmen macht. Meist sind es immer wieder die gleichen Fehler, die begangen werden. Sei es ein Übergreifen in der Eintauchphase, ein nicht vollständig durchgezogener Armzug oder ein Hakenbeinschlag, nur um ein paar zu nennen. Hier ist es wichtig, auf die Fehler aufmerksam zu machen und Übungen zur Verbesserung der Schwimmtechnik einzustreuen.

tri2b.com: Warum werden die Camps unter dem neuen Label "Triathlon Holidays" angeboten und nicht unter der schon bestens bekannten Marke "Huerzeler" als Zusatzangebot?
T.H.: Wir wollen bewusst die mit dem Radsport in Verbindung gebrachte Huerzeler Marke nicht verwässern. Triathlon ist nicht mit Radfahren gleichzusetzen. Andererseits ist der Name „Triathlon Holidays“ von „(Huerzeler) Bicycle Holidays“ sprachlich nicht allzu weit entfernt. Wir nutzen natürlich auch das etablierte und in der Radsportszene bestens bekannte Huerzeler Logo mit dem Fahrrad.

 

Einsteiger suchen eher die geführte Gruppe



tri2b.com: Ihr bietet Camps mit festen Terminen aber auch individuelle Aufenthalte an. Ist der typische Triathlet lieber geführt oder individuell unterwegs?
T.H.: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Es gibt beide Arten von Triathleten. Vielleicht lässt sich eine einfache Unterscheidung über die Erfahrungen und persönlichen Zielsetzungen treffen. Der Hobby-Triathlet, der bei kürzeren Veranstaltungen ankommen will, ist u.E. mehr der Gruppen-Athlet. Der mehr ambitionierte, erfahrene Athlet, der primär auf die Verbesserung seiner Zeiten achtet, ist dagegen offener für Individualtraining. Aber auch bei diesen Elite Amateuren gibt es viele, die gerne in der Gruppe trainieren. Letztendlich ist es für viele einfach schön, gemeinsam in der Gruppe dem Hobby und der Passion nachzugehen.
Auch unser individueller Ansatz lässt unsere Schwerpunkte nicht ausser Acht. So erhalten auch hier die Teilnehmer einen eigenen Trainingsplan und – eine wahrliche Besonderheit – 1zu1 Schwimmtraining mit professionellen Trainern. Und das frei wählbar zwischen Februar und Oktober.

tri2b.com: Gerade Einsteiger, die erstmals ein Trainingslager/Camp absolvieren, können viel falsch machen. Gibt es eurerseits eine Empfehlung bei der Standort- und Terminwahl?
T.H.: Die Wahl des Zeitraums sollte sich an der persönlichen Saisonplanung orientieren. Für uns Nordeuropäer läuft die Wettkampfsaison meist von Mai bis September. Ein solches Ziel wiederum impliziert ein Basistraining im Frühjahr.
Da es auf Mallorca im Februar und auch März noch kühl und wechselhaft sein kann, empfehlen wir die Kanaren für diese Monate. Dort ist es angenehm warm, die Strassen sind überwiegend in sehr gutem Zustand und die Menschen ausgesprochen gastfreundlich. Dementsprechend haben wir auch drei 14-Tage-Camps auf Lanzarote ab 20. Februar bis 2. April 2016 im Angebot. Mallorca empfehlen wir für Training ab März, wobei der April der wetterbeständigere der beiden Monate ist.
Bei der Standortwahl sind natürlich das Hotel und die Umgebung für viele ausschlaggebend. Wir legen Wert auf Qualität und Service, so dass unsere beiden für das Triathlonangebot genutzten Hotels 4-Sterne-Häuser mit entsprechendem Angebot sind.
Für ein Basistraining sollte das Terrain für das Radtraining lieber flach als bergig sein, d.h. wir haben Colonia St. Jordi im Süden Mallorcas anstelle von Alcudia oder Ca’n Picafort als Standort gewählt. Dort haben wir ausserdem Zugang zum Best Swim Centre, einer bei vielen Schwimmern und Triathlonprofis exzellenten Schwimmanlage direkt neben unserem Partnerhotel.
Ein weiterer, manchmal in Vergessenheit geratener Punkt für die Entscheidungsfindung kann auch die vorherrschende Windrichtung sein. Ein Standort, bei dem auf den Rückwegen von den Radausfahrten mit Gegenwind gekämpft werden muss, empfinden viele als unangenehmer als wenn man zu Beginn gegen den Wind fährt.

 

Standortwahl - die vorherrschende Windrichtung kann ein Argument sein


tri2b.com: Die Triathlonsaison beschränkt sich durch viele exotische, neue Wettkampforte nicht mehr nur auf die klassischen Sommermonate. Hat dies auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach Trainingslagern? Wann wird klassischerweise gebucht?
T.H.: Unsere Trainingslager basieren auf der nordeuropäischen Triathlonsaison, d.h. Wettkämpfe von Mai bis September. Die neuen, exotischen Wettkampforte sind gerade für Einsteiger und Hobby-Triathleten von (noch) geringerem Interesse, da der logistische und finanzielle Aufwand für eine Teilnahme eine höhere Hürde als für ein Rennen in unseren Breitengraden darstellt.
Da ein Sportler sein Trainingslager üblicherweise am Saisonhöhepunkt ausrichtet, sehen wir aus diesem Grund keine Auswirkung auf unsere Trainingslager. Unsere Erfahrung ist, dass sich Triathleten mit der neuen Saison befassen, sobald die alte vorbei und etwas Ruhe und Erholung eingekehrt ist, d.h. die Zeit von Mitte September bis Mitte Dezember bilden sicherlich einen Schwerpunkt. Dies ist früher als bei den klassischen Radreisen, wo wir den wesentlichen Nachfrageschwerpunkt im Januar und Februar sehen.

Mehr Informationen: www.triathlon-holidays.com