Al-Sultan und Berasategui siegen beim IRONMAN Germany 70.3

von M. Rauschendorfer für tri2b.com für tri2b.com | 10.08.2008 um 14:03
Beide distanzierten die Konkurrenz mit starken Leistungen auf der selektiven Radstrecke...

Faris Al-Sultan hat dank eines überlegenen Radsplits den IRONMAN 70.3 Germany in 4:10:26 Stunden gewonnen. Der Italiener Alessandro Degasperi wurde mit 51 Sekunden Rückstand Zweiter, Uwe Widmann komplettierte das Treppchen. Bei den Frauen war die Spanierin Virgina Berasategui in 4:43:38 eine Klasse für sich. Die Überraschung des Tages in Wiesbaden gelang Andrea Brede mit Platz zwei in 4:49:26. Nach langer Verletzungspause war sie erst vor vier Wochen wieder ins Training eingestiegen. Meike Krebs wurde Dritte. » zu der Bildergalerie: IRONMAN 70.3 Germany 2008 ... Al-Sultan, der sich vorgenommen hatte, nach schnellem Schwimmsplit mit Vorsprung auf die Strecke zu gehen, schwamm hart an. Doch sein ungestümer Vorwärtsdrang wurde bereits nach 50 Metern jäh gebremst: Mit vollem Tempo kollidierte er mit der ersten Boje, er hatte sie im Eifer des Gefechts glatt übersehen. Das irritierte ihn aber nur kurz, planmäßig entstieg er als Erster dem Wasser des Schiersteiner Hafenbeckens. Nur 34 Sekunden dahinter folgte schon Alessandro Degasperi, neben Al-Sultan der Top-Anwärter auf den Sieg. Vergangenes Jahr war der frühere Kurzdistanzspezialist hier Zweiter geworden und hatte Gefallen an dem neuen Rennformat gefunden. Und er hatte vor allem im Gegensatz zu den angetretenen Langdistanz-Profis keinen Ironman in den Knochen. Nach kurzem Einrollen ging es die erste lange Steigung hoch, "Gnadenlos" genannt. Mit hohem Tempo kletterte sie der Münchener nach oben. Von Al-Sultan weiß man, dass er ein passionierter Bergfahrer ist. Er trainiert oft in den Alpen, seinen allerersten Ironman finishte er auf Lanzarote, bekannt für seine bergige Strecke. Und auch der Wiesbadener Halbironman, bereits im zweiten Jahr mit 2000 Einzelstartern das größte Rennen der 70.3-Serie, hat mit dieser selektiven Radstrecke durch das Taunusmittelgebirge mit 4 langen Anstiegen und insgesamt 1500 Höhenmetern das Zeug, zum Klassiker zu werden. Aus der Höhe nach Wiesbaden Zunächst konnte sich der Italiener in Sichtweite halten, die beiden kennen sich vom Höhentrainingslager in St. Moritz, aus dem Al-Sultan kurz vor dem Rennen angereist war. Wegen der Anstiege hatte Degasperi auf einen Rahmen mit normaler Rennrad-Geometrie gesetzt, während Al-Sultan mit seinem bewährten Aero-Schlachtross ins Rennen gegangen war. Das zahlte sich ab der Hälfte der Strecke zunehmend aus. Wo eine Aeroposition möglich war, auf den Abfahrten aber auch bei den kleineren Wellen zwischen den Anstiegen war Al-Sultan jetzt im Vorteil: "Jeder der hier mit dem Straßenrennrad unterwegs ist, der verliert einfach Zeit" sagte der Münchener. Bei "The Hammer", dem mit 14 Prozent steilsten Teilstück des Rennens war Al-Sultan schon um zweieinhalb Minuten enteilt, auch Uwe Widmann und Enrico Knobloch konnten den Italiener auf den letzten Kilometern überholen. Und Widmann lief schnell auf Platz zwei vor. Erst diese Jahr ist er nach Wiesbaden gezogen und der frischgebackene "Local" bemühte sich, seinen neuen Mitbürgern, die in Scharen an die Rennstrecke gekommen waren und in den Straßen um das Kurhaus dichtgedrängt an der Strecke standen, um das Sportevent zu verfolgen, ein gutes Rennen zu liefern. Al-Sultan rennt ums Überleben Gegen den Italiener, der auf der Laufstrecke mittlerweile ordentlich aufgedreht hatte, konnte er indes nichts ausrichten, zu Beginn der zweiten Runde musste er ihn ziehen lassen. Über eine Minute hatte Degasperi nach den ersten sieben Kilometern bereits auf Al-Sultan gutgemacht. Der lief vorne "auf Anschlag, absolutes Überleben", wie er nach dem Rennen erklärte, zeigte aber keine Schwäche. Mit 51 Sekunden Vorsprung konnte er seinen Sieg feiern. Uwe Widmann behauptete sich auf dem dritten Platz. Michael Göhner, der beim abschließenden Lauf nach deutlichem Rückstand nach dem Radsplit noch einige Plätze gutmachte, wurde Vierter. Markus Forster finishte als Fünfter vor Enrico Knobloch, knapp dahinter der schnellste Agegrouper Laurent Lambert. "Im Schwimmen fehlt ein bißchen was und das Radfahren war O.K., aber ich bin ja jetzt im Trainingslager auch Tausende von Pässen gefahren" so Al-Sultan nach dem Rennen. "Aber die Laufleistung passt noch nicht", meinte der Münchener. "In dem Moment wo ich an der Trainingsschraube drehe bin ich sofort müde und es läuft nicht so wirklich, Da muss ich jetzt noch einmal in mich gehen und schauen dass ich das hinbringe, dass das für Kona passt." Berasategui auf dem Rad vorne weg Die große Favoritin bei den Frauen war Vorjahressiegerin Virgina Berasategui, knapp hinter Andrea Brede kam sie als zweite aus dem Wasser. Auf dem Rad brauchte sie ein wenig Zeit, um ins Rennen zu kommen, an der ersten langen Steigung konnten sich sowohl Ina Reinders als auch Andrea Brede ein wenig absetzen. Hinter Bredes Performance war ein dickes Fragezeichen gestanden, seit April plagten sie hartknäckige Muskelprobleme, 10 Wochen lange konnte sie nicht laufen, einige Wochen musste sie komplett mit dem Training aussetzten. Davon war an dieser ersten Steigung nichts zu merken. Trotzdem musste sie Reinders und Berasategui bald darauf ziehen lassen, sie fuhr die Gefällstücke verhalten, "Ich bin leider eher schlecht in den Abfahrten, da verliere ich zuviel Zeit" so Brede. Berasategui war dagegen jetzt in ihrem Element, die rasanten Kurvenfahrten bergab machten ihr sichtlich Spaß. Auch an den Steigungen gab sie nun ordentlich Gas, jede Zuschauergruppe bekam ein Lächeln für die Anfeuerung. Ina Reinders konnte lange an Berasatgeui dranbleiben, auch sie fand an der Radstrecke Gefallen, "das wir nicht nur hart, es hat auch viel Spaß gebracht". Erst auf den letzten 15 Kilometern liess sie, um noch Reserven für das Laufen zu haben, die Baskin ziehen. Andrea Brede konnte den Rückstand mit 2:30 Minuten auf Berasategui in Grenzen halten, mit ihrem typischen Laufstil, kleine Schritte in Stakkatokandenz, stürmte sie aus der Wechselzone, bald hatte sie Reinders ein- und überholt. Gegen Berasategui konnte Brede an diesem Tag indes nichts ausrichten. Denn die lief noch deutlich schneller und feierte nach 4:43:38 Stunden einen deutlichen Sieg mit 5:48 Minuten Abstand, zollte Brede aber Respekt: "Andrea hat mich überrascht, erst nach der zweiten Runde beim Laufen habe ich mir gedacht, ich kann es wieder schaffen". Brede mit starkem Lauf auf Rang zwei Angesichts ihrer Verletzungspause zeigte sich Andrea Brede sehr zufrieden, "Das Laufen war hart, es hat mir aber trotzdem super Spaß gemacht, ich bin froh, dass ich hier gestartet bin". Im September will sich Brede jetzt noch beim IRONMAN UK auf den letzten Drücker für Hawaii qualifizieren. Meike Krebs wurde Dritte. Dahinter folgten Ina Reinders und die schnellste Altersklassen-Athletin Nadine Baks. Wenke Kujala, vergangenes Jahr mit schnellstem Radsplit auf Platz zwei, erwischte einen schlechten Tag und wurde Achte.