ICAN Nordhausen: Schwarz überrascht Konkurrenz, Konschak nimmt Revanche

von tri2b.com | 22.08.2016 um 08:12
Es war ein Erfolg, mit dem vorher wohl niemand gerechnet hätte. Noch nicht mal Simon Schwarz selbst. Der Athlet vom MRRC München gewann auch für Insider überraschend die vierte Auflage des ICAN Nordhausen Germany und verwies mit neuem Streckenrekord über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen den nach dem Radabschnitt führenden Berliner Florian Seifert und Daniel Wienbreier auf Wolfsburg auf die weiteren Podestplätze. Im Frauenrennen revanchierte sich Katja Konschak (ORTHIM Triathlon Team) nach ihrem zweiten Platz 2015 und machte nach einer überzeugenden Vorstellung auf dem Halbmarathon vor Vorjahressiegerin Suse Werner (Erdinger Alkoholfrei) ihren dritten Erfolg im vierten ICAN-Rennen perfekt. Über den ICAN64, eine längere Olympische Distanz, triumphierten Franziska Röver und Lars Erik Fricke. Insgesamt starteten knapp 300 Sportlerinnen und Sportler, auf das gesamte Nordhäuser Triathlon-Wochenende verteilt fanden 700 Athletinnen und Athleten den Weg in den Südharz.

Im Vorfeld hatte der Münchner Simon Schwarz die Top Ten als Ziel ausgegeben. Dass es am Ende zum Sieg reichen könnte, kristallisierte sich erst auf der Laufstrecke heraus. Nach dem Schwimmen, der wohl schwächsten Disziplin des früheren Mittel- und Langstreckenläufers, lag er auf Platz elf knapp vier Minuten hinter dem Spitzenduo um Paul Clauß (Leipzig) und Henry Beck (Schleusingen), schob sich aber schon auf dem Rad gemeinsam mit Daniel Wienbreier nach vorne und wechselte nur wenige Sekunden hinter dem Wolfsburger als Vierter auf den abschließenden selektiven Laufkurs. „Das Podium war in diesem Moment schon mein Ziel. An den Sieg habe ich aber noch gar nicht gedacht, denn die anderen können auch schnell laufen“, sagte Schwarz. Immerhin lag der 26-Jährige zu diesem Zeitpunkt über vier Minuten hinter Beck und dem durch die schnellste Radzeit auf den Thüringer aufgefahrenen neuen Spitzenreiter Florian Seifert. Doch nach etwas mehr als Hälfte hatte Schwarz den Rückstand egalisiert, flog an dem Duo vorbei und setzte sich an die Spitze. „Damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Als er aber dann vorbeigelaufen ist, wusste ich, dass es mit dem Titel nicht klappt, weil er einfach viel schneller war als wir“, sagte der letztjährige Zweitplatzierte Florian Seifert, der sein Ziel des Sieges in Nordhausen aber nicht aus den Augen verliert und einen neuen Angriff starten will.  

Alter Streckenrekord um vier Minuten unterboten  


Bis ins Ziel baute der Münchner Polizeibeamte sein Polster noch auf über drei Minuten aus und unterbot den alten Streckenrekord von Georg Potrebitsch aus dem Jahr 2013 deutlich. Die alte Bestmarke von 3:57:44 Stunden schraubte er auf 3:53:49 Stunden nach unten. Im Halbmarathon nahm der noch als Amateur startende Schwarz den Profis um Seifert, Beck und Co teils über acht Minuten ab. Knapp 1:13 Stunden benötigte Schwarz für die 21 Kilometer durch die Nordhäuser Altstadt und das Gehege. Das Duell um Platz zwei entschied Florian Seifert für sich, nachdem Henry Beck Anfang der letzten von insgesamt vier Laufrunden von jeweils fünf Kilometern abreißen und dem von hinten heranstürmenden Daniel Wienbreier Platz drei überlassen musste. „Natürlich hätte ich gern gewonnen, bin aber trotzdem zufrieden und konnte sowohl meine letztjährige Zeit und den alten Streckenrekord unterbieten“, so Seifert im Ziel. Für Überraschungsmann Schwarz stand schon im Siegerinterview fest, dass er im nächsten Jahr seinen Titel verteidigen möchte. „Meine Freundin hatte eigentlich auch gemeldet, brach sich aber das Bein. Sie möchte 2017 auf jeden Fall starten, sodass wir wieder dabei sein werden“, so Schwarz. Vorjahressieger Peter Seidel lieferte mit Platz fünf und der viertschnellsten Laufzeit ebenfalls ein solides Rennen ab und bewies, dass nach Problemen zu Saisonbeginn rechtzeitig vor seiner nächsten Langdistanz bei der Challenge Almere in drei Wochen die Form wieder in die richtige Richtung geht.

Lokalmatadorin präsentiert sich in guter Form


Nachdem sie im letzten Jahr vor heimischer Kulisse von Suse Werner bezwungen wurde, gelang der Nordhäuserin Katja Konschak diesmal wieder der Sprung ganz nach oben auf das Treppchen. Die beiden Konkurrentinnen hatten in der Saisonvorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen. Während sich Konschak die Hand brach und im Schwimmen eingeschränkt war, hatte Werner Hüftprobleme und musste eine mehrwöchige Laufpause einlegen. Wie sie mit ihrem zweiten Platz bei der Ironman-EM in Frankfurt bewies, baute Konschak trotz der Probleme schnell wieder ihre Form auf. Auch beim ICAN, einem wichtigen Gradmesser für die Ironman-WM auf Hawaii Anfang Oktober, war die zweifache Mutter etwas überraschend schon nach dem Schwimmen ganz vorne zu finden. „Hier war ich mir vorher noch etwas unsicher, schließlich fehlten mir im Wasser einige Kilometer“, so Konschak. Zwar übernahm Suse Werner zwischenzeitlich die Führung und setzte sich etwas ab, doch die Thüringerin eroberte schon Ende der ersten Radrunde nach 50 Kilometern ihre Spitzenposition zurück und hielt sie mit einigen Sekunden Abstand bis zum zweiten Wechsel. Auf ihrer zuletzt folgenden Lieblingsdisziplin, dem Laufen, ließ die aktuelle Deutsche Langdistanzmeisterin dann nichts mehr anbrennen und setzte sich diesmal am Ende ungefährdet durch: „Es geht in allen Disziplinen in die richtige Richtung. Die Form fühlt sich besser an als noch vor zwei Jahren vor meinem letzten Hawaii-Start“, so Konschak. Auch Werner zeigte sich trotz ihrer verpassten Titelverteidigung keineswegs enttäuscht. „Im Laufen war ich genauso schnell wie im Vorjahr, insgesamt war ich nur eine Minute langsamer. Von daher war die Zeit gar nicht so schlecht. Wenn ich im kommenden Jahr ohne Verletzung durchkomme, kann ich vielleicht auch wieder das oberste Treppchen angreifen“, zeigte sich die 24-Jährige bereits angriffslustig für die fünfte Auflage.

Röver und Fricke gewinnen ICAN64


Über den kürzeren ICAN64 über 1 Kilometer Schwimmen, 53 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen setzten sich Franziska Röver und Lars Erik Fricke durch. Der Apoldaer zeigte sich nur zwei Wochen nach seinem neunten Platz beim Norseman, einem der wohl weltweit härtesten Langdistanz-Rennen, schon wieder erstaunlich gut in Form und feierte einen Start-Ziel-Sieg. „Ich bin froh, hier gewonnen zu haben. Es ist fantastisch, was in Nordhausen entsteht“, so Fricke. Nach 2:16:10 Stunden Rennzeit verwies er den Berliner Sebastian Kurt und Thomas Röver aus Magdeburg auf die Plätze zwei und drei. Schnellste Frau war Franziska Röver (Magdeburger Triathlonclub), gefolgt von Anna Riethmüller (TSV Eschwege) und Elke Schönhardt. 

Insgesamt fanden an beiden Tagen des Nordhäuser Triathlonwochenendes – bereits am Sanstag standen im Rahmen des 14. Scheunenhof-Triathlons kürzere Streckenlängen auf dem Programm – knapp 700 Athletinnen und Athleten den Weg in die Rolandstadt und sorgten für einen neuen Teilnehmerrekord. Bei der vierten Auflage des ICAN starteten fast 300 Sportlerinnen und Sportler. „Das Starterfeld wächst kontinuierlich und auch die Resonanz der Zuschauerinnen und Zuschauer steigt weiter. Rund um die Rad- und Laufstrecke versammelten sich tausende Nordhäuser, die die Athleten anfeuerten und zu Höchstleistungen antrieben. Natürlich brauchen wir weiter Geduld, aber in drei Jahren ist die 400-Teilnehmer-Marke für den Sonntag unser Ziel“, richtet Renndirektor Ulrich Konschak bereits den Blick in die Zukunft.