IM Hawaii: Die Sieger sprechen Deutsch

von J. Richter - triathlon magazin für tri2b.com | 16.10.2005 um 06:00
Es wird weiter Deutsch gesprochen in Kona: In den frühen Morgenstunden (3 Uhr MEZ) hat der Münchener Faris Al-Sultan nach 8:14:18 Stunden den IRONMAN Hawaii gewonnen. Bei den Frauen triumphierte zum sechsten Mal Natascha Badmann ...

Zum zweiten Mal in Folge hat ein Deutscher den IRONMAN auf Hawaii gewonnen. Doch es war nicht etwa der haushohe Favorit Normann Stadler, der die 29. Auflage des Rennen entlang der Kona-Küste dominierte, sondern der Vorjahresdritte Faris Al-Sultan. Gleich zu Beginn des 180 Kilometer langen Radparts hatte der 27-jährige Münchner die Führung an sich gerissen und nur kurzfristig an den Dänen Torbjörn Sindballe übergeben müssen, der im abschließenden Marathonlauf keine Rolle mehr spielen sollte. Zweiter am Pier von Kailua-Kona wurde der Neuseeländer Cameron Brown, der dreifache Hawaii-Champion Peter Reid (CAN) erreichte kurz dahinter als Dritter das Ziel. Für Al-Sultan, der zum dritten Mal auf Big Island angetreten war und in den beiden Vorjahren jeweils den Sprung unter die besten Zehn geschafft hatte, lief das Rennen bei fast rekordverdächtigen Bedingungen wie geplant: Als Dritter (49:54 Minuten) hatte Al-Sultan die Auftaktdisziplin, das 3,9 Kilometer lange Schwimmen in der Bucht von Kailua-Kona in Tuchfühlung zu Etappensieger Hirokatsu Kayama (JPN, 49:26 Min.) und dem fünffachen Kurzdistanzweltmeister und Mitfavoriten Simon Lessing (GB, 49:43 Min.) beendet und sofort die Initiative übernommen. Auf der Radstrecke durch die schwarze Lavawüste der Kona-Küste im Nordwesten Big Islands gelang es Vorjahressieger Normann Stadler nicht, den Abstand zu Al-Sultan spürbar zu verkürzen, wenngleich der Mannheimer bei seiner Aufholjagd von Platz 67 nach dem Schwimmen (55 Min.) die Verfolger um Reid (Sieger 1998, 2000 und 2003) und Tim DeBoom (USA, Sieger 2001 und 2002) deutlich hinter sich lassen konnte. Zwei Reifendefekte warfen den 32-Jährigen nach 100 Kilometern weit zurück, wenig später gab er das Rennen auf. Sindballe übernimmt Führung - und zollt der Tribut An der Spitze sorgte für kurze Zeit der Däne Torbjörn Sindballe, im Vorjahr Achter, für Bewegung: 20 Kilometer vor der Stadtgrenze Konas stellte er den flüchtigen Al-Sultan und fuhr auf dem windanfälligen Teilstück zwischen Keahole Airport und der Wechselzone am Pier von Kailua-Kona noch etwas mehr als eine Minute Vorsprung heraus. Doch bereits auf den ersten Kilometern des Marathon musste der 83-Kilo-Mann aus Lyngby einer langwierigen Knieverletzung Tribut zollen, während Al-Sultan bei der zweiten Passage Konas auch seinen Vorsprung auf Reid und den US-Amerikaner Chris Lieto ausbauen konnte. Die letzten drei Kilometer wurden für Al-Sultan zu einem Triumph, den er erst kurz vor der Ziellinie genießen konnte: "Ich hatte so große Angst, Peter könnte urplötzlich doch noch neben mir auftauchen, dass ich mich nicht getraut habe, die vielen Hände zu schütteln, die sich mir entgegen streckten", meinte der sichtlich matte Sieger im Ziel. Jones´ Schritte wurden immer kürzer ... Es war genau in dieser Minute, als das Frauenrennen eine dramatische Wendung erlebte, die sich freilich seit vielen Kilometern abgezeichnet hatte. Immer kürzer waren auf dem Weg hinunter ins Natural Energy Lab, für viele die Schlüsselstelle dieses schweren Rennens, die Schritte der führenden Michellie Jones (AUS) geworden, die das Rennen ähnlich wie Al-Sultan seit dem Beginn der Radstrecke dominiert hatte. Die Olympiasiegerin des Jahres 2000 konnte bis zum Wendepunkt in dem kleinen Dorf Hawi überraschend sogar Zeit gut machen zur fünffachen Siegerin Natascha Badmann (SUI), deren Spezialdisziplin das Radfahren ist. Doch ab hier holte sich Badmann Minute um Minute zurück auf dem Weg zu ihrem sechsten Erfolg, der sie in der Rekordliste des IRONMAN Hawaii wieder einen Schritt näher an die Amerikanerin Paula Newby-Fraser bringt, die das Rennen achtmal gewinnen konnte. Badmann, die "Esoterikerin", die seit Jahren ihre gesamte Saisonplanung diesem einen Rennen unterordnet, genoss das Bad in der Menge derart überschwänglich, dass sie von ihren drei Minuten Vorsprung zur Überraschungszweiten Jones noch 40 Sekunden verlor. Die konnte ihren Erfolg kaum fassen. "Ich habe niemals geglaubt, dass ich einmal beim IRONMAN landen würde. Und da komme ich hierher und werde gleich bei meinem ersten Start Zweite", sagte Jones unter Tränen. Auf Platz drei erreichte Kate Major aus Kalifornien, eine Trainingspartnerin von Michellie Jones, das Ziel in Kona, Katja Schumacher wurde als beste Deutsche Sechste.