Ironman 70.3 Kraichgau: Kienle gewinnt wieder beim Rennen dahoam

von tri2b.com | 07.06.2015 um 10:25
Das Kraichgau, das Land der 1.000 Hügel bleibt weiter das Wohnzimmer von Sebastian Kienle. Der amtierende Ironman Hawaii-Sieger gewann den Ironman 70.3 Kraichgau und verteidigte zudem den Mitteldistanz DM-Titel über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 3:51:56 Stunden am Ende klar vor Andreas Böcherer (3:58:06). Dritter wurde der Brite David McNamee (4:00:25). Bei den Frauen siegte die Dänin Camilla Pedersen (4:24:56) vor der Vorjahressiegerin Julia Gajer (4:27:16), die damit ihren DM-Titel ein weiteres Mal verteidigte. Über Rang Drei durfte sich Svenja Bazlen freuen.

Einmal den Ironman Hawaii-Sieger schlagen. Ein Wunschziel, das Sebastian Kienle bei vielen seiner Kontrahenten ausgelöst hat. Schon nach dem Schwimmen war klar, dieses Ziel würde schwer erreichbar sein, da die Profis aufgrund der hohen Wassertemperaturen ohne Neo schwimmen mussten. Sebi war nach den 1,9 Kilometern im Hardtsee auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe, die der Trierer Jens Roth in die Wechselzone führte.

Böchi mit Blitzwechsel, Sebi zwängt sich in den Zeitfahranzug

Als Erster auf dem Bike saß nach einem Blitzwechsel dann Andi Böcherer. Anders sah das Wechselprozedere bei Kienle aus. Der Tüftler aus dem nahen Mühlacker zwängte sich mühevoll in seinen besonderes windschlüpfrigen Zeitfahranzug und musste deshalb die Führenden erst einmal ein paar Meter ziehen lassen. Nach gut einem Drittel der 90 Radkilometer hatte sich das Feld dann bereits ordentlich sortiert. Nur noch Böcherer war als Kienle-Trophäenjäger übrig geblieben und gleichauf mit dem Topfavoriten. Jens Roth ließ abreißen und die weiteren Verfolger um den Griesheimer Patrick Lange waren schon über zwei Minuten zurück.

Als es nach 70 Kilometern hinauf in Richtung Tiefenbach ging, musste auch Böcherer die Kienle-Jagd endgültig einstellen. Der 30-jährige Hawaii-Sieger nahm den Anstieg allein mit kraftvollen Kurbelumdrehungen in Angriff. Waren es zunächst nur wenige Sekunden, so verlor Böcherer bis ins Radziel mit der finalen Überfahrt über den Schindelberg fast 90 Sekunden.

Kienle drückt die Radbestzeit auf 2:08:45 Stunden


Im Laufen war dann nach wenigen Kilometer klar: Sebastian Kienle wird seinen Vorjahressieg, der an gleicher Stelle noch als Challenge-Titel vergeben wurde, wiederholen. Mit schnellen und raumgreifenden Schritten vergrößerte er schnell den Vorsprung auf den dagegen fast schon behäbig wirkenden Böcherer auf über drei Minuten. Dahinter formierte sich mit über zehn Minute Rückstand ein Trio mit Patrick Lange, dem Franzosen Antony Costes und dem Briten David McNamee, um Rang drei auszukämpfen.

Spannung versprach jetzt vor allem noch ein Blick auf die Zeit. In 2:08:45 Std. hatte Kienle zuerst den Radrekord von Normann Stadler aus dem Jahr 2010 um 49 Sekunden verbessert. Doch der Streckenrekord von Andreas Raelert aus dem Jahr 2012 (3:48:15 Std.) sollte am Ende unangetastet bleiben. Kienle feierte damit seinen dritten Kraichgau-Erfolg nach 2009 und 2014. Böcherer wurde mit gut sechs Minuten Rückstand Zweiter und durfte sich über ein weiteres Ironman 70.3-Podium freuen, nachdem er zuletzt schon die Konkurrenz in Pay´s de Aix und St. Pölten gewann. Die besten Beine im Kampf um Rang drei hatte dann McNamee. Patrick Lange musste auch Costes ziehen lassen und wurde als Gesamtfünfter noch mit DM-Bronze belohnt.

Ein Doppel-Duo bestimmt lange den Rennverlauf

Im Feld der Frauen lief es von Anfang an auf ein Duell Dänemark gegen Deutschland hinaus. Dänemark in Form Camilla Pedersen gegen die German Girls um Anja Beranek, Svenja Bazlen, Julia Gajer und Laura Philipp. Nahezu zeitgleich kamen die Favoritinnen aus dem Hardtsee, nur Laura Philipp musste das Quartett mit Pedersen, Beranek, Gajer und Bazlen ziehen lassen.
Schon nach der ersten Überfahrt über den Schindelberg zeichnete sich ab, dass Anja Beranek und Camilla Pedersen den Rennverlauf wie gewohnt von vorne bestimmen. Bazlen und Gajer mussten das Duo ziehen lassen. Nach gut der Hälfte der Radstrecke war die Lücke der beiden Pärchen auf gut eineinhalb Minuten angewachsen. Auf dem Rückweg in Richtung Bad Schönborn blieben Beranek und Pedersen weiter zusammen, während die Vorjahressiegerin Gajer sich von Bazlen lösen könnte und mit etwas über zwei Minuten Rückstand auf die Führenden in die Laufschuhe wechselte.

Gajer und Bazlen stoßen Beranek vom Podest

Nach der ersten der drei Laufrunden hatte Pedersen dann eine kleine Lücke zu Beranek aufgelaufen. Auf den nächsten Kilometern musste die Deutsche allerdings dann ihr Tempo weiter drosseln. Pedersen zog schnell bis auf zwei Minuten weg und Gajer hatte ihrerseits den Rückstand zu Beranek zugelaufen und überholt. Der Abstand zwischen Gajer und der führenden Dänin blieb nun konstant. Pedersen, die 2013 den Ironman Frankfurt gewann, war der Sieg im Kraichgau nicht mehr zu nehmen. Hinter Julia Gajer hatte Svenja Bazlen das bessere Lauffinale und verdrängte Beranek noch auf Rang vier. Laura Philipp wurde Fünfte.