Ironman 70.3 WM Mooloolaba: Auf der Suche nach dem Frodeno-Nachfolger

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 02.09.2016 um 10:43
Mitten in der Nacht vom kommenden Samstag auf Sonntag deutscher Zeit werden im australischen Mooloolaba die Ironman 70.3-Weltmeister der Saison 2016 gekürt. Nach dem Startverzicht von Titelverteidiger Jan Frodeno rückt einmal mehr Sebastian Kienle, der Vorjahreszweite von Zell am See und Weltmeister von 2012 und 2013, in die Favoritenrolle. Obwohl einige der Topathleten die Medaillenjagd an der fernen Sunshine Coast auslassen, wird Kienles Anlauf auf den dritten WM-Titel ein schwieriges Unterfangen werden. In der Frauenkonkurrenz geht die Schweizerin Daniela Ryf als Titelverteidigerin und Topfavoritin ins Rennen, wobei die Überfliegerin der Vorsaison die zwei Langdistanzen in Roth und Zürich binnen acht Tagen noch in den Beinen spüren könnte.

2012 war Kienles Erfolg eine Überraschung, die Titelverteidigung im Jahr darauf ebenfalls, da der Knittlinger in der Saison damals lange verletzungsbedingt nicht in Schwung kam. In dieser Saison lief es bei Kienle im Training rund, er gewann beim Sommer-Höhepunkt in Frankfurt und hat sich seitdem gezielt auf das WM-Rennen in Mooloolaba vorbereitet. Dort wird Kienle dann auf den Kanadier Lionel Sanders treffen, der das erste Saisonduell der beiden beim Ironman 70.3 St. George Anfang Mai für sich entscheiden konnte. Fünfmal stand Sanders in diesem Jahr schon auf Rang eins beim einem Ironman 70.3-Rennen. "Bei der WM werde ich mich ans Limit pushen," erklärte der 28-Jährige zuletzt im tri2b.com-Interview. 

 

Der Radkurs ist lange flach, dann folgt eine Rampe

 

Unschlagbar ist aber auch Sanders nicht. Vor drei Wochen beim Ironman 70.3 Wiesbaden knackte Andreas Dreitz den Kanadier. Dreitz hat sich dadurch in die Rolle eines Mitfavoriten auf den WM-Titel manövriert. Die Taktik des Oberfranken dürfte klar sein - Attacke vom Start weg, um schnelle Läufer wie Sanders auf Distanz zu halten. Die Radstrecke an der Sunshine Coast ist allerdings mit 670 Höhenmetern als nur mittelschwer einzustufen, was normalerweise den schnellen Läufern in die Karten spielen dürfte. Erst nach 50 Kilometern stellt sich den Athleten eine steile Rampe in den Weg, danach geht es bis ins Radziel wellig weiter. Ein Kurs der Athleten wie dem Schweizer Ruedi Wild, Anthony Costes aus Frankreich und dem Briten Tim Don entgegen kommen könnte. 

Die Entscheidung um den WM-Titel dürfte deshalb auf den abschließenden 21,1 Laufkilometern fallen, die in einem zweimal zu durchlaufenden Wendpunktkurs entlang der Küste zu absolvieren sind. Der Laufkurs weist 52 Höhenmeter auf, wobei diese mehr oder weniger allesamt auf den "Alex Hill" entfallen, der insgesamt viermal, auch noch auf dem letzten Kilometer, überwunden werden muss.  

Neben Kienle und Dreitz sind in Mooloolaba aus Deutschland auch noch Christian Hörper, Maurice Clavel,  David Breuer und Paul Schuster im Feld der 49 Profis vertreten.

 

Ist Ryf schlagbar?

 

Bei den Frauen ist Daniela Ryf die klare Topfavoritin. Ihrem Ironman-Frankfurt DNF wegen Unterkühlung hat die Schweizerin zwei Langdistanz-Siege in Roth und Zürich innerhalb von acht Tagen folgen lassen. Top in Form präsentierte sich zuletzt aber auch Mellissa Hauschildt. Die Australierin war schon zweimal Ironman 70.3-Weltmeisterin und gewann zuletzt überlegen den Ironman 70.3 Wiesbaden. Die Heim-WM dürfte ihr Übriges dazu tun, so dass Mel Hauschildt Ryf durchaus etwas ärgern könnte. Ein Heimspiel wird das WM-Rennen auch für Caroline Steffen, die dort seit vielen Jahren ihr Trainingsdomizil aufgeschlagen hat. Die Schweizerin verzichtet in diesem Jahr auf den Ironman Hawaii, hat ihr ganzes Training auf die halbe Ironman-Distanz ausgelegt und ist damit eine ernst zunehmende Podiumsanwärterin.   

Aus deutscher Sicht hat Laura Philipp Chancen auf eine Topplatzierung. Im Mai triumphierte die gelernte Physiotherapeutin auf Mallorca und in St. Pölten. Zuletzt war sie Dritte beim Ironman 70.3 Wiesbaden. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme will Philipp nun leistungsmäßig an die Frühjahrserfolge anknüpfen. Insgesamt kämpfen am Sonntag 34 Profifrauen um den WM-Titel, aus Deutschland wollen dabei Natascha Schmitt, Ricarda Lisk und Astrid Stienen möglichst weit vorne ankommen. 

 

Fans müssen lange wach bleiben

 

Über 3.000 Athleten aus über 80 Nationen, das größte Feld in der bisherigen Ironman 70.3-Geschichte, werden in Mooloolaba das WM-Rennen in Angriff in nehmen. Erwartungsgemäß stellt der Gastgeber Australien mit 838 gemeldeten Teilnehmer das größte Kontingent. Die USA (647) folgt an Position zwei vor Großbritannien (165). Deutschland ist in Down Under mit 163 Teilnehmer die viertstärkste Triathlonnation. 

Gestartet wird die Ironman 70.3-WM 2016 um 6:15 Uhr (Sonntag, 4.9.) Ortszeit mit den Profis (deutsche Zeit 22:15 Uhr, Samstag, 3.9.) Die Alterklassenathleten werden 20 Minuten später in den Pazifik geschickt. Der neue Weltmeister dürfte um circa 2 Uhr nachts deutscher Zeit am 4.9. feststehen. Eine Livereportage gibt es auf www.ironman.com