Ironman Austria: Vanhoenacker bleibt unschlagbar, Carfrae mit Streckenrekord

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 26.06.2016 um 18:49
Marino Vanhoenacker hat ein weiteres Kapitel Ironman-Klagenfurt-Geschichte geschrieben. Der Belgier gewann in 8:04:18 Stunden den Ironman Austria 2016 und fügte seiner unglaublichen Siegesserie Erfolg Nummer acht hinzu. Rang zwei ging an den Ukrainer Victor Zyemtsev (8:09:54), Alessandro Degasperi (8:13:53) wurde Dritter vor dem Österreicher Michael Weiss. Das Frauenrennen wurde zur Show von Mirinda Carfrae. Die Australierin drückte den Streckenrekord auf 8:41:17 Stunden und siegte mit 16 Minuten Vorsprung vor Michaela Herlbauer (8:57:23), die sich damit auch österreichischen Staatsmeistertitel vor der Tagesdritten Elisabeth Gruber (9:17:20) sicherte.

Marino Vanhoenacker gestaltete das Rennen in seinem Klagenfurter Wohnzimmer wie es erwartet wurde. Der 39-Jährige übernahm schon bald nach dem Schwimmen, das die Profis aufgrund der warmen Wassertemperaturen ohne Wetsuit absolvieren mussten und vom Brasilianer Thiago Vinhal dominiert wurde, in seiner typischen Manier die Spitzenposition. Nur der Franzose Antony Costes und Lokalmatador Paul Reitmayr konnten den Rhythmus des Belgiers mitgehen. 

 

Vanhoenacker nur zum Schluss solo

 

Allerdings nahm sich Vanhoenacker zwischendrin auch kleine Auszeiten und seine beiden Mitstreiter Costes und Reitmayr führten das Spitzentrio an. Die gefürchteten laufstarken Verfolger um David Plese, Alessandro Degasperi, Bart Aernouts und Victor Zyemtsev waren auf der ersten der beiden Laufrunden schon um rund vier Minuten distanziert worden. Als es nach gut 150 Kilometern zum zweiten Mal über den Rupertiberg ging, war Vanhoenacker allein in Führung. Costes und Reitmayr folgten mit unter einer Minute Rückstand. Der Abstand zum Rekordsieger sollte aber auf den letzten abfallenden Kilometern in Richtung Klagenfurt noch bis auf über vier Minuten anwachsen. Bis auf Rang vier, mit knapp fünf Minuten Rückstand, hatte sich der Vorjahreszweite Michael Weiss nach vorne geschoben und nahm den Marathon ebenfalls mit besten Podiumsambitionen in Angriff. Die nächsten Verfolger, unter anderem Plese, Aernouts, Degasperi und Zyemtsev hatten über zehn Minuten auf Vanhoenacker verloren.

 

"Bink" kontrolliert zum 8. Sieg - Oldie Zyemtsev rennt 2:39er Marathon

 

Bei mittlerweile auch in Klagenfurt einsetzendem Regen lief Vanhoenacker sein Rennen von der Spitze routiniert nach Hause. Der kühlende Regen dürfte "Bink", so der Spitzname des Flamen, dabei mehr als recht gewesen sein. Hatte er doch in der Vergangenheit in so manchen Hitzeschlachten teils komfortable Vorsprünge noch verspielt. Dahinter sorgte ein echter Triathlon-Oldie für Aufsehen. Victor Zyemtsev, der 43-jährige zehnmalige Ironman-Sieger aus der Ukraine, lief an allen Konkurrenten vorbei bis auf Rang zwei. Zyemtsev (8:09:54), der in den Jahren 2002 bis 2004 bereits in Klagenfurt triumphierte,  lief mit einem Marathon in 2:39:58 Stunden noch bis auf fünf Minuten an Vanhoenacker (8:04:18) heran, der seinen achten Klagenfurt-Sieg gebührend feiern durfte.  Michael Weiss, der wenige Kilometer vor dem Ziel noch Rang drei inne hatte, musste sich im Finale noch dem Italiener Alessandro Degasperi beugen. Auf den Rängen fünf und sechs folgten David Plese aus Slowenien und der Belgier Bart Aernouts. Paul Reitmayr wurde Siebter, nachdem er das Rennen auf dem Rad lange mitbestimmt hatte.

 

Carfraes Fight mit Corbins Bestzeit  - Herlbauer bleibt unter der 9-Stundenmarke

 

Im Frauenrennen waren (fast) alle Augen auf Mirinda Carfrae gerichtet, verbunden mit der Frage: Kann die flinke Australierin einen neuen Kursrekord aufstellen? 8:42:42 Stunden war die US-Amerikanerin Linsey Corbin vor zwei Jahren bei ihrem Rekordrennen unterwegs. Carfrae kam zusammen mit der Österreicherin Michaela Herlbauer nach gut 59 Minuten aus dem Wörthersee. Die Kanadierin Karen Thibodeau war als Erste in 57:32 Minuten gut eineinhalb Minuten zuvor in die Wechselzone gestürmt.

Auf dem Rad fuhr Carfrae schon auf den ersten flachen Auftaktkilometern entlang des Wörthersee an die Spitze. Nur Herlbauer konnte einigermaßen folgen. Der Vorsprung der dreimaligen Ironman-Hawaii-Siegerin wuchs zunächst stetig an. Anfangs der zweiten Radrunde machte die Österreicherin, die im Kampf um den Staatsmeistertitel auch ihre Konkurrentinnen auf Distanz halten wollte, nochmals bis auf knapp unter drei Minuten heran. Im weiteren Verlauf verlor Herlbauer wieder an Boden, so dass Carfrae mit über fünf Minuten Vorsprung in die Laufschuhe wechselte. Ihre Rennzeit lag bei 5:50 Stunden. Ein Marathon in 2:50 Stunden, mehr oder weniger Standard für Carfrae, war nun für einen neuen Streckenrekord nötig.  

Die 42,2 Kilometer waren dann für "Rinny" ein Rennen gegen die Uhr. Den Halbmarathon spulte sie in 1:23:16 Stunden herunter und lag zu diesem Zeitpunkt noch klar auf Rekordkurs. Als es nochmals hinaus nach Krumpendorf ging, wurden auch die Schritte der Australierin etwas kürzer. Es zeichnete sich eine Sekundenentscheidung an. Doch Carfrae hielt dagegen und blieb am Ende in 8:41:17 Stunden eine gute Minute unter der alten Rekordmarke. Dahinter lieferte Michi Herlbauer ebenfalls eine starke Laufvorstellung ab, blieb in 8:57:23 Stunden unter der 9-Stundenmarke, und belohnte sich mit Rang zwei und dem Staatsmeistertitel. Rang drei ging mit Elisabeth Gruber ebenfalls Österreich. Die US-Amerikanerin Amber Ferreira, noch Dritte nach dem Radfahren, fiel auf Platz vier zurück.