Ironman-EM: Caroline Steffen siegt nach Marathon der Leiden

von Philipp Görgen für tri2b.com für tri2b.com | 24.07.2011 um 21:32
Caroline Steffen ist die neue Ironman-Europameisterin. Nach Rang zwei im Vorjahr konnte die Schweizerin beim Ironman Germany in einem dramatischen Lauffinale noch einen kleinen Rest ihres dahin schmelzenden Vorsprungs über die Ziellinie am Frankfurter Römerberg retten. Zweite wurde Lucie Zelenkova vor Sonja Tajsich ...

Caroline Steffen ist die neue Ironman-Europameisterin. Nach Rang zwei im Vorjahr konnte die Schweizerin beim Ironman Germany in einem dramatischen Lauffinale noch einen kleinen Rest ihres dahin schmelzenden Vorsprungs über die Ziellinie am Frankfurter Römerberg retten. Zweite wurde Lucie Zelenkova, die eine von hinten heran stürmende Sonja Tajsich gerade noch auf Distanz halten konnte. Es sollte der sprichwörtlich „längste Tag des Jahres“ werden und auch ein wahrhaft heißes Rennen, was die Dramaturgie betrifft. Die Sommerhitze an sich mussten sich aber auch die Damen im stark besetzen Profi Feld am Renntag vorstellen. "Auf dem Rad habe ich mir alles angezogen was ging - 3/4-Hose, Armlinge, Weste. Und das war auch gut so, sonst hätte ich es hier heute nicht geschafft", resümierte die Dritte Sonja Tajsich die Bedingungen und weiter: "Insgesamt bin ich sehr, sehr froh mit dem Rennen und denke, dass es für die Hawaii-Qualifikation reicht". Das konnte sie auch sein, denn nach dem Schwimmen, hatte die sympathische Regensburgerin satte neun Minuten Rückstand auf die spätere Siegerin Caroline Steffen und die zweitplatzierte Lucie Zelenkova. Die kamen am Langener Waldsee schon nach 49:16 und 47:59 Minuten aus dem Wasser. Yvonne van Vlerken, Meike Krebs, Desiree Ficker und die weiteren starken Frauen wie Nicole Leder, Diana Riesler und die Spanierin Virginia Berasategui folgten auf den Plätzen.

Steffen fährt Rekord – die anderen leiden
Auf dem Rad schlug dann die Stunde von Caroline Steffen. Die Schweizerin war absolut souverän – kraftvoller Tritt in bekannt niedrige Trittfrequenz, perfekte aerodynamische Haltung, wie bei Radprofis im Zeitfahren - hier allerdings über 180 Kilometer. Beim zweiten Wechsel lautete die Splitzeit: 4:51:07 – neuer Streckenrekord bei diesen widrigen Bedingungen. So mancher fühlte sich ob dieser Dominanz an Chrissie Wellington erinnert. Anderen erging es weniger gut. Während Tajsich, Zelenkova, van Vlerken und die anderen Pro-Damen allesamt Zeiten zwischen 5:03 und 5:18 Stunden realisierten, mussten Riesler und Ficker das Rennen nach der Hälfte der Radstrecke entkräftet aufgeben. Nicole Leder kam zwar noch, wenn auch bereits weit abgeschlagen, zum zweiten Wechsel, brach dann aber völlig unterkühlt zusammen und musste von den Sanitätern in Rettungsdecken gehüllt weggetragen werden.
Tajsich mit unglaublicher Aufholjagd
Auf der Laufstrecke spielten sich dann wahre Dramen ab. Steffen, die zu Beginn noch einen Vorsprung von über 13 Minuten auf Zelenkova und sogar sagenhafte 23 Minuten auf Tajsich hatte, musste geplagt von Krämpfen wiederholt stehen bleiben. "Ich hatte große Probleme mit der Kälte und bin sehr enttäuscht über die Laufzeit. Meine Füße habe ich nicht mehr gespürt. Ich habe unterwegs Kuchen und Salzstangen gegessen, weil ich wusste, wenn ich das nicht mache, ist es vorbei. Normalerweise mache ich das nie“, gab die Ironman Hawaii-Zweite auf der Pressekonferenz zu Protokoll und ergänzte: "Meine Beine waren wie Eisstangen. Die zweite und dritte Laufrunde gingen zwar etwas besser, aber in Runde vier ging es nur noch bergab." So war es denn auch denkbar knapp, als sie nach 9:12:13 Stunden vor dem Römer das Zielband durchlief. Denn nur 1:33 Minuten dahinter kam Lucie Zelenkova und nochmals 28 Sekunden dahinter Sonja Tajsich. Die Siegerin des Ironman Regensburg 2010 lief den mit Abstand besten Marathon des Tages in 3:04:48 Stunden und sicherte sich damit nach 9:14:14 Stunden den dritten Platz. Es fehlte nicht viel und die 35-Jährige hätte die Sensation geschafft und gewonnen. "Mein Ziel war es, den Marathon unter drei Stunden zu laufen. Auf der ersten Hälfte hat das auch gut geklappt, ich war unter 1:30 Stunden. Dann aber bin ich eingebrochen und musste mich wieder neu motivieren", erklärte Tajsich. Yvonne van Vlerken, zuletzt zweimal Zweite in Frankfurt, agierte diesmal unauffällig hinter der Spitze und landete am Ende mit einem Rückstand 1:23 Minuten zu Tajsich auf Platz vier. Auch die weiteren Top-Ten-Platzierungen waren alle dicht beisammen. Auf den Rängen sechs bis acht kam mit Meike Krebs, Silvia Felt und Susan Dietrich ein deutsches Trio ein. Die eigentlich stärker eingeschätzte Spanierin Virginia Berasategui kam als Zehnte glatt mit 9:37 Stunden ins Ziel.