Ironman France 2010: Das doppelte Doppel mit historischen Momenten

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 28.06.2010 um 06:37
Sie konnte sich nur selbst schlagen und sorgte für einen der dramatischsten Momente im sechsten Ironman France an der Côte d’Azur: Tine Deckers übernahm schnell die Führung auf dem Rad, um sich auf den Weg zur Titelverteidigung zu machen. Mit Erfolg und neuer Bestzeit. Er konnte, er wollte, neben der Titelverteidigung noch ein weiteres Zeichen setzen, ein Historisches: zum fünften Mal in Folge gewann der Spanier Marcel Zamora den Ironman ...

Leichter Dunst lag über dem Meer und der Himmel war wolkenlos. Es kündigte sich ein perfekter Renntag an, der großes erwarten lies. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Sie konnte sich nur selbst schlagen und sorgte für einen der dramatischsten Momente im sechsten Ironman France an der Côte d’Azur: Tine Deckers, noch fünfte nach dem Schwimmen, übernahm schnell die Führung auf dem Rad, um sich auf den Weg zur Titelverteidigung zu machen. Mit Erfolg und neuer Bestzeit. Er konnte, er wollte, neben der Titelverteidigung noch ein weiteres Zeichen setzen, ein Historisches: zum fünften Mal in Folge gewann der Spanier Marcel Zamora den Ironman von Frankreich. Mit Nicolas Becker konnte nach 48 Minuten ein Franzose die zwei Runden Schwimmen über 3,8 km für sich entscheiden. Er hatte damit einen Vorsprung von 1:46 Minuten auf seine Verfolger Frederic Van Lierde und Axel Zeebroek, beide aus Belgien, heraus geschwommen. Marcel Zamora stieg weitere 2:15 Minuten an vierter Position aus dem 22° C warmen Mittelmeer. Was nun folgte war ein akribisch abgespultes Programm des Spaniers, der nicht nur ein perfekter Zeitfahrer ist, sondern auch den enormen Vorteil der ihm bestens bekannten Strecke nutzte. Nach der Hälfte der Radstrecke, Becker hatte längst seine Führung an Lierde abgegeben und war zurückgefallen, zog Zamora am schnellen Franzosen Romain Guillaume und Zeebroek vorbei, um sich mit Van Lierde ein spannendes Duell bis zum zweiten Wechsel an der Promenade von Nizza zu liefern. Den erreichten beide zusammen mit einem beachtlichen Vorsprung. Es folgte der abschließende Marathon über vier Runden an der Promenade des Anglais. Der sollte das Meisterstück mit historischer Wirkung für Marcel Zamora werden. Nach wenigen Kilometern schon setzte er sich vom Belgier ab und vergrößerte stetig den Abstand, in Gedanken nur einen Plan, seinen Plan verfolgend: der fünfte Sieg in Folge. Und das wirkte mit jeder Runde realistischer. Auch Van Lierde hatte dem nichts mehr entgegen zusetzen, trotz persönlicher Marathon Bestzeit. Nach 8:25:28 Stunden lief Zamora schließlich zum fünften Mal hintereinander als Erster über die Ziellinie des Ironman France. Das war damit nicht nur der fünfte Sieg, es war auch ein neuer Streckenrekord. Die Rekordzeit des Vorjahres, ebenso vom Spanier aufgestellt, unterbot auch fast noch Frederik van Lierde (8:30:39), der nur fünf Minuten hinter Zamora als Zweiter durchs Ziel lief. Von den deutschen Pro Triathleten war keiner am Start und so war es Michael Wetzel (AK25), der überraschend als Achter und damit bester Deutscher finishte. Auch ein Sturz birgt Deckers nicht aus dem Konzept Beinahe parallel zu Zamoras Rennen verlief das der Belgierin Tine Deckers, die ebenso die Absicht hatte ihren Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Sie kam als Fünfte nach fast einer Stunde aus dem Wasser. Doch zu ihrer Überraschung hatte eine sichtlich in bestechender Form gestartete Johanna Daumas als schnellste Schwimmerin, einen Vorsprung von über sieben Minuten mit auf die Radstrecke genommen. Und die 33-jährige Französin kämpfte tapfer, so dass Deckers nur langsam näher kam. Erst nach über zwei Drittel der Radstrecke kam Daumas in Sichtweite. Nach fast sechs Stunden in Führung zog Tine Deckers an der Französin vorbei und baute von nun an ihre Spitzenposition aus. Doch dann die wohl größte Schrecksekunde des Rennens, als die Belgierin von den Bergen kommend, in der letzten engen Kurve hinein nach Nizza stürzte. Aber ohne größere Verletzung ist Deckers sofort wieder aufgestanden und weiter gefahren. Selbst das hat sie keineswegs von ihrer Absicht abgebracht, hier zum zweiten Mal zu gewinnen. Der Marathon war für sie reine Formsache und mit dieser Laufleistung die Krönung ihrer gelungen Titelverteidigung. Mit neuer Bestzeit lief Tine Deckers nach 9:21:29 Stunden durchs Ziel. Zweite wurde Erika Csomor aus Ungarn (9:36:08), die Ironman-Debütantin Johanna Daumas viel auch aufgrund eines Leistungstiefs gegen Ende der Radeinheit auf Platz fünf zurück. Sie blieb aber dennoch unter zehn Stunden, ebenso wie die Deutsche Britta Martin auf Rang vier und die drittplatzierte Alexandra Louison. Die zweite Deutsche im Profifeld, Linda Schuecker aus Münster erreichte Rang elf im Gesamteinlauf.