Ironman Regensburg: Fachbach und Beth gewinnen den Regen-Showdown

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 08.08.2011 um 13:00
Ellis Mary Beth und Markus Fachbach gewinnen den Ironman in der oberpfälzer Donaustadt bei anhaltendem Regen. Andreas Raelert wird 335. in 10:21:05 Stunden und ist damit ebenso für Hawaii qualifiziert ...

Die US-Amerikanerin Mary Beth Ellis hat nach Kärnten bei anhaltendem Regen und Wind auch den Ironman Regensburg
gewonnen. Souverän hat sie nach 9:18:55 Stunden mit 10 Minuten Vorsprung auf die Deutsche Annett Kamenz das Zielband durchlaufen. Seinen ersten Ironman gewann der Jungprofi Markus Fachbach in 8:29:18 Stunden, der mit dem nasskalten Wetter am besten zurecht kam. Zweiter wurde in einem spannenden Laufduell der Schweizer Stefan Riesen vor Frank Vytrisal. Nach ihrem Ironman-Debüt in Rekordzeit stand Ellis für viele schon als klare Favoritin auf dem Papier. Ähnlich wie bei der Drittplatzierten Nicole Leder war ihre Leistung jedoch einzig eine Frage der Regeneration. Besonders die Darmstädterin wollte in der Donaustadt ihr tragisches Ausscheiden aufgrund eines Kollapses während des Regenrennens von Frankfurt vergessen machen. Doch ausgerechnet ähnliche Bedingungen waren nun auch wieder für Regensburg angekündigt. Zum Auftakt des Rennens am Guggenberger See sah der Himmel zwar entgegen der Vorhersagen noch moderat aus, vereinzelte Schauer wechselten sich mit gelegentlichen Wolkenlücken ab, doch das sollte sich ändern. Von strahlendem Sonnenschein, wie bei der Premiere 2010, war man am Sonntag weit entfernt. Die Einzige, die auch an diesem Morgen vor dem Start strahlte, war Heidi Jesberger, die sich viel für das Rennen um das Weltkulturerbe vorgenommen hat. Sie kommt mit beinahe jeder Wetterlage zurecht, wie auch auf Lanzarote, wo sie Vierte wurde.

Ellis bei Wind und Wetter
Als Erste aus dem Wasser, unmittelbar hinter der Männerspitze um Andreas Raelert, stieg dennoch die zweimalige Ironman 70.3 Vize-Weltmeisterin Mary Beth Ellis nach 49:20 Minuten und wirkte dabei sichtlich entspannt. Ihr folgte die Niederländerin Mirjam Weerd, sie benötigte nur 57 Sekunden mehr für die 3.800 Meter. Keine Entspannung, sondern große Spannung versprachen die weiblichen Verfolger der Siegerin von Kärnten. Denn nur zwei Minuten dahinter kamen bereits die Koblenzerin Katja Rabe, Heidi Jesberger und Nicole Leder in knappen Abständen aus dem Guggenberger See. Die Regenschauer nahmen zu und die anfangs schwülen Temperaturen sanken spürbar. Von Krämpfen geplagt, musste Ellis das Tempo drosseln und so übernahm Weerd die Führung auf dem Rad zusammen mit Katja Rabe. Später schloss die in Kanada lebende Deutsche Annett Kamenz zur Spitzengruppe auf und fuhr ab Mitte des Rennens ganz vorne. Doch die Zeitabstände des Sextetts blieben bis zum zweiten Wechsel überschaubar, lediglich der Rückstand von Favoritin Mary Beth Ellis war zeitweise auf über 5 Minuten angewachsen. Zu Beginn des Marathons lag sie aber schon wieder auf Platz drei und erlebte ihr zweites Hoch, während das Tief über Bayern weiter seine Schleusen öffnete. Nach Hälfte der letzten Disziplin übernahm die Amerikanerin dann wieder die Spitze und sollte die bis ins Ziel nicht mehr abgeben. Ihr folgte Kamenz als Zweite und in einem packenden Finale sicherte sich eine glückliche Nicole Leder noch den dritten Platz vor der sympathischen Heidi Jesberger aus Bad Mergentheim. Als fünfte Deutsche und Sechste insgesamt kam Katrin Esefeld bei ihrem Ironman-Debüt hinter Katja Rabe ins Ziel, der Magenprobleme die letzen Kilometer zusätzlich das Leben schwer machten. Mirjam Weerd hat das Rennen nach Hälfte des Marathons aufgeben müssen.
Nach der Kür die Pflicht
Das Rennen der Männer war ähnlich packend. Schon im Wasser macht der Darmstädter Markus Fachbach ernst und biss sich regelrecht an den Füßen von Andreas Raelert und Horst Reichel fest. Reichel war an diesem Sonntag aber nicht der Schnellste im Guggenberger See und so musste er den Titel des „First out of Water“ dem britischen Agegrouper David Bartlett überlassen. Als Erster auf dem Rad war er dank eines schnellen Wechsels dennoch. Langsamer dagegen ging es nach dem Schwimmen der Rostocker Raelert an. Noch die Müdigkeit vom Rekordrennen in Roth in den Knochen steckend und mit Weitsicht auf Hawaii, schonte er sich aufgrund einer leichten Sprunggelenksverletzung bei seinem Pflichtstart für die Qualifikation. Er musste lediglich das Ziel erreichen und nutzte diese Möglichkeit daher für eine sportlich caritative Geste. Für jeden Athleten, der vor ihm das Ziel erreichte, plante der Hawaii-Zweite einen Betrag von bis zu 20 Euro für einen guten Zweck zu spenden. Wie sich das dann entwickeln würde, konnte sich vorab keiner so richtig ausmalen. Ein Raelert, der langsamer als 9 Stunden unterwegs sei, kaum vorstellbar.
Gewinnen oder Platzen
Markus Fachbach schloss zügig auf Horst Reichel auf, mit dem er fortan lange im Wechsel die Führung des 2.200 Teilnehmer großen Feldes übernahm. Regen und Wind bestimmten mehr und mehr den Rennverlauf, während Fachbach und Reichel das Tempo hoch hielten. Doch einen ließ die kühle und nasse Witterung dennoch kalt - Frank Vytrisal setzte voll auf Angriff. Mit drei Minuten Rückstand aus dem Wasser flog der 44-Jährige heran und bei Kilometer 150 an dem Führungsduo vorbei. Mit der tagesschnellsten Radzeit von 4:33:36 Stunden und zwei Minuten Vorsprung wechselte er als Führender auf die Laufstrecke. Es dauert nur wenige Kilometer und der schonendere Radsplit zahlte sich für Commerzbank-Triathleten Fachbach aus. Er übernahm erneut die Führung und sollte sie während der verbleibenden Marathonkilometer auch nicht mehr abgeben. Markus Fachbach holt sich mit einer fantastischen Leistung in 8:29:16 Stunden den ersten Ironman Sieg seiner Karriere, eine „Mission possible“, auf die sich der 28-Jährige seit seinem ersten Ironman in Florida 2005 mit Wille und Fleiß hingearbeitet hat. „Gewinnen oder Platzen“, das war heute die Devise des Darmstädters. „Zum Glück habe ich es geschafft, das Rennen so zu kontrollieren, dass ich kein großes Risiko eingehen musste. Endlich hatte ich auch einmal das Glück auf meiner Seite und konnte zeigen, was ich wirklich drauf habe. Ich bin super happy!“, so Fachbach über seinen großartigen Erfolg. Hinter Vytrisal lauerte dagegen weitere Gefahr; ihm war mit Stefan Riesen ein anderer schneller Läufer auf den Fersen. Kurz vor dem Ziel kam es zum Showdown in der Regenschlacht zu Regensburg, denn der Schweizer lief auf den Deutschen noch auf. Beide lieferten sich ebenso wie die weibliche Konkurrenz ein Herzschlagfinale, dass am Ende Riesen als der Glücklichere hauchdünn für sich entscheiden konnte. Horst Reichel wurde Vierter und auch Lothar Leder war zufrieden mit dem erreichten sechsten Platz, nur knapp hinter dem besten Agegrouper Bas Diederen aus den Niederlanden.
Ein Sieg für den Sport
Beinahe zwei Stunden länger unterwegs und von den Zuschauern begeistert auf der Strecke gefeiert wurde Andreas Raelert. Seine Aktion war ein voller Erfolg, auch ohne Weltbestzeit und Sieg. Ein Gewinn war es auf jeden Fall für die Empfänger der Spende. Im Ziel blieb die Zeit für den 34-Jährigen schließlich bei 10:21:05 Stunden stehen, was den 335. Platz bedeutete. Respekt aber auch allen Athleten, denen es der Regen und Wind zusätzliche schwer bei der zweiten Auflage des Ironman Regensburg machte. Auf den letzten Metern war dann alles vergessen und die Freude groß über das Erreichte. 50 weitere Ironmänner- und Frauen haben in Regensburg ihr Ticket zur WM gelöst und werden nun am 8. Oktober auf Hawaii starten dürfen, um den wahren Geist der faszinierenden Sportart Triathlon zu inhalieren.