Thanyapura: Flatrate-Triathlontraining im Regenwald

von Bernd-Uwe Gutknecht für tri2b.com | 30.11.2016 um 13:15
Mein erster Gedanke, als der Taxifahrer den Abzweig Richtung „Thanyapura“ nimmt: Hey, ich wollte doch ins Trainings- und nicht ins Dschungelcamp! Die Sportanlage liegt tatsächlich mitten im Regenwald, im Hinterland von Phuket. Nur 15 Minuten vom Internationalen Flughafen entfernt und doch abseits des Touristenrummels. „Die Atmosphäre mitten im Dschungel ist echt einzigartig“, sagt Michael Raelert, der hier gerne während der Wintermonate trainiert und zuletzt zwei Monate am Stück in Phuket war. „Wenn man aus dem Pool steigt, kuckt man in die Natur. Nachts hört man nichts außer den Tieren im Regenwald. Ich fühle mich hier richtig wohl, auch für längere Trainingsperioden.“

Als ich mich mit dem jüngeren der Raelert Brothers treffe, hat er gerade ein Regenerationsschwimmen absolviert. Am Tag zuvor hatte er den legendären Laguna Phuket Triathlon gewonnen. Wie er mit den thailändischen Angestellten im Thanyapura umgeht, wie er vom lokalen Essen schwärmt, wie er die immer freundliche und fröhliche Mentalität der Thailänder beschreibt – man merkt: Michael Raelert fühlt sich hier zu Hause! „Für mich ist es schlicht die beste Trainingsanlage der Welt. Nicht so überlaufen wie z.B. die Kanaren. Ich kann hier Tempoläufe auf der Tartanbahn machen, Functional Training in den Fitnessstudios mit super Geräten. Ich kenne auch keinen anderen 50 Meter-Pool, in dem man unter Wasser von der einen bis zur anderen Seite schauen kann, so klar ist das Wasser. Und alles ist hier in Gehweite.“ 

 Die Thanyapura-Anlage inmitten des thailändischen Regenwalds - ©Thanyapura

 

Alles unter einem Dach

 

Der Olympische Pool (es gibt zusätzlich ein 25 Meter-Becken) hat FINA-Standard, d.h. er hat immer 26-28 Grad. Für die Betreiber bedeutet das viel Aufwand, sie müssen das Wasser mit Kaltwasserkanonen herunterkühlen! Denn die Außentemperaturen liegen meistens über 30 Grad. Individuelle Gäste können hier schwimmen, wann sie wollen. Gruppen bekommen fixe Trainingszeiten. Wenn nicht gerade die Deutsche Schwimm-Nationalmannschaft da ist wie im vorigen Winter, ist eigentlich immer genug Platz in den jeweils acht Bahnen. Neben dem Becken warten diverse Zugmaschinen für ein begleitendes Trockentraining. Paddles, Pull buoys, Flossen, Schwimmbretter usw. können umsonst benutzt werden. Regelmäßig bringt ein shuttle die Trainierenden an den etwa 20 Minuten entfernten Strand, um Freiwasserschwimmen üben zu können.

 Die Pools im Thanyapura - © Thanyapura

 

Das Hinterland lockt die Radfahrer mit einer exotischen Welt

 

Spektakulär sind die Radtouren. Wer mag, kann sich geführten Ausfahrten anschließen, die über 40 bis 120 Kilometer gehen. Da das Straßennetz rund um Phuket sehr überschaubar ist, kann man aber problemlos auf eigene Faust losziehen. Die erstaunlich gut asphaltierten Straßen führen durch Dörfer im Hinterland, in denen kaum Touristen vorbeikommen. Die tummeln sich mehr an den Stränden rund um Phuket Town. Das Thanyapura liegt im Norden, am Rande eines Naturparks, der von Massentourismus verschont wird. Sehr angenehm, für eine Pause einfach in einem der Orte anzuhalten, eine Portion sticky rice mit Kokosmilch statt eines Energieriegels zu essen und mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Dank diverser Triathlons und Radrennen sind sie an bunte Biker auf Hightech-Maschinen gewöhnt. Statt ständig auf die Wattzahlen zu schauen, sollte man sich hier ein wenig Zeit für diese doch exotische Welt nehmen. Wer sein eigenes Rad nicht bis nach Thailand schleppen will, kann sich im Thanyapura eines der rund 30 Cannondale-Bikes ausleihen. Wenn jemand nicht auf die Aeroposition verzichten mag, kann er ja einen Triathlonaufsatz mitbringen, die Mechaniker in der Bike Station helfen gerne. Aber natürlich sind auch die eigenen Räder willkommen.

 

23 Hektar Sport - von Beachvolleyball bis zum Obstacle-Parcours

 

Für´s Lauftraining bietet sich die Tartanbahn an, längere Joggingrunden sind rund ums Sportzentrum auch möglich, wobei es bei 30 Grad ratsam ist, eher morgens oder abends zu laufen. Was das Thanyapura so besonders macht, sind die vielfältigen Trainingsmöglichkeiten auf einer Fläche von 23 Hektar: sechs Tennis-Hartplätze, zwei Beachvolleyball-Felder, eine Leichtathletik-Arena und ein Rugby-Rasen laden zum Spielen ein. Oder warum nicht mal Thai-Boxen ausprobieren? In sämtlichen Disziplinen ist Personal Training möglich. Ein Obstacle-Parcours mit 16 Hindernissen bietet Abwechslung im Lauftraining. Zwei Fitnessräume mit neuesten Technogym-und Kinesisgeräten sowie Powerplates ermöglichen ein ausgeklügeltes Functional Training. In zwei Gymnastikräumen werden Kurse in Yoga, Pilates, Mindtraining, Meditation usw. angeboten. Aufgeschlossene Triathleten probieren hier alternative Trainingsmethoden aus.

Nach dem Training gibt es im Thanyapura eine Vielzahl von Entspannungsmöglichkeiten - dem Muskelkater geht´s so schnell an den Kragen - © Thanyapura

 

Auch ihre Routine-Checks können Athleten hier machen: von Videoanalysen im Schwimmen, Radfahren und Laufen über Laktattests, Ernährungsanalysen, Blut-, Vitamin-und Hormonchecks. Also genau die Untersuchungen, für die man im Alltag daheim selten Zeit findet. Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten, Chiropraktiker und die Allgemeinärzte in der ebenfalls auf dem Gelände angesiedelten Klinik sorgen für die nötige Professionalität. Ich habe mir am Tag nach dem Laguna Phuket Triathlon eine Tiefengewebsmassage mit einem Schuss Thai-Massage gegönnt, da geht`s an die Faszien ran und dem Muskelkater schnell an den Kragen. Am Tag danach lässt der Schmerz auch wieder nach...

 

Hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit gehören zum Programm

 

Es sind auch die Kleinigkeiten, die ein Trainingslager im Thanyapura so angenehm machen: die Athleten können ihre Sportklamotten in Waschmaschinen unentgeltlich säubern, überall auf der Anlage gibt es kostenloses Trinkwasser, im Hotelshop kann man sich mit Equipment der renommierten Marken eindecken: von der Schwimmbrille über die Laufschuhe bis zu Kompressionsstrümpfen. Man merkt deutlich die Handschrift der Sportdirektorin Alexandra Lochmatter. Die gebürtige Salzburgerin hat ein Jahrzehnt lang das Sportangebot im Playitas auf Fuerteventura geleitet, managt jetzt seit gut einem Jahr das Thanyapura. „Wer den Rennrad-Autobahnen in den traditionellen Trainingsrevieren aus dem Weg gehen will, ist in Phuket genau richtig“, sagt sie. „Allerdings sollten die Sportler mit warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit klarkommen. Und ich wünsche mir immer, dass die Athleten nicht nur zum Trainieren herkommen, sondern auch ein bisschen Zeit für Land und Leute, die spannende Kultur und die fantastische Landschaft einplanen.“

Auch beim Smoothie-Angebot geht es entsprechend exotisch zur Sache - © Thanyapura

Abgerundet wird das praktisch perfekte Trainingsangebot mit einer sehr vielfältigen Bio-Küche, auch vegetarische und vegane Menüs sind zu haben. Und nach der Trainingseinheit eine frische Kokosnuss zu schlürfen ist definitiv köstlicher als der Schluck aus der Iso-Pulle. Kein Wunder also, dass das Thanyapura immer beliebter wird: im Dezember schlägt Anja Beranek hier ihre Trainingszelte auf und im März wird es ein Trainingscamp mit Faris al Sultan geben: von 25.3.17 bis 8.4.17 können sich Hobbyathleten dem Weltmeister a.D. für eine oder zwei Wochen anschließen. Die Anmeldung läuft direkt über das Thanyapura.