The Championship: Sanders gewinnt Premiere in Samorin, Kienle Zweiter, Raelert Dritter

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.06.2017 um 12:51
Lionel Sanders ist der Premierensieger der Challenge Family Meisterschaft "The Championship" im slowakischen Šamorín. Der Kanadier setzte sich nach 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 3:40:04 Stunden in einer lange spannenden Laufentscheidung gegen Sebastian Kienle (3:41:46) durch. Sehr stark präsentierte sich auch Michael Raelert (3:45:35), der beim Radfahren zwischenzeitlich in Führung lag und sich Rang drei erkämpfte. Bei den Frauen setzte sich in einem packenden Finale die Britin Lucy Charles durch.

Der Schwimmauftakt verlief ganz und gar nach dem Geschmack der örtlichen Veranstalter, denn der slowakische Schwimmspezialist Richard Varga diktierte das Tempo in der Auftaktdisziplin. Nach nur 21:31 Minuten stieg Varga aus der Donau, verfolgt von Alistair Brownlee (+45 sek.) und Michael Raelert (+1:17 min). Sebastian Kienle und Lionel Sanders liefen auf Rang zwölf liegend, mit gut drei Minuten Abstand auf die Spitze, in Richtung erster Wechselzone im x-bionic sphere-Sportresort.

 

Radexpress Sanders-Kienle macht Jagd auf Brownlee

 

Auf dem Rad konnte Varga seine Spitzenposition nur auf den ersten zehn Kilometern genießen. Dann schloss ein Trio mit Alistair Brownlee, Michael Raelert und Andi Dreitz auf und übernahm die Führung. Das Tempo an der Spitze diktierten nun vor allem Brownlee und Raelert. Dahinter schob sich zusehends der Sanders-Kienle-Radexpress in den Kamerafokus. Boris Stein, im Schwimmen knapp hinter den beiden aus dem Wasser gestiegen, konnte das extrem hohe Tempo nicht mitgehen. An der Wende, nach 45 gefahrenen Kilometern, ging  Raelert als Führender, gemeinsam mit Brownlee und Dreitz, den Rückweg in Richtung Šamorín an. Keine Minute später wendeten schon Sanders und Kienle. Auf dem Rückweg sortierte sich nun das Feld. Während Brownlee die Spitze behaupten konnte, fielen Michael Raelert und Andi Dreitz jetzt etwas zurück. Lionel Sanders und Sebastian Kienle machten weiter Jagd auf den führenden Briten, der noch mit einer halben Minute Vorsprung in den Halbmarathon wechseln konnte.

 

Brownlee wandert, Sanders und Kienle im Ausscheidungsduell

 

Schon die ersten Laufmeter des zweimaligen Olympiasiegers zeigten deutlich, dass eine Wiederholung des Sensationsrennens vom Ironman 70.3 St. George nicht stattfinden wird. Alistair Brownlee litt sichtlich unter der Mittagshitze in der Donauebene. Bereits nach gut zwei Kilometern waren Kienle und Sanders gleichauf mit dem Briten und zugleich auch vorbei. Bald darauf legte Brownlee erste Gehpausen ein, wenig später folgte sogar der Rennausstieg.

Der Kampf um den "The Championship"-Premierensieg war nun endgültig zum Zweikampf zwischen Sebastian Kienle und Lionel Sanders geworden. So wie die Laufuntergründe zwischen Sand, Gras und Asphalt wechselten, so wechselte nun auch die Führung hin und her. Mal lief der Knittlinger mit langen raumgreifenden Schritten ein paar Meter voraus, mal der Kanadier mit seinem etwas schwerfälliger wirkenden Laufstil.  Das Belauern ging so bis in die letzte der drei Laufrunden. Sanders setzte nun nach 15 gelaufenen Kilometern, als er wieder einmal ein paar Meter in Führung lag, alles auf eine Karte.  Das Loch zu Kienle ging weiter auf und wurde nun auch schnell größer. Gut eine halbe Minute Vorsprung nahm Sanders mit auf die finalen drei Laufkilometer, der allerdings keinerlei Reserven für eine mögliche Sprintentscheidung mehr in den Beinen gehabt hätte. Kienle konnte nicht mehr kontern und lief nun Rang zwei sicher vor dem deutlich zurückliegenden Michael Raelert nach Hause.  "Das war ein echtes Ausscheidungsrennen. Es ist heute ein zweiter Platz, mit dem ich zufrieden sein kann", sagte Kienle im Ziel. Sanders sprach von einem "ganz harten Rennen" und lobte vor allem auch die neue Draftingregel. "Die 20 Meter-Regel ist eine phantastische Sache. Sie sollte bei allen Meisterschaftsrennen eingesetzt werden."

Dahinter konnte Andi Dreitz Rang vier vor dem südafrikanischen Mitteldistanz-Rookie Richard Murray behaupten. Mit Boris Stein (7.) , Julian Mutterer (8.) und Sebastian Neef (12.) platzierten sich noch drei weitere Deutsche in den Top 15.

 

Lucy Charles am Anfang und am Schluss vorne

 

Hochdramatisch verlief auch das Frauenrennen in der Schlussphase. Die Britin Lucy Charles, die bereits das Schwimmen dominiert hatte, lief im Halbmarathon von Rang vier noch zum Sieg. Umso bemerkenswerter, da Charles erst vor 14 Tagen den schweren Ironman Lanzarote für sich entscheiden konnte. Beim Radfahren war es zunächst auch die Australierin Annabel Luxford, die sich die Führung von Charles schnappte.  Nach der Wendemarke, bei Kilometer 45, wurde Luxford an der Spitze dann von der ebenfalls starken Britin Kimberley Morrison abgelöst, die später auch mit einer halben Minute Vorsprung in die Laufschuhe wechseln konnte.  

 

Anja Beranek kommt nicht in Schwung

 

Schon in der ersten der drei Laufrunden musste Morrison die Führung wieder an Luxford abgeben, die ihrerseits in Runde zwei der nun stark aufkommenden Kanadiern Heather Wurtele die Leaderposition überlassen musste.  In der letzten Laufrunde wirbelte es das Ranking dann komplett durcheinander: Charles schob sich immer näher an ihre Konkurrentinnen heran und setzte auf den letzten zwei Laufkilometern zur entscheidenden Attacke an. Sie überlief sowohl Luxford und Wurtele, die ihrerseits auch einmal die Plätze tauschten. Das Podium hieß: Lucy Charles (1./4:13:59), Annabel Luxford (2./4:14:33) und Heather Wurtele (3./4:15:36). Rang vier ging an die Niederländerin Rachel Klamer /4:17:19). Kimberley Morrison, die Führende nach dem Radfahren, fiel noch bis auf Platz sechs zurück.  Direkt dahinter folgte mit Anja Beranek (7./4:23:51) die beste deutsche Frau, die schon beim Schwimmen nicht richtig in Schwung kam und sich beim Radfahren dann auf Rang fünf einreihte. Im Laufen verlor die Fränkin dann allerdings wieder zwei Plätze.