Wenke Kujala: Die Sekundenfrau

von H. Eggebrecht für tri2b.com für tri2b.com | 15.07.2006 um 22:45
Wenke Kujala war bei der QCR in Roth beste Deutsche und sicherte sich damit etwas überraschend den DM-Titel. Zudem brachte die Hilpoltsteinerin das Kunststück fertig, ihre Langdistanz-Bestzeit auf die Sekunde genau einzustellen ...

Am vergangenen Wochenende kam Wenke Kujala als beste Deutsche ins Ziel der Quelle Challenge in Roth. Zum sechsten Gesamtrang kam überraschend der deutsche Meistertitel hinzu. Nach langen gesundheitlichen Problemen wieder ein Topergebnis für die Hilpoltsteinerin, die zuletzt vor zwei Jahren auf dem Podium des IRONMAN Switzerland stand. tri2b.com: Eine Athletin läuft als neue Deutsche Meisterin ins Stadion ein und es wird erst mal gar nicht richtig wahrgenommen. Zählt der DM-Titel nichts? Wenke Kujala (W.K.): Doch, sehr sogar. Für mich zählt der Titel der Deutschen Meisterin sehr viel, mehr als der sechste Rang im Gesamtklassement. Das mein Zieleinlauf etwas untergegangen ist, ist schade. Beim nächsten Mal bekomme ich jetzt mit dem Titel vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit. tri2b.com: Hast du im Vorfeld mit der Meisterschaft geliebäugelt? W.K.: Einen Platz auf dem Treppchen habe ich mir schon ausgerechnet. Natürlich war Ute (gemeint ist Ute Mückel; Anmerkung d. Redaktion) die hohe Favoritin. Doch auch bei einem normalen Rennverlauf hätte ich die Chance gesehen, Ute gegen Ende des Marathons einzuholen. Ich bin mit 4:50 min. Rückstand auf sie in den Marathon gestartet und kam schnell bis auf 2 min. ran. Bei km 26 im Wald zwischen Haimpfarrich und Eckersmühlen habe ich sie dann überholt. tri2b.com: Hattest du die anderen Athletinnen auch im Auge? W.K.: Ich bekam immer wieder Infos wie die anderen liegen. Erika Csomor ist irgendwann vorbei geflogen, so schnell konnte ich gar nicht schauen. Im Kampf um die DM-Ränge hatte ich besonders Dagmar Matthes auf der Rechung. Als vielfache Rothstarterin und Lokalmatadorin kennt sie die Strecke bestens. Doch am Ende hab ich auf sie nochmals Zeit gutgemacht und auch Melissa Ashton konnte ich auf Distanz halten. tri2b.com: Gab es für dich als Hilpoltsteinerin auch den Bonus eines Lokal Heros? W.K.: Wir wohnen hier seit vier Jahren und sind mittlerweile richtig heimisch geworden. Wenn auf der Strecke durchgesagt wird, mit der Startnummer 59 kommt Wenke Kujala aus Hilpoltstein, dann nimmt das Publikum dies schon wahr und feuert einen natürlich noch etwas mehr an. tri2b.com: Nach einer langen krankheitsbedingten Pause war das nach zwei Jahren wieder ein richtig gutes Rennen. Damit dürfte dir jetzt ein Stein vom Herzen fallen? W.K.: Auf jeden Fall. Im Training habe ich die ganze Zeit nur Grundlagentraining gemacht, da mein Immunsystem im Winter immer noch sehr instabil war. Deshalb stand auch ein Fragezeichen hinter der erwarteten Wettkampfleistung. Selbst mein Trainer Tobias Kofferschläger hatte mir am Sonntag nach dem Rennen gesagt, dass er sich nicht sicher war, ob mit dieser Vorbereitung eine solche Topleistung möglich ist. tri2b.com: Wie schätzt du das Ergebnis von Roth im Vergleich zu dem zweiten Platz beim IM Switzerland 2004 ein? W.K.: Die Zeiten sind auf die Sekunde gleich (9:34:24 Std.), irgendwie kurios. Und ich fühle auch, dass ich auf dem alten Niveau wieder angelangt bin. Im Vergleich zu früher bin ich aber mental gewachsen. Mir gelingt es mein eigenes Rennen durchzuziehen und mich ganz auf mich selbst zu konzentrieren. Das ist sehr, sehr wichtig, da ich mit meiner Schwäche beim Schwimmen keine Zeit habe um groß zu taktieren. Ich muss dann alles geben und mich auf mein Körpergefühl verlassen. tri2b.com: Gibt es schon einen Plan für die zweite Saisonhälfte? W.K.: Noch nicht konkret. Es war alles auf Roth ausgerichtet. Mit dem guten Ergebnis und der Tatsache, dass mich die Erkrankung aus dem Vorjahr nicht mehr behindert, geht es jetzt an die weitere Planung. Ich werde das in Ruhe mit Tobias besprechen. Starts für Witten in der 2. Bundesliga wird es noch geben und ein später IRONMAN würde mich schon reizen.