Organisation
Der Triathlon war insgesamt eine hervorragend organisierte Veranstaltung, die in jeder Hinsicht überzeugen konnte. Schon die Abholung der Startunterlagen verlief völlig entspannt, ohne lange Wartezeiten, und die Helfer waren unglaublich freundlich und hilfsbereit. Dies schuf sofort eine positive und entspannte Atmosphäre. Auf dem Weg aus dem Konferenzzentrum konnte man sich dann, wie bei Radrennen typisch, auf einer Teilnehmerwand einschreiben. In unseren Augen ist das eine supercoole Idee. Die Expo bot alles, was das Herz eines Triathleten begehrt, von der ausgegebenen Wettkampfverpflegung von Overstims bis hin zu nützlichem Zubehör, falls etwas zuhause vergessen wurde. Darüber hinaus luden Aktionen wie Käse-Tasting und entspannte Sitzecken definitiv dazu ein, noch ein zweites Mal vorbeizuschauen. Ferner wurden geführte Läufe auf der Laufstrecke angeboten, sodass man in der Gruppe noch einmal die Besonderheiten des Parcours erleben kann. Die zweisprachige Wettkampfbesprechung (Französisch & Englisch) hat die wichtigen Informationen für den Folgetag gut zusammengefasst, sodass man entspannt und ohne Langeweile zuhören konnte. Schließlich ist für Rookies auf der Langstrecke vor der eigentlichen Wettkampfbesprechung eine Besprechung mit Tipps und Tricks für den Rennverlauf abgehalten worden. Für Sportler, die schon länger Triathlon machen, gab es wenig Neues zu erfahren. Allerdings hatten alle Infos Hand und Fuß und so mancher Rookie wird sicher etwas gelernt haben.
Kommen wir nun zur Vorbereitung des eigentlichen Wettkampfs. Der Check-In des Fahrrads verlief ebenfalls reibungslos und ohne Stress, was den Start in den Wettkampftag angenehm erleichterte. Besonders beeindruckt haben mich die hochwertigen Wechselbeutel, die nicht nur funktional, sondern zum Glück auch robust waren. Das coole Teilnehmershirt rundete das positive Erlebnis ab und wird sicherlich einen besonderen Platz in meiner Sammlung einnehmen. Als letztes give away gab es vor dem Start noch den Rucksack zum Triathlon. Dieser ist schlicht gehalten, sodass man ihn auch im täglichen Leben tragen kann, ohne direkt den Eindruck eines Triathlonprozers zu machen. Alles in allem war es eine erstklassig organisierte Veranstaltung, die ich nur wärmstens empfehlen kann.
Schwimmen im Lac du Vernay – 2,2 Kilometer
Beginnen wir mit der Anreise: Wie man sich vorstellen kann, ist die Anreise zu Start bei einem Triathlon in den Alpen mit 1800 gemeldeten Sportlern in der Regel ein Verkehrs-Super-Gau. Doch hier haben die Organisatoren smart entgegengewirkt. Schon Monate vor dem Start konnten kostenlos Tickets für einen Busshuttle von Alpe d`Huez oder Bourg dOisans zum Schwimmstart gebucht werden. Dabei galt das Angebot nicht nur für die Sportler, sondern auch für die mitgereisten Supporter. Da könnten sich andere Veranstalter mal eine dicke Scheibe von abschneiden! Dies gilt besonders deshalb, da die Shuttles super in beide Richtungen (Hin zum Start für Athleten und zurück nach Alpe dHuez für Supporter) funktioniert hat. Die Schwimmstrecke im Triathlon beginnt dann angenehm dank des Rolling Starts, der den Athleten einen stressfreien Einstieg ins Wasser ermöglicht. Dabei ist zu erwähnen, dass drei Schwimmlevel (Experte, Fortgeschritten, Anfänger) zur Sortierung markiert sind. Falls man zu spät in Richtung Start geht, ist wichtig zu wissen, dass es auch seitliche Eingänge an den Markierungen gibt. Das Wasser im Lac du Verney ist allerdings sehr kalt, weshalb es empfehlenswert ist, zwei Badekappen zu tragen, um den Kopf besser vor der Kälte zu schützen. Trotz der niedrigen Temperaturen ist die Sicht im See nahezu perfekt, was das Navigieren und Schwimmen der Strecke erheblich erleichtert. Die Schwimmstrecke selbst ist gut markiert und übersichtlich, sodass die Athleten problemlos ihren Rhythmus finden und die Distanz effektiv bewältigen können. Durch die weit entfernten Wendebojen gibt es auch relativ wenig Gedränge.
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Radfahren – 118 km bis zur Alpe d´Huez
Nach dem Schwimmen geht es auf die anspruchsvolle Radstrecke, da man auf den 118 Kilometern knapp 3.000 Höhenmeter sammelt. Diese Strecke beinhaltet vier nennenswerte Anstiege: Alpe du Grand Serre, Col du Malissol, Col d’Ornon und den legendären Anstieg zur Alpe d’Huez. Doch nach dem Schwimmen gibt die Strecke den Athleten auf den ersten 24 km die Möglichkeit sich zu verpflegen. Denn diese führen zumeist leicht abschüssig in Richtung des ersten Anstiegs. Aus diesem Grund sollte man sich nicht verleiten lassen, die Kette zu weit nach rechts zu bringen. Denn es ist wichtig, die Alpe du Grand Serre nicht zu unterschätzen, da hier noch immer 1.000 Höhenmeter zu überwinden sind. Dieser Anstieg ist wohl den wenigsten Startern bekannt, doch auf dem Großteil des Anstiegs sind es konstant mehr als 7 % Steigung. Wenigstens liegt die Auffahrt zu großen Teilen im Wald, sodass man nicht zu schnell überhitzt. Die darauffolgende Abfahrt ist selbst für Norddeutsche Starter relativ entspannt zu bewältigen. Der Col du Malissol als zweite Tagesschwierigkeit stellt eine kurze, aber giftige Steigung dar, die jedoch schnell geschafft ist. Danach können die Kräfte für die nächsten beiden Anstiege gesammelt werden.
Der Col d’Ornon ist besonders tückisch, da er flach beginnt und dann stetig steiler wird. So sind die ersten 7 km relativ flach, sodass man die Kilometerschilder schnell einsammelt. Nachdem man allerdings ca. zwei Drittel des Anstiegs hinter sich gebracht hat, wird man kontinuierlich langsamer, da die Steigung immer mehr zunimmt. Zu allem Überfluss warten auch noch einige aggressive Pferdebremsen genau auf den Moment, wenn wir Triathleten langsamer werden, um zuzustechen. Die steigenden Temperaturen machen das Vorankommen zudem unangenehm. Glücklicherweise ist die Abfahrt mit gutem Asphalt ausgestattet und bietet eine kleine Verschnaufpause. Danach geht es auf ein Flachstück in Richtung Bourg dOisans.
Am Ende der Strecke wartet dann der mythische Anstieg hoch zur Alpe d’Huez. Darauf hat man als Sportler den ganzen Tag hingearbeitet. In den 21 Kehren wurden viele legendäre Etappen der Tour de France ausgetragen (zuletzt beim Sekundendrama der Tour de France Femmes). Im Anstieg selbst ist es entscheidend, nicht direkt zu überziehen, da die ersten zwei Kilometer die steilsten sind. Zudem sollte man bedenken, dass der anschließende Lauf auf über 1.800 Metern über dem Meeresspiegel noch bevorsteht. Doch Zurückhaltung ist hier leichter gesagt als getan, da in jeder Kehre einige Zuschauer stehen, um die Athleten anzutreiben. Spätestens in der Fanzone kommt dann ein Gefühl von Tour de France auf. Hier macht sich die Organisation zu Nutze, dass im historischen Huez die erste Gondel hoch zur Alpe fährt. Am Wettkampftag kann man kostenlos die Gondel nutzen, dementsprechend sind richtig viele Supporter vor Ort, die auf ihre Athleten warten.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Radstrecke richtig Spaß macht, solange man sich nicht schon am ersten Berg abschießt. Die Schwierigkeit ist zwar deutlich höher als bei einer normalen Langdistanz, aber auch Sportler aus dem Flachland sollten aufgrund der flachen Zwischenstücke gut über den Kurs kommen. Die Abfahrten sind nicht sonderlich technisch, sodass man diese auch genießen kann. Die Verpflegung auf der Radstrecke lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Die Stationen sind auch immer klug in Anstiegen gewählt, sodass man nicht zu schnell unterwegs ist. Es gibt die Wahl aus Wasser, Cola und Iso sowie Gel, Riegeln, Kuchen, Herzhaftem und Obst. Lediglich die Littering Zone dürfte ein paar Meter länger sein, damit man nicht bei all der Auswahl gestresst ist beim Einsortieren der Snacks. Als Fahrrad der Wahl würde ich ein Rennrad mit Triathlon-Aufsatz empfehlen (so wie es auch der diesjährige Sieger Clément Grandy gefahren ist) auch wenn die meisten anderen Profis mit Zeitfahrrad gestartet sind. Die Sitzposition am Rennrad ist einfach besser zum Klettern. Darüber hinaus macht es das Abfahren für unsicherere Athleten einfacher. Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass die Straßen während des Wettkampfs nicht vollständig gesperrt sind. Allerdings ist dies in diesem Fall kein Problem. Grundsätzlich ist in den Französischen Alpen über den Tag nicht viel Verkehr, da Wanderer hier schon im Morgengrauen zu ihren Touren aufbrechen. Während der knapp 120 km im Wettkampf sind vielleicht 8 bis 10 Autos um mich herum unterwegs gewesen.
Laufen in dünner Höhenluft – 20 Kilometer
Der abschließende Lauf über knapp 20 Kilometer (aufgeteilt in drei Runden à 6,5 Kilometer) mit ca. 350 Höhenmetern mag anhand der reinen Zahlen harmlos klingen, da z.B. in meinem Wohnort Stuttgart jede Runde raus aus dem Kessel mehr Höhenmeter pro Kilometer aufweist. Die Strecke führt allerdings stetig auf und ab, was die Belastung für die Beine enorm erhöht. Der Untergrund ist ein Mix aus Trail und Asphalt, und die Höhe von über 1.800 Metern über dem Meeresspiegel fordert den Athleten zusätzlich einiges ab. Pro Runde gibt es zwei Verpflegungsstellen, die die benötigte Erfrischung bieten.
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Die Stimmung entlang der Strecke ist fantastisch, besonders das Laufen über die Landebahn des Flughafens ist ein echtes Highlight. Im Zielkanal herrscht ebenfalls eine super Atmosphäre, denn die Zuschauer schlagen begeistert auf die Banden für jeden Sportler, der an Ihnen vorbeikommt. Das spornt die Athleten noch einmal an, alles aus sich herauszuholen und das Rennen mit einem unvergesslichen Finish zu krönen.
Finish & Fazit
Nach dem Überqueren der Ziellinie ist das Härteste geschafft, und die Athleten werden gebührend belohnt. Eine wunderschöne Medaille und ein Finisher-Shirt, mit dem man gar nicht gerechnet hat, machen den Abschluss des Rennens perfekt. Das Buffet ist abwechslungsreich gestaltet, und alles schmeckt hervorragend, sodass die verbrauchten Energiereserven schnell wieder aufgefüllt werden können. Als i-Tüpfelchen gibt es einen kostenlosen Massageservice, der für entspannte Muskeln nach der Anstrengung sorgt.
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Am Abend wird die Freude noch gesteigert, denn es gibt eine Verlosung mit richtig coolen Preisen, darunter ein Startplatz für das Folgejahr samt Bonusequipment. Später am Abend findet eine großartige Finishline-Party statt, bei der die letzten Athleten, die noch im Zeitlimit ankommen, gebührend gefeiert werden. Doch auch Alpe dHuez an sich sorgt für ein tolles Ambiente. Von vielen Leuten wird der Ort abfällig als Retortenskiort bezeichnet. Allerdings findet man selten so eine Ruhe, wenn man 400 m vom Start eines großen Triathlons wohnt.
Fazit: Ein wunderbarer Wettkampf, den jeder einmal erlebt haben sollte. Dieser Triathlon punktet nicht nur mit einer fantastischen Strecke, sondern auch mit hervorragender Organisation und überaus freundlichen Helfern.