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Dopingvorwurf gegen Vuckovic: Was geschah im Juni 2001?

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Laut Aussage des ehemaligen DTU-Präsidenten Dr. Martin Engelhardt soll Stephan Vuckovic während einer dramatisch verlaufenden Infektion bei der EM 2001 EPO-Doping zugegeben haben ...

Keine Woche ohne Dopingvorwürfe im Triathlonsport. Wie die Online Ausgabe der Süddeutschen Zeitung am Freitag berichtete, erhebt der ehemalige DTU-Präsident Dr. Martin Engelhardt schwere Dopingvorwürfe gegen den Reutlinger Stephan Vuckovic. Dieser solle laut der Aussage des Orthopäden im Jahr 2001 EPO-Doping zugegeben haben.

… zum Kommentar: Wenn es unerklärlich wird

Das sogenannte Gedächtnisprotokoll ging der DTU-Verbandsspitze schon Mitte Oktober zu. Dort bezieht sich der Mediziner, der von 1987 bis im Frühjahr 2001 als Präsident die DTU leitete auf die Europameisterschaft 2001 im tschechischen Karlsbad. Vuckovic, im Jahr davor überraschend Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen, war damals zwei Tage vor dem entscheidenden EM-Rennen an einer schweren Infektion erkrankt und musste in eine Klink in Bayreuth eingeliefert werden. Im Krankenhaus wurde dann ein Leber-Nierenversagen diagnostiziert. Engelhardt behauptet, Vuckovic solle in diesen dramatischen Stunden gegenüber den behandelnden Ärzten zugegeben haben, „dass er sich offensichtlich verunreinigtes oder kontaminiertes Epo gespritzt habe“.

Informationen aus dritter Hand?
Engelhardt will die Informationen von seinem Amtsnachfolger DTU-Präsident Dr. Klaus Müller-Ott erhalten haben, Teamarzt Andreas Marka habe den Hergang bestätigt und es sei damals gegenseitiges Stillschweigen vereinbart worden. Sowohl Müller-Ott als auch Marka bestritten diese Aussagen vehement. Engelhardt zog mittlerweile den Vorwurf, Marka habe ihm gegenüber den EPO-Mißbrauch von Vuckovic bestätigt, zurück, da es dafür keine Beweise gebe, heisst es weiter im Bericht auf www.sueddeutsche.de.

Gegenüber der Presse gab Vuckovic die Legionärskrankheit als Ursache für seinen Aufenthalt auf der Intensivstation an: „Ich hatte mir irgendwo Legionellen eingefangen. Wahrscheinlich beim Schwimmen. Ich bekam hohes Fieber, hatte Pulsrasen, Schwindelanfälle, Durchfall und musste mich ständig übergeben. Die Infektion raubte mir meine gesamte Kraft, mein Immunsystem wurde stark geschwächt.“, so der Triathlet damals gegenüber der Zeitung „Die Welt“. Die lebensgefährliche Infektionskrankheit kann er per ärztlichem Attest nachweisen. Ein Widerspruch gegen ein voreiliges Geständnis gegenüber den zunächst ratlosen Ärzten wäre das freilich nicht. Denn die Legionärskrankheit wurde offenbar erst später diagnostiziert.

Vuckovic das zweite Mal im Verdacht
„Der komplette Inhalt der Vorwürfe ist nicht wahr. Ich werde in der nächsten Woche mit meinem Anwalt Michael Lehner juristische Schritte einleiten“ sagte Vuckovic, der sich bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere mit Dopingvorwürfen konfrontiert sieht, dem Sportinformationsdienst. Vor zwei Jahren war im Rahmen der Ermittlungen gegen den Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein eine E-Mail aufgetaucht in der sich Springstein bei dem spanischen Arzt Miguel Peraita für die „kreativen Ideen“ in Bezug auf Vuckovic, den er von 1999 bis 2001 trainierte bedankte. Wie der Tagesspiegel damals berichtete habe Peraita geantwortet: „Wir wussten schon von Vuckovich und den Mädchen. GROSSARTIG. Wir haben diese Olympischen Spiele genossen und auch einige Goldmedaillen. Für das nächste Jahr haben wir neue Sachen, um das Material zu ersetzen, sehr interessant.“ Material ist in der Dopingszene die Umschreibung für EPO. In Sydney wurde zwar erstmals auf EPO getestet, wie eine norwegische Studie nach den Olympischen Spielen ergab, schlug der neuentwickelte Test aber bereits vier Tage nach dem Absetzen der Dopingkur nicht mehr an, eine Leistungssteigerung hielt jedoch noch drei Wochen an.
Die DTU wertete die verdächtigen Mails nicht als Beweis und stellte das Verfahren ein, verlangte aber von Vuckovic eine eidesstattliche Versicherungen nicht gedopt zu haben, die dieser auch abgab.

Die neuerlichen Anschuldigungen sieht der Reutlinger jetzt als Komplott gegen seine Kandidatur als Präsident des Baden-Württembergischen Triathlonverbandes BWTV. Nach seiner Rückkehr habe ihn die Amtsinhaberin Susanne Mortier mit dem neuerlichen Dopingverdacht konfrontiert, die Anschuldigungen Engelhardts hatten mittlerweile die Runde unter den Landespräsidien gemacht. Vuckovic verzichtete daraufhin und ließ sich nur zum Sportlichen Leiter wählen, „“Ich wollte keine Schlammschlacht, wenn mit Dreck geworfen wird, bleibt immer was an einem hängen, und ich habe gerade jetzt viele Projekte und neue Sponsoren an der Angel“ so Vuckovic gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Die nationale Antidopingbehörde NADA will jetzt den Fall aufgreifen, ein Dopingfall 2001 wäre nicht verjährt.

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