O-Töne zur Challenge Roth: So lange Vollgas, bis ich an die Decke fliege

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 02.09.2021 um 18:35
Auch wenn diesmal vieles anders beim DATEV Challenge Roth powered by hep ist, so startete das Rennwochenende wie immer mit der traditionellen Auftaktpressekonferenz in der Rother Kulturfabrik. Zwar sickerte in Insiderkreisen in den letzten Tagen schon der eine oder andere große Name durch, trotzdem war noch eine gewisse Restspannung vorhanden, wer auf den freien Sitzplätzen gleich platznehmen wird. Echte Überraschungen gab es dann zwar nicht mehr und auch markige Sprüche und Kampfansagen hörte man nicht wirklich. Vielmehr war von allen Seiten die Dankbarkeit zu spüren, dass in Roth endlich wieder der Triathlon-Ball rollt. Hier sind die Stimmen aus der Pressekonferenz.

Patrick Lange (zweimaliger Ironman-Hawaii-Sieger und Roth-Rookie):
Für mich ist es eine große Ehre hier in Roth zu starten. Für mich war mein Start hier sofort nach der Hawaii-Absage klar. Jetzt werde ich mir von den ehemaligen Roth-Siegern vielleicht noch den einen oder anderen Tipp holen, wenn ich denn welche bekomme. Sicher kann man sagen im Training wären jetzt noch ein oder zwei Prozent mehr drin gewesen. Ich glaube aber, dass die Stimmung hier auch mit weniger Zuschauern so mitreißend sein wird, dass dann das Adrenalin von alleine kommt und das fehlende Training wett macht. Außerdem ist es eine tolle Sache, sich endlich wieder in Deutschland zu zeigen. Das finde ich einfach geil. Roth ist für mich schon immer ein Bucket-List-Rennen gewesen, weil es mit die Wiege des Triathlonsports in Deutschland ist und einer der Gründe war, warum ich mit Triathlon angefangen habe.

Anne Haug (Ironman-Weltmeisterin, Roth-Rookie und Lokalmatadorin):
Ich bin super aufgeregt. Roth wäre letztes Jahr schon mein Highlight gewesen. Ich wohne gerade mal eine Autostunde weg von Roth und es war auch der erste Triathlon, den ich live gesehen habe. Deshalb wird jetzt für mich ein Traum wahr. Ein Sieg hier hätte einen ganz großen Stellenwert. Man muss aber einen Schritt vor dem anderen machen. Die Beste wird am Schluss gewinnen. Wenn ich das bin, dann ist das natürlich super. Meine letzte Langdistanz war Hawaii 2019. Das ist schon sehr lange her. In so einer Langdistanz muss man bei sich im Moment bleiben und immer in sich rein hören. Und vor allem muss man geduldig bleiben.

Nils Frommhold (Roth-Sieger 2015):
2015 habe ich hier alles auf der Strecke gelassen und mir fehlt deshalb der absolute Moment in meinem Gedächtnis. Von daher muss ich es unbedingt nochmal machen. Der Moment, der am meisten hängen geblieben ist kommt dann vielleicht in zehn Jahren hoch. Ich habe hier mehr Zeit in der Führung verbracht als in irgendeiner anderen Position dahinter. Mein Wunsch für den Sonntag: Ich würde gerne mal wieder im Ziel mit einer Schampus-Flasche rumspritzen. Der Vorteil für mich in Roth ist, dass mir die Strecken hier wirklich sehr gut liegen.

Sebastian Kienle (Hawaii-Sieger 2014 und Roth-Sieger 2018):
Mein Langdistanz-Debüt hier in Roth im Jahr 2010 war einfach der Wahnsinn. Das war eines der emotionalsten Triathlon-Rennen meiner ganzen bisherigen Karriere. Ich werde mir nochmal die Wahnsinnsstimmung der vergangenen Jahre in den Kopf rufen. Ich habe mich schon in der Nacht bevor die Hawaii-Absage klar war für Roth entschieden. Ich kann Felix und seinem Team nur für das super Gespür danken. Sie haben vieles in der schwierigen Corona-Zeit richtig gemacht. Im Normalfall würde ich immer Sieg sagen, wenn ich nach meinem Ziel gefragt werde. Aber aktuell fehlt mir da das gewisse Selbstvertrauen aus den entscheidenden Trainingseinheiten. Es wäre schön mal wieder ins Stadion einzulaufen und die Laufschuhe dann wegschmeißen zu müssen, weil sie so stark nach Champagner riechen.

Ruben Zepuntke (Langdistanz-Rookie):  Man träumt als Sportler immer vom Sieg. Wenn dann aber all die starken Kollegen neben dir sitzen, dann sieht das etwas anders aus. Ich bin sehr froh hier in Roth zu sein für meine Langdistanz-Premiere und ich will jetzt am Sonntag einfach mein Rennen machen. Ich bezeichne mich mittlerweile als Allrounder, auch wenn ich natürlich auf dem Rad besonders stark bin. Mein Motto hier ist Sebis damaliger Raceplan von 2010 - so lange Vollgas, bis ich an die Decke fliege.

Andreas Dreitz (Roth-Sieger 2019):
Ich denke sehr gerne an 2019 zurück. Ich habe immer so ein Grinsen auf, wenn ich das Ortschild von Roth sehe. Ich will so ein Rennen wie 2019 noch einmal erleben. Die Startnummer eins ist keine Bürde oder Extramotivation, sondern eher eine Ehre. Ich habe mich ehrlich gesagt sehr gefreut, als jetzt das Starterfeld noch richtig gut geworden ist. Meine letzten Schwimmleistungen waren leider sehr bescheiden, deshalb muss ich mich wohl am Sonntag vor allem auf mich selbst fokussieren.

Franz Löschke (Roth-Rookie):
Nach dem Ironman Frankfurt habe ich die erste Woche mit Regeneration verbracht und danach im Training wieder leicht aufgebaut. Jetzt fühlen sich die Knochen schon wieder ganz gut an. Das Rennen am Sonntag wird vorerst mein letztes als Triathlon-Profi sein, denn eigentlich kann ich Triathlon als Profisport aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr machen. Das bin ich mir und meiner jungen Familie schuldig. Ich habe viel versucht, dass es weiter geht, aber ohne Erfolg. Roth wollte ich aber unbedingt noch als Pro machen.

Felix Walchshöfer (Challenge Roth Veranstaltungschef):
Das mit dem Profifeld ist eine echte Besonderheit. Es gab immer die Frage. Wer kommt denn überhaupt? Aber wir konnten nix sagen, da Roth so nah an Hawaii lag. Ich habe immer gesagt entweder alle oder gar keine. Jetzt wurde Hawaii abgesagt und schon in der Nacht der Absage hat das Telefon geklingelt.  Mein ganz besonderer Dank gilt allen, die TEAMChallenge am Leben gehalten haben.  Jetzt für den Sonntag habe ich an die Fans die große Bitte. Bleibt daheim, kommt nicht an den Schwimmstart und schaut euch das Rennen im BR, im internationalen Livestream und in unserem umfassenden Liveangebot an. Bei den Teilnehmern sind wir weit unter der Hälfte der Zahlen normaler Jahre. Nach aktuellem Stand werden am Sonntag 1490 Einzelstarter und 290 Staffeln ins Rennen gehen. Auch wenn seit heute in Bayern andere Corona-Regeln gelten, werden wir unser Hygienekonzept wie geplant umsetzen, d.h. auf unserem Eventgelände wird die FFP2-Maskenpflicht weiter umgesetzt. Und noch ein Blick auf die Bedingungen: Aktuell liegt die Wassertemperatur im Main-Donau-Kanal an der Lände Hilpoltstein bei 18 Grad. Am Sonntag ist dann sonniges Wetter mit Temperaturen bis 24 Grad vorhergesagt. Ideale Bedingungen also. Es ist angerichtet.