Erik Meijer: Alles geben und sich über die Leistungen der anderen freuen – das ist Triathlon!

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 18.04.2023 um 10:32
Die meisten Sportinteressierten kennen Erik Meijer als Sky-Fußballexperten, der die Spiele der Bundesliga und Champions League messerscharf und mit viel Wortwitz analysiert. Richtigen Triathlon-Fans ist der Name des 53-jährigen Niederländers, der in seiner Fußball-Profikarriere u.a. für den KFC Uerdingen 05, Bayer 04 Leverkusen, den Hamburger Sportverein und den FC Liverpool spielte, vielleicht auch schon in einer Ergebnisliste begegnet. Seit einigen Jahren ist Erik Meijer dem Triathlon-Virus verfallen. 2021 finishte er bei der Challenge Roth seine erste Langdistanz und hat noch lange nicht genug. Zum Saisonstart 2023 geht es für ihn am 21. Mai zum Audi Triathlon Ingolstadt powered by BÜCHL.

tri2b.com: Vom Profi-Fußballer zum Triathleten entspricht nicht dem typischen Weg eines Quereinsteigers. Wie bist du zum Triathlon gekommen?
Erik Meijer (E.M.): Nach dem Ende meiner Profikarriere, das war 2006, rieten mir die Ärzte einen Sport mit Ausdauerkomponente zu finden, da mein Herz sehr groß war und mein Ruhepuls bei sehr niedrigen 34-35 Schlägen/Minute lag. Ich musste aktiv bleiben, sonst hätte ich eventuell gesundheitliche Beschwerden bekommen. So bin ich zunächst zum Radsport gekommen.

2017 habe ich dann bei mir daheim als Zuschauer den Ironman Maastricht verfolgt. Mein Freund und Arbeitskollege Frank Aurich ist dort gestartet und ich habe ihn angefeuert. Ich war sofort total begeistert. Das Ziel war dann schnell klar – das will ich auch mal unbedingt ausprobieren. Und ich brauchte eine richtige Herausforderung. Deshalb wollte ich mir unbedingt den Traum von einem Langdistanz-Finish erfüllen. Aufgrund der Corona-Zeit musste ich etwas Geduld haben, 2021 war es dann bei der Challenge Roth aber endlich soweit.

tri2b.com: Es gibt eine sehenswerte Video-Doku von dir, wie du bei deinem Roth-Finish (11:03:32 Stunden) im Marathon völlig unterzuckert fast schon aus dem Rennen warst. Eigentlich könntest du doch auch einfach nur entspannt durch die Gegend radeln und sagen, „ich muss mir nichts mehr beweisen.“ Was ist deine Motivation, mitten in der Nacht aufzustehen, nur um 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen zu dürfen?
E.M: Ich will zeigen, dass man sich auch mit 50 Jahren noch verbessern und richtig fit sein kann. Das will ich anderen Menschen vermitteln. Ich versuche mich gut zu ernähren und lebe auch sonst sehr bewusst. Außerdem ist das Triathlon-Training für mich der ideale Ausgleich zu meiner Arbeit. Durch das Training bekomme ich den Kopf frei.

Ein ganz hartes Stück Arbeit: Erik Meijer an der Finishline in Roth - © Erik Meijer

tri2b.com: Und wo kannst du dich aktuell noch verbessern?
E.M.: Beim Radfahren bin ich gut dabei und beim Schwimmen bin ich konstant unterwegs, werde aber wohl nicht mehr schneller. Das ist das Schicksal als Spätberufener. Beim Laufen ist sicher noch Potenzial vorhanden. Aber ich bin eben 1,89 Meter groß und wiege so 84-85 kg. Das sind leider nicht die optimalen Läufermaße. Aber es braucht ja Ziele für die Zukunft. Für mich ist es außerdem wichtig einem konkreten Trainingsplan zu folgen. Normalerweise komme ich in einer Woche so auf 6 bis 7 Trainingseinheiten. Außerdem ist noch etwas Core-Stability angesagt. Wobei ich das Glück habe, dass dazu mich meine Frau Sandra motiviert, die hier richtig fit ist.

tri2b.com: Man sieht dich in den Sky-Reportagen der Bundesliga und Champions League im TV. Was man nicht sieht, ist die umfangreiche Vorbereitung auf deine Analysen. Wie lässt sich der Job mit dem zeitlich aufwendigen Triathlon-Training verbinden?
E.M.: Unter der Woche bereite ich mich auf meine Sky-Bundesliga-Reportage am Samstag bzw. auf die Champions League-Spieltage vor. Das ist aber kein klassischer 8:00 – 17:00 Uhr Job. Ich kann mir meine Zeit meistens gut einteilen und so das Training passend integrieren.

tri2b.com: Wenn du Fußball mit Triathlon vergleichst. Was ist das Besondere am Triathlon?
E.M.: Einfach alles aus sich rausholen, dass ist es, was mich am Triathlon so fasziniert. Und sich auch ehrlich über die Leistungen der anderen freuen. Das wird im Triathlon richtig gelebt, wie man es auch beim letzten Ironman Hawaii gesehen hat, als der geschlagene Sam Laidlow den Sieger Gustav Iden im Marathon abgeklatscht hat. Wobei ich das auch schon zu meiner aktiven Fußballkarriere verinnerlicht hatte. Hart auf dem Platz kämpfen und wenn der Gegner besser ist und gewinnt, dann ist das so und ich gratuliere ihm zur tollen Leistung.

tri2b.com: Im Vergleich zum Fußball ist Triathlon auch eine Materialschlacht. Wie ist das bei dir?
E.M.: Für mich gilt der Grundsatz – „es soll am Ende nicht am Material liegen“ – entsprechend bin ich für alle drei Disziplinen gut ausgerüstet und kann hier auf Partner wie Orca beim Schwimmen, Cube beim Radfahren und New Balance beim Laufen zählen.

tri2b.com: Du hast gerade den Ironman Hawaii angesprochen. Lebst du auch diesen Wunschtraum, einmal am Alii Drive zu finishen und wie siehst du die aktuellen Entwicklungen mit der viel diskutierten WM-Aufteilung zwischen Kona und Nizza?
E.M.: Für eine Reportage vom Ironman Hawaii bleibe auch ich die ganze Nacht wach, deshalb wäre ein Finish am Alii Drive für mich ebenfalls ein Traum. Die aktuelle Entwicklung sehe ich zweigeteilt. Durch die Aufteilung bekommt das Frauenrennen mehr Aufmerksamkeit. Das finde ich gut. Auf der anderen Seite ist Ironman nun mal eine große Geldmaschine – „money rules“ - Punkt …

tri2b.com: Zurück zur nahen Zukunft. Warum hast du dich für einen Start beim Audi Triathlon Ingolstadt powered by BÜCHL entschieden?
E.M.: Meine Triathlon-Kumpels und ich haben nach einem Rennen Ausschau gehalten, dass wir gemeinsam machen können und für alle gut zu erreichen ist. Frank Aurich, mein Mentor, der mich mehr oder weniger zum Triathlon gebracht hat, kommt aus München, ich selbst aus Maastricht. Von dort kommt auch noch ein Freund mit. Außerdem sind noch zwei Freunde aus Frankfurt und aus Rimini in Ingolstadt dabei.

tri2b.com: Was ist dein Ziel für den Triathlon Ingolstadt?
E.M.: Ich will einfach in allen drei Disziplinen ein solides Rennen zeigen und Spaß haben. Da ich am Vortag noch in München die Berichterstattung vom 33. Bundesliga-Spieltag mache, wird es wohl etwas stressig im Vorfeld werden. Vor allem geht es mir aber auch darum, mit meinen Triathlon-Freunden einen tollen Renntag zu erleben. Bei unserer Afterrace-Party wird die bewusste Ernährung dann für ein paar Stunden über Bord geworfen. Ich will mit dem besten Bier und dem besten Burgern Ingolstadts feiern. Für Insider-Tipps bin ich gerne zu haben …