PTO Championship: Wer gewinnt den großen Showdown auf dem Daytona Speedway?

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.12.2020 um 14:57
1.150.000 US-Dollar Preisgeld sprechen für sich. So hoch ist die erste PTO Championship dotiert, die im Rahmen der Challenge Daytona am kommenden Sonntag (6. Dezember 2020) über 2 km Schwimmen, 80 km Radfahren und 18 km Laufen ausgetragen wird. Ebenso das mehr als imposante Starterfeld, das am Nikolaustag auf dem Daytona International Speedway um den PTO-Titel kämpft.

Auch wenn mit Daniela Ryf und Jan Frodeno die Führenden im PTO World Ranking fehlen, dürfte das Starterfeld zu den besten gehören, dass in der bisherigen Triathlon-Geschichte gegeneinander angetreten ist.  Selbst in einem normalen Wettkampfjahr wäre es deshalb schwer alle Favoriten auszumachen. Umso schwerer ist es in der aktuellen Corona-Situation, in der viele Athletinnen und Athleten nahezu keine Wettkampfergebnisse vorweisen können und somit Aussagen über die tatsächliche Race-Form nur schwer möglich sind.

 

Kienle sieht Vincent Luis und Alistair Brownlee in der Favoritenrolle

 

Bei einigen Athleten sieht dies allerdings anders aus. Sebastian Kienle hat es in Daytona beim Interview-Talk mit Bob Babitt auf den Punkt gebracht. Kienle sieht vor allem den Franzosen Vincent Luis und den Briten Alistair Brownlee in der Favoritenrolle. Luis gewann die ITU WM in Hamburg und hielt sich anschließend in den drei folgenden ITU Weltcup-Rennen ebenfalls schadlos. Alistair Brownlee musste sich bei seinen drei Starts auch jedes Mal dem schnellen Franzosen geschlagen geben. Er verfügt aber neben dem Speed auch über die entsprechende Erfahrung auf den längeren Distanzen. Zudem ist der zweimalige Olympiasieger sicherlich vertrauter mit dem Zeitfahrrad, was ihn laut Kienle zum heißen Rennfavoriten macht. Die nötige Endschnelligkeit und die Fähigkeit knallharte Spitzen zu setzen bringen aber auch Athleten wie der Norweger Gustav Iden, Henri Schoeman aus Südafrika und der Spanier Javier Gomez mit.

Der Umstand, dass auf dem Daytona Speedway die 20 Meter-Windschattenregel gilt, dürfte aber den starken Radfahrern von den längeren Distanzen entgegenkommen, zu denen auch Sebastian Kienle zählt. Gleiches gilt aus deutscher Sicht u.a. für Frederic Funk, Boris Stein, Andi Dreitz (Interview mit Bob Babitt) und auch für Andi Böcherer.

 

Lionel Sanders und Paula Findley siegten im Vorjahr auf dem Daytona Speedway

 

Einer der weiß, wie man einen Triathlon auf dem Daytona Speedway gewinnt, ist Lionel Sanders. Der Kanadier gewann im Vorjahr vor dem Spanier Pablo Dapena Gonzales, allerdings über eine nochmals kürzere Distanz. Gleiches gilt für den Belgier Pieter Heemeryck, der die aufgrund eines Unwetters die verkürzte Challenge Daytona-Premiere im Jahr 2018 gewann.

Bei den Frauen bringt die Kanadiern Paula Findley die Erfahrung eines Sieges in Daytona mit, zudem verfügt sie als ehemalige ITU-Athletin immer noch über den entsprechenden Speed. Gleiches gilt für Nicola Spirig. Die Schweizerin zeigte zuletzt mit Rang zwei beim ITU Sprint-Weltcup in Valencia, dass sie immer noch mit zu den Schnellsten gehört. Außerdem kann die Olympiasiegerin von 2012 auf ihre Radstärke bauen. Zu den radstarken Athletinnen gehört auch Lisa Norden, die wie Spirig mit einer Wildcard in das Championship-Feld rutschte. Die Schwedin, die 2012 in London gegen Spirig im denkwürdigen Fotofinish verlor, machte zuletzt einen Abstecher ins Radsportlager und war für Schweden in dieser Saison bei der Zeitfahr-EM und -WM am Start. Außerdem siegte Norden beim Ironman 70.3 Gdynia Anfang September vor Carolin Lehrieder und der Britin Kimberly Morrison, die ebenfalls beide am Sonntag an der Startlinie stehen.

 

Haug und Philipp mit besten Chancen auf die Topränge

 

Aus deutscher Sicht sind die Augen vor allem auf Anne Haug (Interview mit Bob Babitt) und Laura Philipp (Interview mit Bob Babitt) gerichtet. Haug testete zweimal mit Erfolg bei Triathlon-Rennen in Frankreich ihre Form an und Laura Philipp gab sich im Interview bei Bob Babitt ebenfalls selbstbewusst, auf dem Speedway eine richtig gute Radperformance abzuliefern.

Aus dem internationalen Feld der Mittel- und Langdistanzlerinnen ragen vor allem die Namen von Holly Lawrence und Sarah Crowley heraus. Die Britin Lawrence gehörte in den Vorsaisonen zu den bestimmenden Athletinnen auf der Mitteldistanz. Den einzigen echten Formtest der Saison beendete sie mit einem Sieg beim Ironman 70.3 Cozumel. Die Australierin Crowley gehört zu den wenigen Athletinnen, die in dieser Saison einen Ironman absolvierten. Beim Heimrennen in Cairns musste sie sich allerdings der Neuseeländerin Amelia Watkinson knapp geschlagen geben, die ebenfalls in Daytona an den Start gehen wird.  Nicht dabei sind neben Daniela Ryf u.a. die Britin Lucy Charles-Barclay (zuletzt mit einem positiven Covid-19 Befund), Flora Duffy von den Bermudas und die Schweizerin Imogen Simmonds.

 

Der Daytona International Speedway

 

Für einen zusätzlichen Spannungsmoment sorgt der spezielle Rennkurs auf dem Daytona International Speedway, der im Jahr 1959 eröffnet wurde und durch die NASCAR-Serie mit dem Daytona 500 (500 Meilen Renndistanz) berühmt wurde.

Auf dem 2,5 Meilen (4 km) langen Rundkurs entspricht dies 200 Runden. Die Triathleten müssen am Sonntag 20 Radrunden gegen den Uhrzeigersinn drehen. Geschwommen wird zuvor im Lake Loyd, der im Inneren des Motodroms liegt. Der Schwimmkurs ist als langes Rechteck angelegt, wobei zwei Runden über je einen Kilometer zu absolvieren sind.

Der abschließende Lauf über 4 Runden a 4,5 km führt ebenfalls über den Speedway, allerdings mit einem Abstecher auf den kurvigen Auto-Roadkurs.

 

Die Rennen und die Übertragung

 

Den Anfang machen am Sonntag, 6. Dezember 2020, um 10 Uhr Ortszeit (16 Uhr deutscher Zeit) die Frauen. Im Anschluss gehen die Männer ins Rennen. Auf der Website der PTO werden die Rennen via Livestream übertragen, für den allerdings eine Registrierung nötig ist (dabei ist eine Spende für den Triathlon Covid-19 Relief Fund erwünscht. Bei der Registrierung ist aber auch eine 0 $ Donate-Auswahl möglich).

Außerdem soll der Stream auch in der ARD auf sportschau.de verfügbar sein. Laut Programmankündigung werden die Rennen hier von Dirk Froberg und Ralf Scholt kommentiert.