Jens Roth: Crosstriathlon ist einfach ehrlicher

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 14.11.2015 um 20:32
Jens Roth aus Trier war in der Saison 2015 der erfolgreichste deutsche Crosstriathlet. Der 27-Jährige verpasste Anfang November bei der Xterra Weltmeisterschaft auf Maui als Elfer nur knapp den Sprung in die Top Ten der weltbesten Offroad-Triathleten. Im Sommer gewann Roth bei der ETU-EM am Schluchsee Silber und beim Xterra Germany am O-See stand im internationalen Topfeld ein ganz starker fünfter Platz zu Buche, inklusive DM-Titel. Direkt nach der Rückkehr aus Hawaii haben wir mit Jens Roth, der einen Vollzeitjob als Elektroniker ausübt, u.a. über die Saison und die Zukunftsaussichten im Crosstriathlon gesprochen.

tri2b.com: Wie schätzt Du den elften Platz bei der Xterra WM auf Maui mit etwas Abstand ein?
Jens Roth (J.R.): Gut ich gebe zu das sich die Top Ten auf jeden Fall besser angehört hätten und das wäre auch mein Traumziel gewesen. Dennoch bin ich mit meinem elften Platz sehr zufrieden. In diesem Feld, bei der weltweit wichtigsten Xterra, bzw. Crosstriathlon Veranstaltung, Platz elf zu ergattern ist gut. Wenn man ein wirkliches Ausnahmetalent ist, dann kann man sicher schon beim ersten Start auf Maui die Top Five oder das Podium erreichen. Da es mein erster Start auf Maui war und meine erste Xterra Saison im Profifeld, bin ich hier noch in der Lernphase. Bei diesem Rennen sind der Umgang mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit und vor allem eine gute Renneinteilung sehr wichtig. Da ich meinen Platz, den ich nach dem Radfahren inne hatte, bis zum Schluss ins Ziel halten konnte, zeigt mir, dass ich schon viel richtig gemacht habe. Ich weiß auf jeden Fall woran ich im und über den Winter hinaus mit meinem Trainer Marc Pschebizin arbeiten muss.

tri2b.com: Du kamst an der Spitze aus dem Wasser. Überlegt man da nicht auch, sich evtl. medienwirksam in Szene zu setzen und versucht das Rennen eine gewisse Zeit anzuführen?
J.R.: Eine sehr gute und berechtigte Frage! Natürlich habe ich mir auch über dieses Szenario vor dem Rennen Gedanken gemacht. Bei vielen Rennen (u.a. Ironman 70.3 Kraichgau oder Xterra Germany) habe ich diese Variante gewählt. Auf Maui wäre das wohl auch gegangen, jedoch bin ich mir sicher, dass ich dann das Ziel nicht als Elfter erreicht hätte.
Für die letzten 5 der 20 Bike-Meilen, sowie den abschließenden 6,5 Meilen Trailrun musste ich noch so frisch wie möglich sein, sonst hätte ich hier richtig viel Zeit und wahrscheinlich auch Plätze liegen lassen. Die MTB-Strecke auf Maui hat es in den ersten 10 Meilen wirklich in sich und hier darf man eben nicht überzocken.

tri2b.com: Du kommst ursprünglich vom Schwimmen, dann der Wechsel zum Triathlon und nun die Spezialisierung auf die Cross-Trias. Was reizt dich daran besonders?
J.R.: Ja zu allem Anfang war bei mir das Schwimmen das Non plus Ultra :-). Triathlon an sich ist schon etwas besonders, was ich mittlerweile in meinem Leben nicht mehr missen möchte. Jetzt die Spezialisierung in Richtung Crosstriathlon. Ich liebe die Natur, den Wald, das ist auf jeden Fall der Lieblingsspielplatz für meine Trainingseinheiten. Letztes Jahr hatte ich eine schlimme Verletzung im Bereich der Wirbelsäule. In diesem Zeitraum hatte ich viel Zeit mir Gedanken zu machen, mir Rennen online oder live anzusehen und dabei hat mich Kathrin Müller sehr inspiriert den Crosstriathlon mal in Richtung Xterra zu versuchen.
Am Crosstriathlon reizt mich am meisten, dass es hier nicht darauf ankommt, wie schnell man sich in diversen Triathlonfeldern in einer Gruppe beim Radfahren vorwärts bewegen kann. Hier kommt es wirklich auf den einzelnen Athleten an. Vor allem muss man sich auf dem Mountainbike bewegen können. Im Grunde genommen ist am Ende das Ergebnis einfach ehrlicher. 

tri2b.com: Wo siehst Du Dich in der Entwicklung im Vergleich zu Xterra-Größen, wie Ruben Ruzafa, Josiah Middaugh und Co.?
J.R.: Noch möchte ich mir und darf ich mir keine Vergleich mit Ruben Ruzafa oder Josiah Middaugh erlauben. Ruben ist sicherlich über die letzten Jahre der Mann, den es in der Szene es zu schlagen gilt. Er entscheidet seine Rennen eigentlich immer schon auf dem Mountainbike. Was ich bis jetzt so mitbekommen habe, ist er in der Szene trotz seiner Erfolge nicht so beliebt, was garantiert auch mit seiner Vergangenheit im Radsport zu tun hat….
Josiah hat dieses Jahr im 15. Anlauf auf Maui zum ersten Mal triumphiert. Ich werde mich in den nächsten Jahren definitiv noch weiter entwickeln und traue mir auch den nächsten Jahren noch sehr viel zu!

Ausrufezeichen: Jens Roth holt EM-Sielber bei der ETU-EM am Schluchsee

 

tri2b.com: Wie schaut bei Dir das Training aus. Wie hoch ist der Anteil an spezifischem Crosstriathlon-Training?
J.R.: Das ist manchmal gar nicht so einfach. Da ich zu 100% berufsstätig bin,  muss ich meinen Tag besonders gut planen. Im Februar dieses Jahres habe ich deswegen auch meinen Wohnort nach Trier, einfach näher zu meiner Arbeit, gewechselt. Meinen Trainingsplan plane ich zusammen mit meinem Coach Marc Pschebizin und dieser gilt dann für eine Woche. Zum Schwimmtraining bin ich bei den Schwimmern vom SSV Trier und werde hier von Engel Matthias Koch trainiert.
Sehr oft nutze ich mein Fahrrad für den Weg zur Arbeit, hier kann ich dann vor allem auf dem Heimweg schon sehr wertvolle Trainingsinhalte absolvieren. Beim Laufen machen wir viel im Wald, aber natürlich kommen spezifische Einheiten auf der Bahn im Moselstadion oder das Lauf-ABC dazu, was für mich als ehemaligen Schwimmer mit verhältnismäßig wenigen Läuferjahren sehr wichtig ist. Der Anteil des spezifischen Crosstriathlon Trainings, war in dieser Saison noch nicht so hoch wie er wahrscheinlich hätte sein sollen. Dies wird aber jetzt mehr werden.

tri2b.com: Du warst der einzige deutsche Mann im Profifeld auf Maui. Wo siehst Du die Gründe dafür?
J.R.: Ja, leider war ich als einziger Deutscher Profi im Startfeld auf Maui. Gründe hierfür sind sicherlich, dass der Crosstriathlon von den meisten Triathleten eher als Ableger von unserer Sportart gesehen wird. Außerdem, wenn ich den Sport als Profi betreiben möchte, spielen auch Preisgelder eine große Rolle und diese sind im Cross-Bereich leider noch nicht auf dem Niveau wie beim Ironman angekommen. Deutschland ist einfach ein Ironman-Liebhaber Land. Die Berichterstattung geht einheitlich nur in Richtung Ironman und alle vier Jahre ist dann noch Olympia. Die Berichterstattung über den Crosstriathlon ist auch hier sehr wichtig für uns und ich würde mich freuen, wenn da in Zukunft mehr kommen würde.
Wir hatten dieses Jahr eine Heim EM am Schluchsee. Selbst darüber wurde kaum ein Wort verloren, obwohl wir mehrere deutsche Athletinnen und Athleten unter den Top Ten hatten, Da ich auch erst kurz in der Szene bin, kann ich die Vergangenheit nicht so gut bewerten. Ich sehe den Crosstriathlon aber dennoch stark im Kommen. In 2016 wird es mehr deutsche Profi´s auf der Tour geben.

tri2b.com.: Im vergangenen Juni hast Du selbst im Kraichgau etwas vom beschriebenen deutschen Ironman-Hype erleben dürfen. Du hast das 70.3-Rennen nach dem Schwimmen im Hardtsee sogar angeführt. Wird man dich 2016 auch wieder in solchen Rennformaten sehen?
J.R.: Ja, das war meine erste Ironman Veranstaltung. Ich war selbst zuvor noch nicht mal zum zuschauen bei den großen Rennen in Deutschland gewesen. Auch das ich mich dieses Jahr mal an einem 70.3-Rennen versuchen wollte, das ist in der Zeit meiner Verletzung in meinem Kopf als Gedanke gereift. Das Rennen dort vor Größen wie Sebastian Kienle, Andi Böcherer und Co. anzuführen, waren verdammt tolle Minuten in meinem Sportjahr 2015.
Momentan ist für mich endlich Off-Season und ich bin auch schon etwas in die Planung für 2016 eingestiegen. Auch 2016 habe ich wieder mindestens einen Start auf der Mitteldistanz geplant. Wo dies sein wird, kann ich aber Stand heute noch nicht sagen.

                                              

 Erfolgsgespann: Jens Roth mit Trainer Marc Pschebizin

tri2b.com Du wirst, wie schon erwähnt, von Marc Pschebizin betreut. Er hat in seiner aktiven Karriere zehnmal den Inferno Triathlon in der Schweiz gewonnen hat. Reizen Dich solche schweren Erlebnisrennen?
J.R.: Marc Pschebizin betreut mich jetzt seit meinem ersten Moment, in dem ich mit Triathlon in Berührung kam. Ich kann mir keinen besseren Trainer an meiner Seite vorstellen,  mit dem ich meine Ziele erreichen kann. Das Feedback und der Respekt sind wirklich auf einer grandiosen Basis und Marc weiß in vielen Wochen im Jahr besser als meine Familie, wie es mir geht.
Die Frage nach dem Inferno ist in dieser Konstellation wohl oder übel unausweichlich. Ich wusste natürlich über seine zehn Siege dort. Wie hart das sein muss, kann ich mir aber erst seit diesem Jahr, als ich selbst für eine Staffel vor Ort am Schilthorn war, vorstellen. Solche Rennen möchte ich  in Zukunft auf jeden Fall auch mal machen. Aber damit und auch mit der Frage "wann kommt der Ironman", warte ich noch. Wenn ich bei solchen Veranstaltung am Start stehe, dann möchte ich auch richtig konkurrenzfähig sein. In den nächsten beiden Jahren möchte ich aber auf jeden Fall noch ein Mehrtages-Adventure- Race machen.

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