Ironman Lanzarote: Philipp Bahlke auf Rang drei, Jubiläumssiege an Kenneth Vandendriessche und Lydia Dant

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 21.05.2022 um 17:34
Der Belgier Kenneth Vandenriessche und Lydia Dant aus Großbritannien haben den Club La Santa Ironman Lanzarote über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen gewonnen, der 2022 sein 30-jähriges Bestehen feiert. Bei äußerst schwierigen Bedingungen, mit viel Wind auf der Radstrecke und heißen Temperaturen im Marathon, gelang Vandendriessche in 8:39:56 Stunden (inkl. eines neuen Laufstreckenrekords) der erste Ironman-Sieg der Karriere, der sich in Puerto del Carmen vor dem Dänen Mathias Petersen (8:42:45) und dem Stuttgarter Philipp Bahlke (8:51:13) durchsetzte. Rang vier ging nach einer starken Aufholjagd an Dominik Sowieja (8:52:35). Lydia Dant (9:37:26), die ebenfalls erstmals einen Ironman-Titel holte, hatte im Ziel auf der Avenidas de las Playas knapp zwei Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Els Visser (9:39:11) aus den Niederlanden.

Schon das Schwimmen ging Philipp Bahlke offensiv an und konnte sich früh mit drei weiteren Athleten absetzen. Der Däne Mathias Petersen und die beiden Spanier Francisco Fernandez Cortes und Ricardo Hernandez Marrero schwammen zusammen mit dem Stuttgarter. Der Titel „First out of the water“ ging dann an Petersen, gefolgt von den beiden Spaniern und Bahlke, der beim Wasserausstieg einige Sekunden liegen ließ. Die ersten Verfolger folgten mit knapp 2 min Abstand. Dort mit dabei Alessandro Degasperi und Tobias Drachler. Eine weitere Minute später rannten der Schweizer Samuel Hürzeler und Silas Koehn den Anstieg zur Wechselzone auf der Avenidas de las Playas hinauf. Topfavorit Bart Aernouts nahm als 13. mit 6:10 min Rückstand die Verfolgung auf.

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Auf den ersten 40 Kilometern, mit dem Anstieg hinauf nach Yaiza und der anschließenden schnellen Abfahrt in Richtung Playa Blanca fielen die beiden Spanier schnell zurück und Petersen führte das Feld knapp vor Bahlke an. Dahinter fuhren Hürzeler, Koehn und Degasperi, der anschließend weit zurückviel und das Rennen aufgab. Vorwärts ging es hingegen für Aernouts, der seinen Rückstand bereits auf 4:40 min verkürzen konnte.

 

Spitzenduo mit Mathias Petersen und Philipp Bahlke

 

Nach der Wende in Playa Blanca ging es dann gegen den strammen Passatwind und außerdem lag der Timanfaya Nationalpark mit seinem sich ziehenden Anstieg vor den Athleten. An der Spitze waren auch nach den Feuerbergen Bahlke und Petersen noch zusammen. Dahinter hatte sich der Österreicher Michael Weiss nach vorne geschoben, der mit 3:30 min Rückstand eine Vierergruppe mit seinem Landsmann Maximilian Hammerle, Hürzeler und Vandendriessche anführte.

An der Spitze diktierte das deutsch-dänische Spitzenduo weiter das Tempo. Petersen konnte dann die Bergwertung am Mirador del Rio für sich verbuchen. Balke (+0:50) folgte mit Sichtkontakt in die lange Abfahrt in Richtung Arrieta. Vandendrissche (+4:02), Weiss (+5:13), Aernouts (+5:58), Hürzeler (+6:11) und Hammerle (+6:17) lagen aber allesamt noch in Schlagdistanz. Als es dann über Teguise zurück in Richtung Puerto del Carmen ging, baute der dänische Leader seinen Vorsprung auf Bahlke etwas aus, allerdings mehr als 1:14 min wurden es nicht. Von den Verfolgern hatte auf dem Rückweg Vandendriessche die besten Beine und kam mit knapp 6 min Rückstand als alleiniger Dritter zum zweiten Wechsel. Gefolgt von Weiss (+8:13), Hürzeler (+8:22) und Aernouts (+10:20).

 

Philipp Bahlkes Marathon-Schnellstart – Kenneth Vandendriessche kontert

 

Bahlke ging seinen Marathon sehr offensiv an. Der 33-Jährige, der von Faris Al-Sultan trainiert wird, verkürzte seinen Rückstand auf Petersen schnell auf unter eine halbe Minute. Als es dann entlang der Flughafen-Startbahn in Richtung Arrecife ging, vergrößerte der 27-jährige Däne seinen Vorsprung schnell auf über zwei Minuten und auf dem Weg zurück nach Puerto del Carmen musste der Stuttgarter bald auch tatenlos Vandendriessche vorbeiziehen lassen.

Der Marathon wurde in Lanzarotes Nachmittagshitze nun endgültig zur Schlacht. Bahlke nutzte alle Möglichkeiten sich an den Aidstations gut zu versorgen und runterzukühlen. Trotz der damit verbundenen Gehpausen blieb der Vorsprung auf seine beiden nächsten Verfolger Weiss und Hurzeler relativ konstant, da diese ebenso zusehends Probleme bekamen. Diese Chance nutzte nach der Halbmarathonmarke Dominik Sowieja. Der gebürtige Schwarzwälder, nach dem Radfahren an Position 11 liegend, flog förmlich durchs Feld und hatte sich nach der 30 km-Marke schon bis auf Rang fünf nach vorne gekämpft.

Ganz vorne machte Vandendriessche jetzt Jagd auf Petersen. Gut 10 km vor dem Ziel zog der 30-jährige Belgier am seinem drei Jahre jüngeren dänischen Kontrahenten vorbei. Nun war der Weg zum ersten Ironman-Sieg geebnet. Kenneth Vandendriessche feierte nach 8:39:56 Stunden ausgelassen seinen Erfolg und verschenkte dabei sogar noch ein paar Sekunden. Trotzdem erzielte der aus Brügge stammende Belgier in 2:40:37 Stunden einen neuen Laufstreckenrekord und löste damit seinen Landsmann Gerit Schellens (2005/ 2:44:29) ab. Petersen folgte als Zweiter, bevor Bahlke sich auf Rang drei ins Ziel rettete, da dahinter Sowieja noch bis auf 1:22 min heranlief und auf Rang vier vor dem Schweizer Hürzeler landete.

Für die dritte deutsche Top Ten- Platzierung sorgte Tobias Drachler auf Rang neun. Der Kölner hatte auf dem Rad viel Zeit verloren und rannte dann aber mit einem 2:48er Marathon noch unter die besten Zehn.  

 

Lydia Dant fährt auf dem Rad allen davon

 

Bei den Frauen kam ein Duo mit Emma Bilham und Elisabetta Curridori (59:26) an der Spitze aus dem Atlantik. Mit geringem Abstand folgte bereits Lydia Dant (+1:28). Die Topfavoritin Els Visser wechselte mit knapp drei Minuten Rückstand auf ihr Zeitfahrrad und die Frankfurterin Jenny Schulz hatte als Siebte 4:19 min Rückstand.

Lydia Dant, die bisher nur bei den letzten Ironman 70.3 Konkurrenzen auf Lanzarote mit Rang 5 (2021) und Rang 7 (2022) in Erscheinung trat, blieb anschließend weiter am Drücker und ließ Bilham und Curridori noch vor dem Timanfaya Nationalpark regelrecht stehen. Auch Visser fuhr über die Feuerberge in Position zwei und war auf dem Weg in den Inselnorden nun die erste Verfolgerin der Britin. Allerdings gab sich Dant auch auf dem schwierigen Nordteil der Radstrecke keine Blöße und hielt ihren Vorsprung auf Visser bei 8 min. Als dritte folgte in Arrieta Curridori, deren Rückstand sich aber der 20 min-Marke näherte.

 

Els Visser versucht alles

 

Bis ins Radziel gelang es dann Visser den Rückstand unter 6 min zu drücken und auch auf den ersten Marathon-Kilometern setzte sich diese Tendenz fort. Beim Halbmarathon waren es um die 4 min, an der 30 km-Marke nur noch gut 3 min. Wer jetzt einen Einbruch der 30-jährigen zierlichen Britin erwartete, der hatte sich vertan. Dant hielt voll dagegen und ließ sich nur noch eine weitere Minute ihres Vorsprungs abknabbern. Nach 9:37:26 Stunden war der erste Ironman-Sieg von Lydia Dant perfekt, Visser folgte mit 1:44 min Rückstand und freute sich trotzdem überschwenglich über Rang zwei. Dahinter kämpfte sich Curridori mit letzter Kraft über die finalen Kilometer und wurde für ihr Durchhaltevermögen mit Rang drei belohnt. Jenny Schulz konnte sich im Marathon noch an der Kanadierin Angela Naeth vorbeischieben und wurde Vierte.