Ironman 70.3 WM: Gustav Iden und Lucy Charles-Barclay die Gejagten in St. George

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 27.10.2022 um 08:42
Zum dritten Mal innerhalb von nur 13 Monaten ist St. George Ausrichtungsort einer Ironman WM. Am Freitag und Samstag geht es rund um die 100.000 Einwohnerstadt über die 70.3 Distanz mit 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen um die WM-Medaillen. Im September 2021 krönten sich an gleicher Stelle die Britin Lucy Charles-Barclay und der Norweger Gustav Iden mit dem 70.3-Weltmeistertitel. Beide wollen ihren Titel am Freitag (Frauenrennen) und Samstag (Männerrennen) verteidigen und bringen die Hypothek der Ironman Hawaii-Belastung mit nach Utah. Hier sind unsere Infos zur Ironman 70.3 World Championship 2022.

Vorschau Frauen-Rennen:

Lucy Charles-Barclay dominierte im Vorjahr die WM-Entscheidung in St. George. Entsprechend gerne erinnerte sich die Britin bei der Pressekonferenz am Mittwoch an diesen Sahnetag zurück. „Wenn ich wieder so ein Rennen hinbekommen würde, dann wäre das perfekt. Trotz Kona fühle ich mich frischer als sonst zum Ende der Saison, da ich durch die Verletzung im Frühjahr deutlich weniger Rennen in den Beinen habe.“

Konkurrenz bekommt die Hawaii-Zweite genug. So schielen u.a. die Vorjahresdritte Taylor Knibb (USA) und die Vorjahresfünfte Emma Pallant-Browne (GBR) auf den mit 50.000 US-$ dotierten Scheck für die Siegerin. Vor allem Emma Pallant-Browne eilte in dieser Saison über die halbe Ironman-Distanz von Sieg zu Sieg und nahm sich nach dem letzten Erfolg beim Ironman 70.3 Zell am See-Kaprun eine Auszeit, um topfit in St. George an der Startlinie zu stehen. Ebenso beste Podiumschancen dürften auch Holly Lawrence (GBR) und Paula Findlay (CAN) haben. Zum Kreis der Favoritinnen zählt auch die Olympia-Siegerin Flora Duffy, die beim letzten Kräftemessen im Rahmen der PTO US Open in Dallas Sechste wurde. Vorne rein laufen könnte auch die Schweizerin Imogen Simmonds, die mit ihrem Sieg bei der Challenge Mallorca vor 14 Tagen ihre aktuell starke Form unter Beweis stellte.

Aus deutscher Sicht ist Anne Reischmann die aussichtsreichste Starterin. Im Vorjahr kam die Athletin des hep Sportsteam auf Rang 10 direkt vor Daniela Ryf ins Ziel. Eine ähnliche Platzierung dürfte ihr auch diesmal zuzutrauen sein, zumal mit dem zweiten Platz bei der Challenge Mallorca nach einer bisher schwierigen Saison das nötige Selbstvertrauen zurück sein sollte. Die beiden weiteren deutschen Starterinnen sind Kathi Krüger und Daniela Kleiser.

>> Die Startlisten der Profi-Starterinnen und Starter ...

 

Vorschau Männer-Rennen:

Bei den Männern schauen am Samstag alle auf Gustav Iden. Der 26-jährige Norweger kommt als frischgekürter King of Kona nach St. George und tritt dort zudem als Titelverteidiger an. Da Iden auch die Vorcorona-WM in Nizza gewinnen konnte, wäre am Samstag sogar der Ironman 70.3-WM Titelhattrick möglich, was bisher noch keinem Athleten in der 15-jährigen WM-Geschichte gelang. Wie Iden konnten bisher Michael Raelert (2009/2010) und Sebastian Kienle (2012/2013) zweimal in Folge die Ironman 70.3 WM gewinnen. „Ich fühle mich aktuell ok. Nach Kona stellte sich eine tiefe Zufriedenheit ein, andererseits war ich auch etwas leer. Deshalb ist es jetzt schwer richtig hungrig in ein Rennen zu gehen. Aber ich versuche es am Samstag. Der abgeänderte Laufkurs mit weniger Höhenmetern sollte mir auf jeden Fall liegen“, erklärte Iden auf der Pressekonferenz

Jäger hat der Norweger am Samstag genug. Etwas zurückhaltender zeigte sich allerdings auch Kristian Blummenfelt, dem nach drei Langdistanzen inklusive der Sub7-Rekordjagd, eher leise Töne von sich gab. „Die drei Wochen seit Kona sollten reichen, um wieder belastbar an der Startlinie stehen zu können.“

Liefern müssen zuallererst auch andere Athleten. So hat der US-Shootingstar Sam Long seinen Kona-Start sausen lassen und sich auf den Showdown in St. George konzentriert, wo er im Vorjahr nur Iden den Vortritt lassen musste. Die Liste der weiteren Top Ten-Anwärter ist lang und kann in die evtl. noch müden Kona-Starter - u.a. Magnus Ditlev (DEN), Rudy von Berg, Matt Hanson (beide USA), Denis Chevrot, Clement Mignon (beide FRA) - und vielleicht noch frischeren Athleten - u.a. Mikki Taagholt (DEN), Jackson Laundry (CAN), Ben Kanute, Eric Lagerstrom (beide USA) und Felipe Azevedo (POR) aufgeteilt werden.

Können Funk und Co die Norweger ärgern?

Und die Germans? Im Vorjahr war Mika Noodt als Elfter bester Deutscher, dicht gefolgt von Jan Stratmann (13.). Beide sind am Samstag wieder mit dabei und wollen die Scharte des schwächsten deutschen 70.3 WM-Ergebnisses seit 2011 am besten selbst auswetzen. Gleiches gilt für Frederic Funk, der zuletzt in seinen Wettkampfleistungen etwas schwankend unterwegs war. Dem Sieg beim Ironman 70.3 Zell am See-Kaprun folgte ein DNF beim PTO-Rennen in Dallas. Funk stellte dies auf der Pressekonferenz auch selbst so da, der darauf hofft auf dem anspruchsvollen Schlussdrittel der Radstrecke seine Stärke ausspielen zu können. Eine ähnliche Taktik dürfte wohl auch Ruben Zepuntke auf dem Plan haben, der seine komplette Saison auf das WM-Rennen in Utah ausgelegt hat und sich zuletzt wie Funk im Höhencamp in Park City den Feinschliff holte. Dort weilte auch Nicolas Mann zur finalen Vorbereitung. Hinter dem Start des Challenge St. Pölten-Siegers steht allerdings ein kleines Fragezeichen, der via Instagram mitteilte, dass er sich Ende letzter Woche eine Erkältung eingefangen hat.

Die Wettkampfstrecken der Ironman 70.3 WM 2022 in St. George

1,9 km Schwimmen: Geschwommen wird im östlich von St. George gelegenen Sand Hollow Reservoir. Der Kurs ist als einmal zu durchschwimmendes Dreieck angelegt.

90 km Radfahren: Der Radkurs verläuft nahezu identisch zum Vorjahr. Der mitentscheidende Streckenabschnitt könnte die Fahrt durch den Snow Canyon sein, wo der sich ziehende Anstieg zur Attacke einlädt. (835 Hm)

21,1 km Laufen: Die Laufstrecke besteht auch diesmal aus zwei Runden, allerdings mit einem deutlich abgespeckten Streckenprofil. Es gibt zwar immer noch pro Runde einen längeren Anstieg und Downhill, der Gesamthöhenunterschied ist allerdings deutlich reduziert (215 Hm)

 

Die Teilnehmer*innen:

 

Insgesamt sind über 6.000 Athletinnen und Athleten aus 104 Ländern gemeldet. Die am stärksten vertretenen Nation ist die USA mit 2.331 Athlet*innen, gefolgt von Frankreich (472), Kanada (448), Großbritannien (405) und Deutschland (348).

  •  der Frauenanteil liegt bei 34 %
  • das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren
  • der älteste Teilnehmer ist der 82-jährige Erwin Helml aus Deutschland
  • die älteste Teilnehmerin ist die 76-jährige Linda Ashmore aus Großbritannien

 

Das Wetter:

 

Laut aktuellem Wetterbericht (Stand Mi. 26.10.) wird an beiden Wettkampftagen durchgehend die Sonne scheinen mit Höchstwerten um die 20 Grad-Marke. Allerdings sorgt das wüstenähnliche Klima für sehr kühle Nächte und entsprechenden Frösteltemperaturen zur Startzeit. So liegen die Morgentemperaturen wohl deutlich unter der 10 Grad-Marke.

 

Die Startzeiten und die Übertragung:

 

An beiden Renntagen wird live auf Outside TV übertragen. Als Kommentatoren kommen Michael Lovato und Dede Griesbauer zum Einsatz. Für Analysen und Interviews stehen Greg Welch und Matt Lieto parat. Außerdem wird Mirinda Carfrae als „Special oncourse guest“ den beiden Moderatoren zur Seite stehen.

  • Freitag, 28.10.2022: Start Profi-Frauen: 7:30 Uhr Ortzeit (15:30 Uhr MESZ) – im Anschluss folgen insgesamt 12 Startgruppen mit Agegrouperinnen
  • Samstag: 29.10.2022: Start Profi-Männer 7:30 Uhr Ortszeit (15:30 Uhr MESZ) – im Anschluss folgen insgesamt 12 Startgruppen mit Agegroupern