Ironman 70.3 WM St. George: Taylor Knibb düpiert die Konkurrenz

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 28.10.2022 um 20:17
Die US-Amerikanerin Taylor Knibb ist die neue Ironman 70.3 Weltmeisterin. Die 24-Jährige aus Washington D.C. triumphierte in St. George über die 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 4:03:20 Stunden und sorgte so für den zweiten US-Frauensieg in der Ironman 70.3-WM-Geschichte, nachdem im Jahr 2009 Joanna Zeiger den WM-Titel gewinnen konnte. Rang zwei ging mit über fünf Minuten Rückstand an Paula Findlay (4:08:57) aus Kanada, gefolgt von der Britin Emma Pallant-Brown (4:10:45), die in einem dramatischen Lauffinale ihre Landsfrau Lucy Charles-Barclay (4:11:24) und Flora Duffy (4:13:33) von den Bermudas, die beide lange Zeit auf Medaillenkurs lagen, auf die Ränge vier und fünf verweisen konnte. Anne Reischmann sorgte als Zehnte für die beste deutsche Platzierung in Utah.

Nur drei Grad über Null zeigte das Thermometer zum Start der Profifrauen am Sand Hollow Reservoir. Der Sprung ins ebenfalls sehr kühle Nass war deshalb trotzdem fast schon angenehm. Auf den Rennverlauf hatten die harten Bedingungen zunächst einmal keinen Einfluss. Lucy Charles-Barclay schwamm in gewohnter Manier auf und davon. Allerdings sollten auf der zweiten Schwimmhälfte die Niederländerin Lotte Wilms mit Taylor Knibb an den Füßen wieder aufschließen. Während die Niederländerin und die Britin sich vorne um den Titel „first out of the water“ battelten, hielt sich Knibb smart zurück.

 

Lucy Charles-Barclay anfangs die Leaderin

 

Beim Wasserausstieg lagen Charles-Barclay (23:50 min) und Wilms (23:51) Schulter an Schulter, mit einem kleinen Vorteil für die Titelverteidigerin, gefolgt von Knibb (23:54). In der Wechselzone kleideten sich die Frauen dann aufgrund der kalten Temperaturen richtig gut ein.

Die Verfolgerinnen wurden angeführt von Flora Duffy (+0:30 min), die die Britin Holly Lawrence im Schlepptau hatte. Die weiteren Mitfavoritinnen Emma Pallant-Browne und Paula Findlay wechselten mit einer guten Minute Rückstand auf die Radstrecke. Als beste Deutsche ging Katharina Krüger an Position 21 (+3:33) auf die 90 Radkilometer.

 

Die oberkörperfreien Norweger animieren zur Soloflucht

 

Nachdem Charles-Barclay als Leaderin das Radfahren eröffnet hatte, dauerte es nicht lange, bis Knibb die Initiative ergriff. Die Vorjahresdritte schien einmal mehr von den mit nacktem Oberkörper an der Strecke stehenden Norwegern Gustav Iden und Kristian Blummenfelt animiert gewesen sein. Die 24-Jährige setzte zu einer beeindruckenden Soloflucht an. Schon nach 20 Kilometern betrug ihr Vorsprung über eine Minute auf die Verfolgerinnen, die sich mit Duffy, Charles-Barclay, Lawrence und Findlay zu einem Quartett formiert hatten. Anfangs war auch die Britin India Lee dabei, die dann allerdings eine Penalty erhielt, während Pallant-Browne den Anschluss an die erste Verfolgerinnengruppe verpasste.

Diese Rennkonstellation sollte bis zur Anfahrt in Richtung des Anstiegs in den Snow Canyon Bestand haben. Knibb vergrößerte bis zur 60 km-Marke ihren Vorsprung auf fast fünf Minuten auf die Verfolgerinnen, bei denen nun Lawrence zusehends Probleme bekam und den Anschluss verlor. Im Anstieg musste dann auch Charles-Barclay zweimal beinahe eine Lücke zu Duffy und Finlay reißen lassen. Kurz vor dem höchsten Punkt ging dann auch eine Lücke von ca. 20 Sekunden auf. Auf der schnellen Abfahrt kam Charles-Barclay dann allerdings schnell zurück und so kam ein Verfolgerinnentrio gemeinsam in der zweiten Wechselzone in St. George an.

 

Taylor Knibb früh auf Siegkurs – hochspannender Fight um Rang drei

 

Knibb hatte ihrerseits noch eine weitere Minute draufgepackt und startete mit fast sieben Minuten Vorsprung in den Halbmarathon. Viel Zeit hatte auf dem Rückweg auch Lawrence (+9:49) verloren, die zwar noch als Fünfte in die Laufschuhe wechselte, aber schon Pallant-Browne (+11:30) bald im Nacken haben sollte.

Auf der ersten Laufrunde baute Knibb ihren Vorsprung sogar noch um ein paar Sekunden aus, während beim Verfolgertrio zunehmen Paula Findlay den besten Eindruck hinterließ. Eingangs der zweiten Laufrunde, im Anstieg hinauf zum Golfplatz, löste sich die Kanadierin dann endgültig von ihren beiden Mitstreiterinnen, die bald ebenfalls nicht mehr als Duo unterwegs waren. Flora Duffy setzte sich zunächst von Lucy Charles-Barclay ab. Während der Sieg von Knibb und Rang zwei für Findlay nun nicht mehr gefährdet war, sollte der Fight um Rang drei noch lange nicht zu Ende sein.

 

Emma Pallant-Browne mit den besten Beinen

 

Die Vorjahressiegerin gab sich nicht geschlagen und kam nochmal zurück. Auf der Bergabpassage stellte sie die nun schwerfällig laufende Duffy und lief jetzt an Position drei. Auch das war allerdings nur eine Momentaufnahme. Mit flinken Schritten flog nun Emma Pallant-Browne von hinten heran und verdrängte Lucy Charles-Barclay endgültig von Rang drei. Die Titelverteidigerin musste mit Rang vier vorliebnehmen, gefolgt von 70.3 WM-Rookie Flora Duffy. Vorne lief Taylor Knibb in 4:03:20 Stunden ungefährdet zum Ironman 70.3 WM-Sieg, gefolgt von Paula Findlay.

 

Anne Reischmann wieder auf dem 10. Platz

 

Ein starkes Rennen zeigte auch wieder Anne Reischmann, die sich im Rennverlauf immer weiter nach vorne arbeiten konnte und wie im Vorjahr auf Rang 10 (4:16:50) in der Tabernacle Street von St. George einlief.