Andreas Raelert: Der Rennverlauf wird auf Hawaii noch enger werden

H. Eggebrecht für tri2b.com | 02.09.2011 um 16:33
Seit dem 10. Juli 2011 ist Andreas Raelert der schnellste Mensch der Welt über die Ironman-Distanz. Beim weltgrößten Langdistanz-Triathlon in Roth blieben die Uhren nach 7:41:33 Stunden für den Rostocker stehen. Aufgrund des neuen Regelwerks der World Triathlon Corporation (WTC) musste der 35-Jährige allerdings beim Ironman Regensburg Anfang August noch ein Pflichtfinish erfüllen, um die Hawaii-Quali unter Dach und Fach zu bringen. Im Rahmen des Powerbar-Pressetalk auf der Eurobike hat tri2b.com mit Andreas Raelert über dieses Novum gesprochen und auch einen Ausblick auf den Ironman Hawaii gewagt.

tri2b.com: Vor vier Wochen musstest du im Regensburger Dauerregen einen Ironman absolvieren, nur aufgrund des neuen WTC-Regelwerks. Du hast daraus eine Spendenaktion gemacht. Trotzdem war es ein voller Ironman mit 226 Wettkampfkilometern. Wie beurteilst du diese Konstellation im Rückblick? 
Andreas Raelert (A. R.): Es gibt nun mal dieses Regelwerk und damit war ich verpflichtet, noch einen Ironman zu finishen. Für mich war es dann wichtig, wie ich aus dieser Situation das Beste machen kann. Über die Resonanz der Charity-Aktion bin ich sehr, sehr glücklich. Dass zusammen mit den meinen Partnern 7.000 Euro an Spendengelder zusammen gekommen sind, darüber bin ich hellauf begeistert. Körperlich war es eine sehr große Herausforderung für mich. Ich habe es fast ein wenig unterschätzt, was eine Dauerbelastung von zehn Stunden dem Körper an Reserven abverlangt. Von daher bin ich immer noch etwas müde. Ich gehe aber davon aus, dass ich bis zum Ironman Hawaii davon keine Auswirkungen mehr spüren werde und auch die letzte Vorbereitung ohne Einschränkungen absolvieren kann. 

tri2b.com: Im Vorfeld des Ironman Regensburg wurde davon gesprochen, dass du dich im Lauftraining am Knöchel verletzt hast. Bist du aktuell wieder voll belastbar? 
A.R.: Für mich ist es im Training kein Problem. Die Verletzung ist zwar immer noch da, aber ich kann wirklich so trainieren, dass es mich in keiner Weise beeinflusst. 

tri2b.com: Jetzt sind es noch fünf Wochen bis zum Ironman Hawaii. Wie wirst du den letzten Trainingsblock gestalten? 
A.R.: Inhaltlich werde ich versuchen, neue Akzente zu setzen, was die Tempoeinheiten angeht. Nicht intensiver, aber wesentlich ausgewählter, was die Anordnung der einzelnen Einheiten angeht. Auf der anderen Seite werde ich auch vieles beibehalten, wie bei den bisherigen zwei Starts in Kona. Ich werde auch diesmal in Clermont in Florida zusammen mit meinem Bruder Michael, der mich dann auch nach Hawaii begleitet, die letzte Vorbereitungsphase absolvieren. 

tri2b.com: Zwischenfrage: Wie ist der aktuelle Stand der Verletzung bei Michael. Eine endgültige offizielle Absage des Starts bei der Ironman 70.3-WM in Las Vegas gab es ja von eurer Seite noch nicht. 
A.R.: Ein Start ist nach dem heutigen Stand nahezu ausgeschlossen. Es sind zwar deutliche Verbesserungen bei Michael zu erkennen, was die Verletzung angeht. Aber einen Start in Las Vegas halte ich für nicht möglich und unrealistisch. 

tri2b.com: Wann ist dann die Anreise nach Hawaii zur endgültigen Akklimatisierung nach geplant? 
A.R.: Ich werde 10 oder 8 Tage vor dem Rennen zusammen mit Michael nach Kona reisen, um dort dann alles ähnlich zu handhaben, wie in den beiden Vorjahren. 

tri2b.com: Mit Stand 1. September ist die Quali-Rangliste geschlossen. Wenn du auf die Ergebnisse der Saison blickst, wer sind für dich die größten Kontrahenten auf die Podestplätze beim Ironman Hawaii? 
A.R.: Oh, es gibt eine Vielzahl von unheimlich starken Konkurrenten. Da sind schon mal die Athleten aus der Top Ten des Vorjahres zu nennen. Wir haben hier nicht die Zeit, alle Favoriten aufzuzählen. Es wird mit Sicherheit einen noch engeren Rennverlauf als in den letzten Jahren geben. Das ist ganz einfach die Entwicklung des Triathlonsports, dass noch mehr Athleten ganz vorne in der Weltspitze beisammen sein werden. Ich persönlich würde mich natürlich freuen, wenn ich mir meinen Traum verwirklichen kann und nach der schon überragend verlaufenen Saison auch dort wieder einen Platz auf dem Podium erreichen kann. Mit einem perfekten Tag und etwas Glück ist vielleicht auch ein Treppchenplatz höher als im Vorjahr möglich. Aber unabhängig davon, es ist ein komplett anderes Rennen und mit Sicherheit haben wir 15 Athleten, die die Chance haben, den Ironman Hawaii zu gewinnen. 

tri2b.com: Vielen Dank für das spontane Interview.