Interview mit Marianne Vlasveld: "Just do it!"

A.White/TRIATHLONINFORMER für tri2b.com | 10.12.2003 um 21:01
Die amtierende Weltmeisterin im Wintertriathlon Marianne Vlasveld (NED) scheint bereits in guter Form zu sein. Während die Sommer-Triathleten der nördlichen Hemisphäre zunehmend mit langen Nächten und spätherbstlichen Temperaturen hadern, bereitete sich die Erzrivalin von Sigrid Lang auf dem Dachstein Gletscher (AUT) auf ihre Titelverteidigung im Laufen, Mountainbiken und Skaten vor. Und fuhr bereits einen wichtigen Sieg ein: Die niederländischen Meisterschaften über 10 Kilometer Laufen, 50 Kilometer Rad fahren und 20 Kilometer Eisschnelllauf gewann Vlasveld deutlich.

Kurz nach Vlasvelds Rückkehr aus dem Trainingslager hat sich TRIATHLON INFORMER-Chefredakteurin Amy White mit der studierten Trainingswissenschaftlerin unterhalten, deren schlichtes Erfolgsrezept lautet: "Achte auf jedes Detail und gib' nie auf." 


TRIATHLON INFORMER (TI): Marianne, was hat Dich zum Ausdauermehrkampf, speziell zum Wintertriathlon gelockt? 
Marianne Vlasveld (M.V.): Als ich sechzehn Jahre alt war, nahm ich an einem Talenttag für Nachwuchslangläufer des niederländischen Skiverbandes teil. Meine ersten Rutschversuche haben sofort geklappt und die Sache fing an, mir Spaß zu machen. Nicht viel später hatte ich schon eine erste Einladung des Verbands in s Nationalteam und ging bei den Weltmeisterschaften im finnischen Lahti für Holland an den Start. 
Ich habe mein Grundlagentraining im schneearmen Holland aber in anderen Disziplinen absolviert: Laufen, Rad fahren, Eisschnelllauf und Roller-Ski fahren. 

1989 nahm ich auch an meinem ersten Wintertriathlon über 20 Kilometer Laufen, 30 Kilometer Skilanglauf und 40 Kilometer Eisschnelllauf teil, den ein niederländischer Veranstalter im deutschen Inzell organisierte. Damals war die Sportart noch jung, die Disziplinen und Streckenverhältnisse haben sich inzwischen ja geändert. Für mich war das ein unglaublich hartes Rennen, aber ich gewann und das Rennen wurde damals im Fernsehen übertragen. Eine gute Werbung für unser Langlauf-Team! 

Sechs Jahre später beendete ich nach mehreren Verletzungen meine Langlaufkarriere, doch als 1998 die ersten Wintertriathlon-Weltmeisterschaften heutigen Formats im italienischen Mals ausgerichtet wurden, bat mich der niederländische Verband, unser Team dort zu verstärken. Ziemlich untrainiert und auf einem geliehenen MTB wurde ich damals Zehnte. Da war mir klar, dass ich es auch besser könnte ... 


TI: Du bestreitest auch im Sommer Rennen, in der Xterra-Serie genauso wie im Triathlon und Duathlon auf der Straße. Hat das positive Effekte auf die Form im Winter? Wann und mit welchen Methoden richtest du das Augenmerk wieder auf den Skilanglauf? 
M.V.: Die Basis für die Erfolge im Winter lege ich ganz bestimmt schon in den Sommermonaten. Mein Trainingsschwerpunkt, rein stundenmäßig gesehen, liegt bereits in dieser Zeit des Jahres. Um auch da mal höhere Intensitäten einzubauen, habe ich in diesem Jahr an der Xterra Beach Challenge bei uns teilgenommen – da war meine Form schon sehr gut. Ich fuhr die beste Radzeit und war auch im Laufen Zweitschnellste. Für's Schwimmen habe ich allerdings kein Talent, das wird wohl nie richtig gut. Dort habe ich auch im Rennen jede Menge Zeit verloren. 
Ich habe im Sommer auch an der Tour Transalp teilgenommen, dieser einwöchigen Etappenfahrt in Zweierteams über 21,500 Höhenmeter, von Mittenwald zum Gardasee. 


TI: Welche Ziele hast du dir für die bald beginnende Wintersaison gesetzt? 
M.V.: Natürlich möchte ich gern meinen Titel als Weltmeisterin verteidigen! 


TI: Wie schätzt du die Zukunft des Wintertriathlon ein? Wird das Interesse bei den Amateuren eher größer? 
M.V.: Es war schön, bei den Weltmeisterschaften von Oberstaufen im vergangenen Winter so viele begeisterte Amateure zu sehen. Uns Frauen täte allerdings etwas mehr Konkurrenz aus anderen Nationen gut. Ich denke, Wintertriathlon ist ein sehr attraktiver Sport, der auch sehr gut in das Programm der Olympischen Winterspiele passen würde. Aber das braucht Zeit und die ITU müsste hart dafür arbeiten. 


TI: Was ist das Schönste am Wintertriathlon? 
M.V.: Der Kampf mit dem Schnee, der Kälte und den Bergen. Schnee macht die dunklen Wintermonate hell und strahlend. 


TI: Dein Rat für alle Sportler, die es einmal mit dem Wintertriathlon versuchen wollen? 
M.V.: Just do it! 

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Jens Richter
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