Interview mit Nina Fischer: Kona oder Athen?

Jens Richter für tri2b.com | 19.08.2002 um 21:16
Sie muss sich selbst mit dem zweiten Platz beim Ironman Frankfurt am meisten überrascht haben: die 25-jährige Nina Fischer ist in diesem Jahr eine der besten Kurzstrecklerinnen Deutschlands – weil sie für den Ironman trainiert hat ...

tri2b: Nina, herzlichen Glückwunsch – das war ja ein dickes Ding! Viele haben gedacht, dass Nina Fischer für Platz drei gut ist. Der Vizerang - und mit dieser Zeit - ist aber trotzdem eine Riesenüberraschung! Hattest Du Dich taktisch an den beiden Duellantinnen ausgerichtet? 
Nina Fischer: Nein, überhaupt nicht! Ich habe aber für die Führungsposition nach dem Schwimmen gearbeitet, das ist nämlich sehr motivierend. Danach wollte ich dann einfach mein Rennen fahren, auch wenn Katja und Paula wegfahren würden. Für alles andere fehlt mir ja die Erfahrung. Diese Einstellung war bestimmt auch der Schlüssel zum Erfolg.

tri2b: Wann kam die Ablösung? 
Nina Fischer: Schon ungefähr nach 50 Kilometern, aber ich kannte nach dem Schwimmen auch die genauen Abstände nach hinten nicht. 

tri2b: Katja wollte sich im Rennen an der Rennübersicht von Paula orientieren, Du nicht?
Nina Fischer: Naja - Katja hat wohl viel mit Paula trainiert und konnte sie ganz gut einschätzen. Mich anscheinend auch!? Sie dachte sich wohl: Wäre ich weggefahren, dann hätte ich beim Laufen die Quittung bekommen. Für Katja also sicher eine gute Taktik. 

tri2b: Aber mit solch einem Marathon von Dir hatte wohl auch Katja nicht gerechnet ... 
Nina Fischer: Ja, ich habe selbst ja auch immer gedacht: „jetzt kommt gleich der Mann mit dem Hammer“. In der letzten Laufrunde kamen immer wieder Krämpfe – fast bei jeder Bodenwelle - die Wade zog richtig zu. Aber ich habe mich auf jeden Schritt konzentriert. Wenn man an zweiter Stelle liegt, geht das wohl irgendwie leichter. Vielleicht wär’ ich sonst auch mal gegangen ...?! 

tri2b: Und jetzt kommt Hawaii? 
Nina Fischer: Ja, nächstes Jahr habe ich’s schon geplant. Aber jetzt bin ich erstmal fix und fertig und alle – ich kann mir nicht vorstellen, mich in neun Wochen noch einmal so vorzubereiten. Das wär nur "auf Ankommen" in Kona. Ralf (Eggert, ihr Freund [Anmerkg. der Redaktion]) hat mir vorhin auch nochmal abgeraten von Hawaii. Da will ich lieber noch ein Weltcup-Rennen machen, z.B. Hamburg. 

tri2b: Punkte sammeln für Athen also? 
Nina Fischer: (lacht) Schauen wir mal! 

tri2b: Kommt so ein Heimspiel denn aber nicht arg früh? 
Nina Fischer: Wie Du sagst: es ist für mich ein Heimspiel! Vielleicht wird’s ja beim Laufen dann schwer, aber das kenne ich ja noch vom letzten Jahr ... 

tri2b: Die Laufschwäche gehört doch jetzt der Vergangenheit an ... Wie hast Du das hinbekommen? 
Nina Fischer: Ich trainiere jetzt 80 – 90 Kilometer pro Woche, aber mit guten Qualitäten. Die langen Läufe habe ich oft in dem Tempo gemacht, in dem ich auch heute die ersten Kilometer gelaufen bin. Komischerweise ist davon auch die Kurzstrecke stärker geworden (lacht) – Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll: Kona oder Athen ... 

tri2b: Mal angenommen, es wäre Kona, über welchen Weg geht es dann im nächsten Jahr dahin? 
Nina Fischer: Frankfurt wäre bei einem früheren Termin und bei separatem Profistart eine schöne Alternative ... 

tri2b: Für solche Überlegungen wünschen wir Dir erst einmal eine gute Erholung und dann frische Kurzstrecken-Rennen.