Ironman WM St. George: Kristian Blummenfelt rennt alle nieder, Florian Angert Fünfter

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 07.05.2022 um 19:58
Kristian Blummenfelt ist der Ironman Weltmeister des Jahres 2021. In St. George siegte der 28-jährige Norweger bei der von Hawaii nach Utah verschobenen WM über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 7:49:16 Stunden, nachdem er von Position sechs in den abschließenden Marathon gestartet war. Dahinter gab es einen Krimi um Rang zwei: Der Kanadier Lionel Sanders (7:54:03) flog kurz vor dem Ziel noch am Neuseeländer Braden Currie (7:54:19) vorbei, der bis Marathon-Kilometer 28 geführt hatte. Rang vier ging an den US-Amerikaner Chris Leiferman (7:57:51) vor Florian Angert (7:59:35), der damit seine angestrebte Top Five-Platzierung in die Tat umsetzte.

Beim Schwimmen im durch die heißen Vortage doch noch auf um die 17 Grad aufgeheizten Sand Hollow Reservoir bildete sich früh eine fünfköpfige Spitzengruppe, in der der Franzose Sam Laidlow, der Däne Daniel Baekkegard, die beiden Neuseeländer Kyle Smith und Braden Currie, sowie Florian Angert vertreten waren. Bei nur leichtem Wellengang blieb das Quintett die gesamte Schwimmstrecke zusammen und auf den letzten Metern, beim Kampf um den „first out oft he water“-Titel gab es dann einen Sprint zwischen Laidlow und Baekkegard, den der Franzose in 47:29 min mit einer Sekunde Vorsprung knapp für sich entschied. Die beiden Neuseeländer und Angert folgten wenige Sekunden dahinter.

Blummenfelt führt die Verfolger an

Von den Topfavoriten kam als nächster Kristian Blummenfelt (10./+2:10 min) aus dem Wasser. Andi Dreitz (19./+4:22) folgte knapp vor der Gruppe der Mitfavoriten um Sebastian Kienle (26./+4:35), Sam Long (27./+4:36) und Lionel Sanders (29./+4:37) in die Wechselzone. Mit dabei war dort auch der Australier Cameron Wurf (30/+4:40), der sich nach seiner kräftezehrenden Frühjahrsradsaison im Schwimmen sehr gut schlug. Boris Stein verlor beim Schwimmen früh den Anschluss an die Favoritengruppe und kam erst als 36. (+10:49) der 38 angetretenen Profis zu seinem Zeitfahrrad.

Die fünf Schwimmleader sollten auch über die komplette Raddistanz zusammenbleiben. Dahinter sortierte sich allerdings das Feld. Blummenfelt war auf dem Weg nach St. George zunächst der alleinige Verfolger der Leadergruppe, bevor sich nach und nach die starken Radfahrer Wurf, Kristian Hogenhaug und Sam Long nach vorne schoben. Nach 60 km betrug ihr Rückstand allerdings immer noch gut vier Minuten. Kienle und Sanders folgten mit einer weiteren Minute Rückstand.

Angert bleibt am Drücker

Auch als es nach der Durchfahrt von St. George auf den langen Anstieg in Richtung Vejo ging, fuhren die fünf Leader einträchtig zusammen, die so ihren Vorsprung vor den Verfolgern, die von Wurf angeführt wurden, sogar auf fünf Minuten ausbauen konnten. Nicht mehr im Rennen war zu diesem Zeitpunkt bereits Andi Dreitz, der nach Information des hr-Fernsehens mit einem Begleitmotorrad kollidierte und stürzte. Besser lief es bei Boris Stein, der nach 100 Radkilometern schon auf Rang 23 vorgefahren war.

Wer nun die Attacke der starken Radfahrer um Wurf erwartet hatte, lag falsch. Die Führungsgruppe um Angert blieb auch auf der finalen Runde durch den Snow Canyon zusammen, wobei die Führung immer wieder hin und her wechselte. Als es in den finalen superschnellen Downhill zurück nach St. George ging, führte Wurf mit vier Minuten Rückstand immer noch die ersten Verfolger an, wobei mittlerweile Sanders aufschließen konnte und auch Blummenfelt noch mit dabei war. Sebastian Kienle konnte auf dem bergigen Abschnitt nicht das Tempo der Besten mitgehen und sein Rückstand näherte sich deshalb der 10-Minuten-Marke.

Neuseeländischer Angriff im Marathon: Erst Smith, dann Currie in Führung

Zurück in St. George eröffnete Kyle Smith knapp vor Florian Angert den Marathon-Showdown. Currie Laidlow und Baekkegard wechselten etwas langsamer und kamen mit einigen Sekunden Rückstand aus dem Wechselzelt. Von den Verfolgern nahm Wurf mit 4:18 min Rückstand den Marathon in Angriff, gefolgt von Blummenfelt (+4:23), Sanders (+4:46) und Long (+5:55). Kienle wechselte an Position 13 (+10:14) in die Laufschuhe.

Den ersten Uphill ging Smith am offensivsten an, der so einige Meter Vorsprung herauslaufen konnte. Im ersten Downhill folgte aber bereits die Konterattacke von Currie, der sich nach 6 km an die Spitze setzte. Angert ging den Marathon defensiver an und folgte als Dritter mit einer knappen Minuten Rückstand.

Currie witterte jetzt seine Chance und hielt das Tempo weiter hoch. Dem 35-Jährigen, der aus Wanaka auf der Südinsel Neuseelands stammt, schüttelte nun schnell seinen Landsmann Smith ab und auch seine ehemaligen Radgefährten Laidlow, Baekkegard und Angert hatten nach einem viertel der Marathondistanz bereits zwei Minuten Rückstand. Wie schnell Currie unterwegs war, zeigte sich auch daran, dass Blummenfelt an Position sechs zunächst keine Zeit gutmachte und Sanders sogar Zeit verlor.

Blummenfelt dreht auf

Als es in der ersten Laufrunde wieder zurück in Richtung des Zentrums von St. George ging, forcierte Angert bergan das Tempo und setzte sich vor Laidlow und Baekkegard. Smith war schon zuvor etwas zurückgefallen. Der junge Neuseeländer wurde bereits vom immer besser in Schwung kommenden Blummenfelt aufgesammelt. Der als Topfavorit gehandelte Norweger hatte wenig später Baekkegard gestellt und bald auch das Duo Angert und Laidlow im Blick. Noch vor der Halbmarathonmarke flog der Olympiasieger mit deutlicher Tempoüberhöhung an den beiden vorbei und lag nur noch knapp drei Minuten hinter Currie.

Angert ging zusammen mit Laidlow und Smith in die zweite Laufrunde, mit dem Handicap, dass er seine Eigenverpflegung an einer Aidstation nicht bekam. Curries Zeit als Leader sollte bald vorbei sein. Nach gut 28 Kilometern zog der 28-jährige Norweger an einer Aidstation am Neuseeländer vorbei und macht sich auf den Weg es Jan Frodeno gleichzutun und als Olympiasieger sich auch den Ironman Weltmeistertitel zu sichern.

Sanders fliegt noch an Currie vorbei

Blummenfelt meisterte auch den finalen Downhill ohne größere Probleme und lief in 7:49:16 Stunden zum überlegenen WM-Sieg. Dahinter rannte Lionel Sanders im Höchsttempo beim Mittagstemperaturen jenseits der 30 Grad dem Ziel auf der Tabernacle Street entgegen und schnappte Braden Currie auf dem letzten Kilometer den fast schon sicher geglaubten zweiten Platz noch weg. Florian Angert hatte im Lauffinale mit Krämpfen zu kämpfen und musste den stark laufenden Chris Leiferman noch ziehen lassen. Rang fünf ließ sich der 30-Jährige aus Schwaigern bei Heilbronn nicht mehr nehmen. „Die letzten fünf Kilometer hatte ich nur noch Krämpfe. Mir war alles egal und ich wollte nur noch ins Ziel,“ so Angert im Zielinterview des hr-fernsehen.

Sebastian Kienle lief den Marathon knapp unter drei Stunden und kam auf Rang 14 ins Ziel. Boris Stein machte im Marathon noch einige Plätze gut und wurde 17.