Michael Göhner: Ein schnelles Laufrad muss aerodynamisch, leicht und steif sein

von tri2b.com | 10.11.2011 um 00:00
Triathlon-Profi Michael Göhner wurde beim diesjährigen Ironman Hawaii auf dem Queen Kaahumanu Highway mit einem futuristischen Aerolaufradsatz aus dem Hause Lightweight gesichtet. Dieser Prototyp war auch schon auf der Eurobike im September zu sehen. Göhner ist die Laufräder auch im Wettkampf, bei dem der Reutlinger 18. und fünftbester Deutscher wurde, gefahren. Wir haben mit dem Challenge Roth-Sieger des Jahres 2009 über das Thema Aerolaufräder und die Fahreindrücke des Lightweight-Prototypen gesprochen.

tri2b.com: Vor zwei Jahren hat Dich im Training auf Hawaii eine Windböe erwischt und Du bist schwer gestürzt. Hatten da die Laufräder irgendeinen Einfluss?
Michael Göhner (M. G.): Ja und Nein. Klar, ich hatte die SRAM 80 Hochprofillaufräder, die relativ hoch sind. Aber ich glaube, es waren mehr die Umstände, die gegen mich gespielt hatten. Es war auf dem Weg nach Hawi, als mich hinter einem dieser Felsvorsprünge ein richtiger Sturm überrascht hatte. Trotz Gegenlenken konnte ich nix mehr tun und bin dann über die Leitplanke in die Lava geflogen.

tri2b.com: Jetzt bist Du ja ein Profi, der mit dem Material normalerweise richtig umgehen kann. Welchen Tipp kannst Du Hobbytriathleten geben, die sich ein Aerolaufrad kaufen und damit in windigen Gefilden, wie beispielsweise den Kanaren, unterwegs sein wollen?
M.G.: Im Training würde ich natürlich nicht so erfahrenen Athleten empfehlen, keine Hochprofilfelgen zu fahren. Aber es ist halt aerodynamisch von deutlichem Vorteil und deshalb fährt sie im Profifeld fast jeder. Meistens fährt man dann hinten ein Laufrad mit 80 bis 100 Millimeter Felgenhöhe. Vorne oft weniger, da das Vorderrad wesentlich nervöser bei Seitenwind reagiert.

tri2b.com: Wann entscheidest Du Dich für ein Scheibenrad?
M.G.: Ich habe von meinem Ausrüster Lightweight ein Scheibenrad, das kann man praktisch immer fahren. Die Disc ist so leicht, die schlägt vom Gewicht fast jedes Laufrad mit hohem Felgenprofil. Ich bin damit zum Beispiel auch beim Ironman 70.3 auf Mallorca gefahren mit 1.000 Höhenmetern, und auch beim Ironman Frankfurt hatte ich die Disc montiert.

tri2b.com: Muss man das Fahren mit Scheibe speziell trainieren?
M.G.: Ich würde die Scheibe auf jeden Fall einmal im Training einsetzen. Es ist vom Feeling was ganz anderes. Man kann auch bei Wind gut damit fahren, aber man muss einfach ein Gefühl dafür entwickeln, wie das Fahrrad reagiert. Es ist einfach was komplett anderes.

tri2b.com: Beim Ironman Hawaii hast Du einen Laufrad-Prototyp von Lightweight getestet. Was kannst Du und darfst Du uns dazu verraten?
M.G.: Die Felge ist, wie man schon sieht, relativ hoch mit 80 Millimetern. Das Ziel ist es, die drei Merkmale Gewicht, Steifigkeit und Aerodynamik zu vereinen. Das Laufrad soll in allen drei Bereichen Spitzenwerte liefern.

tri2b.com: Und wie sind die ersten praktischen Fahreindrücke?
M.G.: Es fährt sich absolut genial. Man kommt sich richtig schnell vor. Für das hohe Felgenprofil war es auch bei Wind noch gut fahrbar. Ich hab mich immer auch absolut sicher gefühlt, denn das Laufrad war bei Lightweight schon 10.000 Kilometer auf dem Prüfstand; da bricht dann auch keine Speiche oder so. Es ist natürlich auch eine zusätzliche Motivation, so einen Prototypen erstmals im harten Wettkampfeinsatz testen zu dürfen.

tri2b.com: Nun versuchen ja Hobbytriathleten auch beim Material oft das Gewicht zu optimieren. Jetzt spart man beispielsweise mit den superleichten Laufrädern 300 bis 500 Gramm. Beim Körpergewicht hat der Athlet aber 75 statt 70 Kilogramm. Wie siehst Du diese Relation?
M.G.: Speziell bei den Laufrädern ist es so, dass es eine rotierende Masse ist. Klar, man kann auch sagen, wenn die Masse mal in Schwung ist, dann ist es eine Schwungmasse. Aber gerade bei kurvigen und bergigen Strecken ist das Laufradgewicht auf jeden Fall von Bedeutung. Entscheidend für gute Zeiten im Triathlon mit Windschattenverbot ist die optimale Kombination von guter Aerodynamik und Gewicht. Mehr gibt es nicht.

tri2b.com: Wie schnell muss man sein, damit sich ein teures Hightech-Laufrad überhaupt rentiert?
M.G.: Je schneller man unterwegs ist, desto mehr bringt es. Ich würde sagen, dass man ab einem 30er Schnitt auf jeden Fall einen Unterschied merkt. Mit so einem superschnellen Laufrad fährt man dann halt nicht mehr 30, sondern vielleicht 32.

tri2b.com: Die an Triathlon-Stammtischen wohl am meisten diskutierte Frage: Was spart man im Endeeffekt wirklich an Zeit bzw. Watt, wenn man mit optimierten Zeitfahrlaufrädern antritt?
M.G.: Da gab es ja schon diverse Testreihen. Wie schon gesagt, es kommt ganz klar auf das grundsätzliche Geschwindigkeitsniveau des Triathleten an. Auf der Ironman-Distanz mit 180 Radkilometern kann der Unterschied zwischen einem klassischen Standard-Straßenlaufrad und einem Aerolaufrad auf jeden Fall fünf Minuten betragen. Bei richtig hohen Geschwindigkeiten, wie sie bei den starken Agegroupern und natürlich bei uns Profis gefahren werden, auch noch mehr.