Laufschuh-Test 2021: Komfortabler, leichter und schneller – 19 Runningschuhe im Praxischeck

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 29.04.2021 um 16:32
Im großen tri2b.com Laufschuh-Test der Saison 2021 haben wir insgesamt 19 Modelle von acht verschiedenen Herstellern (361°, Asics, Hoka, Mizuno, New Balance, On, Scott und Saucony) unter die Lupe genommen. Getestet wurden wieder Modelle aus den Kategorien Race und Lightweight-Trainer, neutrale Trainingslaufschuhe und stabilisierende Trainingslaufschuhe.

>>ZUM TEST: RACE & LIGHTWEIGHT-TRAINER 2021 ...

>>ZUM TEST: TRAINING-NEUTRAL 2021 ...

>>ZUM TEST: TRAINING-STABIL 2021 ...


Die Bewertung:

 

 Unser tri2b.com Laufschuh-Testteam bestand diesmal aus zehn Läufer*innen, die alle bereits auch schon im Vorjahr mit dabei waren. Der Großteil der Tester*innen ist im tri2b.com A|N Triathlonteam aktiv und zählt so zur Zielgruppe der ambitionierten Triathleten. Ebenso waren aber auch reine Hobbyläufer*innen mit dabei.

Der Testzeitraum lag im Zeitraum von Anfang März bis Mitte April, wobei der hartnäckige Winter eher für beste Trailrunning-Bedingungen sorgte und die Testläufe mit den leichtgewichtigen Race-Modellen geschickt geplant werden mussten. Der Test lief ansonsten wie gehabt ab: Die Tester*innen konnten sechs Wochen lang die Schuhe bei den unterschiedlichsten Bedingungen ausprobieren (unterschiedliche Witterungsbedingungen, verschiedene Untergründe und die Tagesform, inkl. der dadurch stark beeinflussten Wahrnehmung, flossen in die Bewertungen mit ein). Die Möglichkeit eines echten Wettkampftests „Mann gegen Mann“ bzw. „Frau gegen Frau“ fiel leider auch in dieser Saison aufgrund der Corona-Beschränkungen aus. Die Race-Modelle wurden aber bei der Jagd nach Bestzeiten auf diversen Strava-Segmenten und in Single-Challenges entsprechend wettkampfnah unter die Lupe genommen.

Am Ende des Testzeitraums wurden die Laufschuhe dann hinsichtlich der Testkriterien bewertet, wie gehabt auf einer 10-stufigen Skala (1 = gering/schlecht, 10 = sehr stark/sehr gut). Zusätzlich wurden zu jedem Schuh individuelle Testkommentare abgegeben, um Besonderheiten ganz konkret hervorzuheben.

Als Triathlon-Portal haben wir auch weiterhin an den sonst eher unüblichen Testkriterien "Barfuß-Komfort" und "Einstieg hinsichtlich Triathlon-Tauglichkeit" festgehalten. Die Bewertung auf diesen Skalen hat auf die generelle Eignungsempfehlung der Laufschuhe aber keinen Einfluss.

 

Die Testkriterien: 

 

  • Abroll- und Abdruckverhalten
  • Dämpfung Vorfuß
  • Dämpfung Rückfuß
  • Grip der Laufsohle
  • Barfuß-Komfort
  • Einstieg hinsichtlich Triathlon-Tauglichkeit

Es ist definitiv nicht der Laufschuh der Beste, der in allen Kriterien eine möglichst hohe Bewertung vorweisen kann. Es kommt auf die Schuhkategorie bzw. den Einsatzzweck an. Während ein Komfort-Trainingsschuh nicht unbedingt Höchstnoten beim Abroll- und Abdruckverhalten, Triathlon-Einstieg oder Barfuß-Komfort erzielen muss, um als "Gut" bewertet zu werden, ist es für einen ausgewiesenen Triathlon-Racer Pflicht, hier hoch zu punkten. Ein Top-Wettkampfschuh für die Kurzdistanz erzielt meist nur geringe bis mäßige Dämpfungswerte. Ein Highend-Komfortschuh sollte hier hingegen möglichst hohe Bewertungen sammeln.

Und außerdem: Die Testurteile sind nun mal sehr subjektiv. Was der eine Läufer bzw. die eine Läuferin angenehm gedämpft bezeichnet, ist für andere durchaus schon "bretthart." Wie schon in den Vorjahren ergab sich aber auch diesmal die deutliche Tendenz, dass die Mehrheit der Schuhmodelle sehr ähnlich bewertet wurden. Allerdings waren auch diesmal einige Modelle dabei, bei denen sich die Bewertungen etwas deutlicher unterschieden.


 

Unser Testfazit:

 

Einmal mehr versuchen die Hersteller, den „eierlegenden Wollmilchsau-Schuh“ zu bauen. Die Schuhe sollen stabil und gleichzeitig federleicht sein, ebenso top gedämpft und darüber hinaus einen dynamischen Laufstil fördern. Gibt’s diesen Alleskönner-Spagat wirklich, oder sind das vor allem markige Marketing-Claims der Laufschuh-Industrie?

Jein, ist unsere Antwort:  Einerseits gibt es den alles tot dämpfenden Komfortlatschen nicht mehr, andererseits haben auch die stabilen Modelle beim Gewicht nochmals abgespeckt. Hoka war hier gewissermaßen einer der Vorreiter, was Leichtigkeit und reaktive Highlevel-Dämpfung angeht. Jetzt haben auch viele andere Hersteller deutlich nachgezogen. Trotzdem kann auch ein moderner Komfortschuh den reinen Lightweight-Trainern und Race-Modellen in punkto Laufdynamik nicht ganz das Wasser reichen. Das ist auch gut so, denn auch aus orthopädischer Sicht sollte das Lauftraining bei ambitionierteren Athleten*innen sowieso auf mehrere Modelle aufgeteilt werden. Im Idealfall ein komfortables Modell für die Longjogs und Regenerationsläufe, einen leichteren Schuh für schnellere und kürzere Dauerläufe, bis hin zum Intervalltraining. Je nach Zielsetzung und Leistungsniveau passt dann noch ein auf Speed optimiertes Race-Modell oder ein zweiter leichter oder komfortabler Trainingsschuh dazu, um auch unterschiedlichen Untergründen gerecht zu werden.

Das Durchwechseln hilft auch den Lebenszyklus der im Schuhschrank befindlichen Laufschuhe zu erhöhen, da die immer leichteren Zwischensohlen und abgespeckten Laufsohlen leider schon deutlich früher diverse Verschleißspuren aufweisen.

In aller Munde sind aktuell einmal mehr die Modelle mit carbonverstärkter Zwischensohle. Ein Blick in die Langstreckenlauf- und Marathonszene zeigt eindrucksvoll, dass aktuell die Rekorde und persönlichen Bestzeiten nur so purzeln. Am Fuß haben die Läufer*innen ausnahmslos Modelle mit Carbonfaserplatten in der Zwischensohle. Die Rekordflut erinnert an die Phase im Schwimmsport, als mit den beschichteten Swimsuits die Weltrekordlisten innerhalb kürzester Zeit neu geschrieben wurden.

Wir haben im Test den brandneuen Asics Metaspeed Sky sowie die Hoka Modelle Carbon X 2 und Rocket X unter die Füße genommen. Das Urteil der Tester*innen war auch hier eindeutig. Der Vorwärtskick der carbonverstärkten Zwischensohlen ist spürbar und lässt sich auch im Training an der Pace, bzw. mit welchem Aufwand eine bestimmte Pace gelaufen werden kann, durchaus heraus messen. Der Effekt geht definitiv über den rein subjektiven Eindruck des leichteren Vortriebs hinaus. Aber: Ebenso spürbar sind die erhöhten Anforderungen an den Bewegungsapparat. Die Ausprägung der erhöhten Belastung hängt natürlich sehr stark von den athletischen Voraussetzungen und der individuellen Lauftechnik ab. Wir geben hier folgende Empfehlung: Vor dem Einsatz eines Carbon-Racers sollte bereits entsprechende Erfahrungen mit klassischen Racing-Modellen gesammelt worden sein.  Mehr zu diesem Thema gibt´s in unserem Artikel: Carbonsohlen im Laufschuh: Bestzeit-Garantie oder Überlastungsgefahr? – eine Einzelstudie … 

Preislich bewegen sich die getesteten Modelle zwischen 109,99 EUR (361º Fierce) und 250,00 EUR (Asics Metaspeed Sky). Die Kernpreislage im Segment der Trainingslaufschuhe liegt im Bereich zwischen 140,00 – 170,00 EUR).  Ist Carbon im Spiel, dann wird’s auch gleich hochpreisiger. Die Ausnahme: Den carbonverstärkten Hoka Rocket X gibt’s schon für 160,00 EUR.

 

Unsere tri2b.com-Kauftipps:

 

>>Race-Carbon: Asics Metaspeed Sky - Heißer Tipp für Bestzeit-Jäger trotz des Highlevel-Preises

 

>>Race-Klassisch: Mizuno Duel Sonic 2 - Super direktes Laufgefühl, Top-Preis

 

>>Lightweight-Trainer: Hoka Mach 4 - Super-Kombi aus Dynamik und Komfort, Tragegefühl absolut top

 

>>Training-Neutral: 361° Fierce  - Überzeugend flexibel, mit 109,00 EUR UVP tolles Preis-Leistungsverhältnis

 

>>Training-Neutral: Saucony Endorphin Shift – Super komfortabel, super geschmeidige Passform, rollt fast von allein

 

>>Training-Stabil: On Cloudace  - Top-Komfort für schwerere Athleten*innen, ideal für Fersenläufer*innen.