Laufschuhe beim Ironman: Langsamere Triathleten sollten auf Komfort setzen

von tri2b.com | 27.05.2013 um 00:00
Lothar Leder hat sich schon zur Hochzeit seiner Triathlon-Karriere sein zweites Standbein mit seinem Laufshop geschaffen. Der fünfmalige Roth-Sieger ist seit dem Ende der 80iger-Jahre im Triathlonsport dabei und kennt daher die Entwicklungen im Laufschuhbereich aus dem Effeff. Im Interview gibt Leder Tipps zur richtigen Laufschuhauswahl und zum Einsatz. Außerdem bezieht der ehemalige Weltbestzeithalter auf der Triathlon-Langdistanz Stellung zu den aktuellen Entwicklungen im Laufschuhmarkt.

tri2b.com: Laufen Triathleten anders als Läufer und benötigen sie deshalb auch andere Laufschuhe?
Lothar Leder (L.L.): Triathleten springen schneller auf einen Hype auf und sind modischer als klassische Läufer. Aktuell ist es die Entwicklung im Natural Running-Bereich. Wenn diese Schuhe aber von zu schweren Läufern mit 80,90 oder 100 kg gelaufen werden, dann ist das meiner Meinung nach Gift. Es kommen gerade neue Modemarken auf den Markt, andere verschwinden wieder. Das sehe ich als etwas kritische Entwicklung. Ich finde es nachwievor wichtig, dass man ein Augenmerk auf die richtige Auswahl von gestütztem und ungestütztem Schuh legt. Das wird immer noch oft falsch gemacht.

tri2b.com: Welche Fehler sind das konkret?
L.L.: Dass sich z.B. ein Läufer mit O-Beinen eine gestützten Schuh holt. Mit so einer Beinstellung wird sowieso schon die Außenseite belastet und die Stütze verstärkt das dann noch. Oder das in stark gestützte Schuhe noch zusätzlich korrigierende Einlagen getragen werden. Ebenso der umfangreiche Einsatz von Natural Running Modellen. Diese Schuhe sind zum Warm-Up und Techniktraining gedacht. Es laufen damit aber auch manche einen Marathon. Gerade Triathleten, die oft nicht die beste Lauftechnik haben, sollten da vorsichtig sein. Im Triathlon hat man zum Schluss ein muskuläres Problem, kein Kreislaufproblem. Die Muskeln versagen einfach. Da kann ein etwas festerer Schuh die besser Wahl sein.

tri2b.com:Wie sollte jetzt die Schuhauswahl für den Langdistanzwettkampf konkret ausschauen.
L.L.: Das hängt natürlich sehr stark vom Leistungsniveau ab. Triathleten im Topbereich, die noch einen 3-Stunden-Marathon hinten drauf laufen, die können richtig leichte Lightweight-Trainer oder sogar richtige Wettkampfschuhe laufen. Wer aber vier oder fünf Stunden unterwegs ist, für den tut es da ein klassischer Trainingslaufschuh, der richtig gut gedämpft ist.

tri2b.com: Hast du spezielle Tipps, um den Schuh für den Wettkampfeinsatz vorzubereiten?
L.L.: Da wird ja immer gepudert und sonst was gemacht, was oft etwas übertrieben ist. Wichtig ist die Einstellung der Schnellschnürung, der Laces. Viele machen die einfach nur rein, schnell zwei Tage vor dem Rennen auf der Messe gekauft und wundern sich dann, dass der Fuß einschläft. Das muss man im Training vorab in einem langen Lauf austesten. Außerdem ist die richtige Größe wichtig. Oft werden sie zu klein oder auch zu groß gekauft. Da gibt´s dann blaue Zehen. Was auch schon bei mir manchmal der Fall war schmunzelt. Ein spezieller Tipp: gebrauchte Socken tragen, am Vortag für ein paar Stunden. Dann ist die Gefahr von Blasenbildung deutlich geringer. Außerdem unbedingt richtig gute Markensocken im Renneinsatz hernehmen, das macht wirklich Sinn. Ein weiterer Tipp ist, besonders für die Sprint- und Kurzdistanz, die Innensohle festzukleben. Damit sie beim schnellen Einstieg nicht verrutschen kann. Das wäre fatal, wenn es um jede Sekunde geht.

tri2b.com: Den Laufshop Leder gibt es schon länger als den derzeit rasant wachsenden Online-Handel im Triathlon-Segment. Wie schätzt du diese Entwicklung ein. ?
L.L.: Die Laufschuhe werden ja teilweise im Netz unter dem Einkaufspreis gehandelt. Das ist gut für den Konsum aber schlecht für uns Händler. Die Beratung fällt halt komplett weg im Online-Handel. Wobei ich diese für sehr wichtig halte. Eine Videoanalyse mit Achsenanzeichnung halte ich aber auch im Normalfall für übertrieben. Wichtig ist, dass sich die Verkäufer auskennen und selbst auch laufen und einem einen passende Vorauswahl zusammenstellen. Für sehr wichtig halte ich das Probelaufen vor der Tür – auch wenn es nur 50 Meter sind, z.B. drei verschiedene Modelle, und dann selbst nach Gefühl entscheiden. Die Verkäufer pushen oft gerne mal ganz bestimmte Marken, da muss man vorsichtig sein.

tri2b.com: Wie knapp vor dem Wettkampf kann man die alten Laufschuhe durch ein neues Paar ersetzten?
L.L.: Wenn es das exakte gleiche Modell und die gleiche Größe ist, dann geht das auch noch eine Woche vor dem Triathlon. Nicole und ich nehmen oft zu Wettkampf direkt einen neuen Schuh aus dem Karton – das ist etwas Psychologie. Aber wir wissen natürlich genau welche Größe. Ein kompletter Wechsel zu einer anderen Marke oder Modell geht so kurzfristig vor dem Wettkampf allerdings nicht mehr. Da ist deutlich mehr Eingewöhnungszeit nötig.

tri2b.com: Gab es in deiner langen aktiven Zeit mal ein ganz besonders Ereignis mit Laufschuhen, dass dir noch in Erinnerung geblieben ist?
L.L.: Im Training hat sich mal die Sohle gelöst, was mir zuerst gar nicht aufgefallen ist. Oder eine Anekdote aus Australien. In einer Trainingsgruppe hatten wir samstags im Wechseltraining. Als wir dann auf dem Parkplatz wechseln wollten hatte der Trainer alle Laufschuheschuhe quer über Parkplatz verteilt. Der wollte damit einfach erreichen, dass wir unsere Schuhe so schnell wie möglich finden und die Ruhe bewahren. Ein nettes Spiel, das ich auch mal anwenden werde, wenn ich eine Triathlongruppe leite.