Kommentar zur PTO Championship: Dran bleiben mit etwas weniger Superlativen

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.12.2020 um 11:45
#fuck2020 – Sebastian Kienle hat es im Instagram-Post nach seinem Daytona-DNF auf den Punkt gebracht. 2020 war – die political correctness mal beiseite gelegt - für den Triathlonsport ein absolutes Scheißjahr, egal ob man Ironman Hawaii-Sieger ist oder vom ersten Volksdistanz-Finish geträumt hat. Deshalb alle Daumen nach oben, dass die mit den vielfältigsten Superlativen angekündigte PTO Championship im Rahmen der Challenge Daytona auch Wirklichkeit wurde und unter den aktuell alles andere als einfachen Rahmenbedingungen stattfinden konnte.

Allerdings ging die Penetranz der verwendeten Superlative, wie die PTO ihr Championship-Rennen im Vorfeld bewarb, dann schon etwas auf die Nerven. Den Stellenwert eines Triathlonrennens kann man nicht nur mit markigen Marketingclaims und einer fürstlich gefüllten Geldbörse erzeugen. Das Starterfeld war zweifelsohne eines der besten, dass die Triathlonwelt je gesehen hat. Die Liste der DNS-Einträge (did not start) und der frühzeitigen Absagen war dann aber doch etwas zu prominent gefüllt, ungeachtet von Verletzungen und Reisebeschränkungen.

Trotzdem war es für alle Triathlonfans ein toller Nikolausabend. Wann kann man schon mal zur Primetime mehr als sechs Stunden Live-Triathlon auf höchstem Niveau sehen, zumal sich die deutschsprachigen User je nach Vorliebe zwischen dem PTO-Livestream und der Sportschau-Übertragung entscheiden konnten. Im PTO-Kanal kommentierte unter anderem eine wie immer fachkundige Belinda Granger mit reichlich „Goosebumps“. Wer dieser Erkältungsgefahr in Corona-Zeiten aus dem Weg gehen wollte, der fand bei sportschau.de mit dem eingespielten HR-Duo Dirk Frohberg und Ralf Scholt angenehm entspannte Sonntagsabendunterhaltung. Es gab zwar den einen oder anderen vermeidbaren Stockfehler und die Livekomik eines Dirk Frobergs ist nicht Jedermann*fraus Sache. Trotzdem: Daumen klar nach oben und eine Anregung hinterher. Warum holt sich die ARD nicht dauerhaft einen echten Triathlon-Experten mit ins Boot, der sein Insiderwissen im Hintergrund mit einbringt, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Im Skilanglauf funktioniert dies übrigens bei ARD-Übertragungen seit vielen Jahren bestens.

Wir selbst waren bei der Berichterstattung auf das Online-Angebot der PTO angewiesen, da ein Vororteinsatz aufgrund der Corona-Einschränkungen schlicht nicht erlaubt war. Auch hier war seitens der PTO ein Brillantfeuerwerk angekündigt worden, dass in der wirklich toll aufbereiteten Online- Mediaplattform dann auch mit den Prerace-Infos aus Daytona äußerst verheißungsvoll zündete. Am Raceday selbst wurde das Pulver dann auch im Sunshine-State Florida nass und das Angebot war nicht wirklich besser, als das, was der Triathlonfan in den Streams zu sehen bekam. Dem Anlass qualitativ angemessenes Bildmaterial vom Rennen gab´s leider erst 20 Stunden nach Zieleinlauf und die angekündigte Pressekonferenz nach dem Rennen – Fehlanzeige.*

Alles kein Problem, insbesondere in den aktuellen Zeiten, in denen sich etwas mehr Demut bei vielen Menschen zum Glück verinnerlicht hat. Wären da nicht die im Vorfeld dauerhaft verwendeten Superlative.

Deshalb liebe PTO. Macht 2021 bitte weiter. Die in Daytona eingeführte durchgehende Preisgeldverteilung von Rang eins bis zum letzten Platz dürfte hier den Druck auf Ironman erhöhen. Es ist nach wie vor ein Unding, dass auf Hawaii nur die Top Ten Preisgelder erhält und für den Rest das Sprichwort gilt: „Außer Spesen nix gewesen.“  

Aber dafür vielleicht mit etwas weniger Getöse und dafür dauerhaft. Das würde dem Triathlonsport gut tun.  #2021wirdallesbesser …

* Ergänzung: Die Postrace-PK war im Replay ab Di. 08.12. verfügbar