Daniela Ryf zum fünften Mal Ironman-Weltmeisterin, Anne Haug Dritte in St. George

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.05.2022 um 00:02
Selten hat man Daniela Ryf so befreit jubeln sehen, wie bei ihrem Zieleinlauf auf der Tabernacle Street in St. George. Die 34-jährige Schweizerin hat in 8:34:59 Stunden die nach Utah verlegte Ironman World Championship 2021 gewonnen und sich damit ihren fünften Ironman WM-Titel der Karriere gesichert. Rang zwei ging nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen an die Britin Kat Matthews (8:43:49), die sich schon in der Anfangsphase des Radfahrens von Anne Haug lösen konnte. Die als Titelverteidigerin angetretene Bayreutherin holte zwar einen Teil ihres großen Rückstands noch auf, mehr als Rang drei war allerdings nicht mehr drin.

Die US-Amerikanerin Haley Chura nutzte den Schwimmauftakt im nur gut 17 Grad warmen Sand Hollow Reservoir, um sich gekonnt in Szene zu setzen. Die 36-Jährige löste sich schon früh vom nur 22 Athletinnen umfassenden Profifeld und schwamm ein einsames Rennen. In 51:58 min sollte sie die Tagesbestzeit vorlegen. Dahinter setzten sich wenig später auch die Schwedin Lisa Norden und die Britin Fenella Langridge von der Gruppe der Topfavoritinnen um Daniela Ryf und Anne Haug ab. Zwischenzeitlich sah es so aus, dass Haug das Tempo dieser Gruppe nicht halten kann. Gegen Ende des Schwimmens schloss die Titelverteidigerin die kleine Lücke und kam zusammen mit Ryf aus dem Wasser des Sand Hollow Reservoirs. Knapp über vier Minuten betrug ihr Rückstand auf Chura. Norden und Langridge hatten zwei Minuten auf die Schwimmleaderin verloren, wobei bei der Britin anschließen der Reißverschluss des Wetsuits klemmte und sie so eine gute halbe Minute verlor. Laura Zimmermann, die zweite Deutsche im Feld nach den coronabedingten Startabsagen von Laura Philipp und Carolin Lehrieder, kam als 18te nach 1:01:46 Stunden aus dem Wasser.

Haug muss Ryf und Matthews früh ziehen lassen

Haley Churas Ausflug an der Spitze dauerte gut 20 Kilometer, bevor sie von Lisa Norden abgelöst wurde. Früh aufs Tempo drückte auch Ryf, die mit der Britin Kat Matthews auf die Verfolgung ging. Haug konnte nur wenige Kilometer mitfahren und musste anschließend ihre beiden Hauptkonkurrentinnen ziehen lassen. Nach 60 gefahrenen Kilometern, kurz bevor St. George erstmals erreicht war, hatte sich Ryf an die Spitze gesetzt. Matthews (+0:03 min), Skye Mönch (+0:25) und Lisa Norden (+0:28) folgten mit geringen Abständen. Dahinter ging bereits ein größeres Loch auf. Langridge (+3:00) folgte als Nächste und Anne Haug hatte 4:44 min Rückstand.

Ryf wie zu ihren besten Zeiten

Je länger das Rennen dauerte, desto besser kam Daniela Ryf in Schwung. Auf dem bergigen Weg in Richtung Vejo konnte sich die viermalige Hawaii-Siegerin von Matthews lösen und fuhr nun in einer eigenen Liga. Bis ins Radziel sollte sich die Lücke zu Matthews bis auf sieben Minuten vergrößern. Durch das Tempodiktat der Schweizerin verlor die an dritter Stelle fahrende Lisa Norden sogar fast zehn Minuten. Von den nächsten Verfolgerinnen kletterte Haug am besten durch den Snow Canyon und wechselte an Position vier in den Marathon. Allerdings betrug ihr Rückstand bereits über eine Viertelstunde.

Haug läuft noch auf Rang drei nach vorne

Auch im Marathon zeigte Ryf keine Schwächen. Die 34-jährige Solothurnerin lief mit ihrem bekannt kraftvollen Laufstil und baute ihren Vorsprung auf Matthews weiter aus. Nach gut einem Drittel des Marathons lag die Britin 9:20 min zurück und auch Norden verlor weiter an Boden. Einzig Anne Haug lief schneller als Ryf und saugte sich so immer näher an Rang drei heran. Noch vor der Halbmarathonmarke konnte die Deutsche so Lisa Norden überholen und anschließend auch Jagd auf Matthews machen. Die 31-jährige Britin hielt aber dagegen und Haug kam trotz allergrößter Kraftanstrengungen nicht näher als zwei Minuten heran. Ryf zeigte allen, die sie schon abgeschrieben hatten, dass sie nach ihrer schwierigen Saison 2021 wieder auf dem Niveau ihrer besten Jahre ist. Entsprechend ausgelassen feierte die Schweizerin ihren Zieleinlauf und streckte mehrmals demonstrativ die ausgestreckten fünf Finger in die Kameras, als Zeichen ihrer nun fünf WM-Siege.

Haug verlor auf den letzten Kilometern noch etwas Zeit auf Kat Matthews und kam völlig entkräftet als Dritte ins Ziel. „Es war unglaublich hart. Das Radfahren war brutal. Ich dachte nur, wie soll ich da noch Marathon laufen. Die zweite Runde war dann ein Sterben auf Raten. Daniela war heute unschlagbar. Erst dachte ich, ich komme an Kat noch ran. Aber auf dem Rad habe ich eine ganz schöne Packung bekommen,“ so Anne Haug im Interview beim hr. Hinter der Deutschen belegten Skye Moench (USA), Ruth Astle (GBR) und Lisa Norden (SWE) die Ränge vier bis sechs.