Denis Chevrot gewinnt den von einem tödlichen Unfall überschatteten Ironman Hamburg

von tri2b.com | 04.06.2023 um 13:50
Der Franzose Denis Chevrot hat in 7:26:21 Stunden den Ironman Hamburg gewonnen und damit seinen in Frankfurt im Vorjahr errungenen EM-Titel erfolgreich verteidigt. Rang zwei ging an den Belgier Pieter Heemeryck (7:31:01), gefolgt vom Dänen Kristian Hogenhaug (7:31:12). Jan Frodeno (7:31:39) lief knapp dahinter auf Rang vier ein, nachdem er zwischenzeitlich im Marathon in Führung lag. Das als reine Altersklassen-Konkurrenz ausgetragene Frauenrennen gewann in der Overall-Wertung die Deutsche Marit Bergmann (AG30-34) in 9:11:31 Stunden.

Überschattet wurde das Rennen in der Hansestadt von einem tödlichen Unfall. Der Fahrer eines Medien-Motorrads kollidierte auf der Wendepunktradstrecke entlang des Elbdeichs frontal mit einem entgegenkommenden Altersklassenathleten und verstarb noch an der Unfallstelle. Der Teilnehmer erlitt schwere, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen. Der Kameramann kam mit leichteren Verletzungen davon.

>> Zu unserer Meldung: Medien-Motorradfahrer nach schwerem Unfall verstorben ...

 

Die Zusammenfassung des Rennverlaufs im Profirennen

Beim Auftakt in der mit 18 Grad recht kühlen Binnen- und Außenalster kristallisierte sich früh eine Spitzengruppe mit insgesamt 13 Athleten heraus, in der vor allem Chevrot, Frodeno und Josh Amberger fast durchgehend für das Tempo sorgten. Als es zum Schwimmausstieg unter dem Jungfernstieg hindurch zum Rathausmarkt ging, forcierte Frodeno noch einmal das Tempo und stürmte nach 46:35 min ganz knapp vor Amberger und Florian Angert aus dem Wasser. Erster alleiniger Verfolger war Niko Markgraf mit einer knappen Minute Rückstand. Die erste größere Verfolgergruppe hatte über zwei Minuten Rückstand, wo auch der mitfavorisierte US-Amerikaner Matt Hanson um Anschluss kämpfte.

In der langen Wechselzone sortierte sich die Spitzengruppe

In der langen Wechselzone am Ballindamm sortierte sich dann bereits die Spitzengruppe. Chevrot und Frodeno eröffneten Seite an Seite das Radfahren, wobei der deutsche Topfavorit auf den ersten Metern fast mit einem plötzlich auf die Straße einfahrenden Motorrad kollidiert wäre. Direkt dahinter fuhren anfangs auf dem Weg nach Altona Amberger, Heemeryck, der junge Deutsche Finn Große-Freese und auch Florian Angert.

 

Alle Athleten hinter der Spitze vom Unfall ausgebremst

 

Dahinter mussten Jesper Svensson, Robert Kallin und auch Kristian Hogenhaug nach einem verbummelten Wechsel erstmal investieren, um wieder nach vorne zurückzukommen. Bevor es hinaus aus der Innenstadt in Richtung Elbdamm ging, folgte der Zusammenschluss. Diese nun neunköpfige Spitzengruppe blieb dann zusammen und nur mit viel Glück wurde keiner der Athleten in den sich auf dem Rückweg der ersten Radrunde ereignenden folgenschweren Unfall verwickelt. Durch den Unfall und die zunächst durch Kampfrichter, anderen Motorradfahrern und Kameraleuten geregelte Sperrung bzw. Umleitung über den Elbdamm büßten alle Athleten jenseits der Spitzengruppe deutlich Zeit ein.

Als es in die zweite Radrunde ging, begann die Spitzengruppe sich langsam zu verkleinern. Zunächst fielen Angert und Große-Freese ab. Als zum zweiten Mal der Wendepunkt im Marschland angesteuert wurde, waren endgültig alle einzeln unterwegs, was auch mit der Unfallumleitung und den vielen Altersklassen-Athleten zu tun hatte.

Hogenhaug, der bereits 2019 in Hamburg gewinnen konnte, war als Erster zurück am Ballindamm und stellte mit gut zwei Minuten Vorsprung auf Frodeno sein Rad ab. Wenige Sekunden dahinter ging es auch für Heemeryck, Kallin und Svennson in den Marathon. Chevrot folgte erst mit dreieinhalb Minuten Rückstand.

Frodo läuft anfangs stark und geht in Führung

Hogenhaugs Führung hielt nur in der ersten der vier Laufrunden, bevor Frodeno und Heemeryck an ihm vorbeizogen. Wenig später schüttelte Frodeno auch Heemeryck ab und zog allein davon. Noch schneller als der neue Spitzenreiter war dahinter Chevrot unterwegs, der bei der Halbmarathonmarke nur noch eine gute Minute zurücklag. Noch in der dritten Runde schnappte sich der wie entfesselnd laufende Franzose die Führung vom nun sichtlich angeschlagenen Frodeno. Vorne lief Denis Chevrot mit einem 2:31:39 Stunden-Marathon ungefährdet zum Sieg. Dahinter wurden die Plätze nochmal kräftig durchgetauscht. Jan Frodeno musste zunächst Pieter Heemeryck und auf den letzten 400 Metern vor dem Ziel auch noch Kristian Hogenhaug vorbeiziehen lassen.

Frodeno: "Wusste in der dritten Laufrunde nicht, ob ich noch ins Ziel komme"

„In der dritten Laufrunde wusste ich plötzlich nicht mehr, ob es noch bis ins Ziel reicht,“ erklärte Frodeno nach dem Zieleinlauf, der dort von seiner Frau Emma und seinem Töchterchen empfangen wurde. „Das sportliche rückt an so einem Tag in den Hintergrund“, fügte der sichtlich mitgenommene dreimalige Hawaii-Sieger an, der erst im Ziel vom tödlichen Ausgang des Unfalls erfahren hatte. Der 41-Jährige sprach zudem von teils „chaotischen Verhältnissen“ auf dem Radkurs, „was auf jeden Fall aufgearbeitet werden muss.“

Hinter Jesper Svensson und dem Franzosen Rémi Conte war Franz Löschke auf Rang sieben der zweitbeste Deutsche. Als Neunter lief mit Dominik Sowieja ein weiterer Deutscher in die Top Ten.