Denis Chevrot und Daniela Bleymehl triumphieren beim Ironman Frankfurt, Paul Schuster wird Vierter

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 26.06.2022 um 14:39
Der Franzose Denis Chevrot hat die Ironman European Championship in Frankfurt gewonnen. Der 34-Jährige triumphierte nach 3,8 km Schwimmen, 182 km Radfahren und 42,2 km Laufen am Römerberg in 7:52:54 Stunden vor dem Polen Robert Wilkowiecki (7:56:32). Der Darmstädter Paul Schuster (7:59:12), der zwischenzeitlich im Marathon sogar in Führung lag, musste auf den letzten Kilometern noch Clément Mignon (7:58:43) aus Frankreich vorbeiziehen lassen und wurde bei seinem Heim-Ironman Vierter. Einen Heimsieg durfte hingegen Daniela Bleymehl feiern, die in 9:02:55 Stunden vor der Britin Nikki Bartlett und Dimity-Lee Duke aus Australien gewann.

Der Würzburger Lukasz Wojt sorgte wie erwartet beim Schwimmen für das Tempo an der Spitze. Allerdings konnte sich der Schwimmspezialist nicht von allen Konkurrenten lösen. Im Wasserschatten von Wojt schwammen der Walliser Andrew Horsfall Turner, Menno Koolhaas (NED), Robert Wilkowiecki (POL) und Baptiste Neveu (FRA) mit. Nach 46:00 min führte Wojt das Führungsquintett in die erste Wechselzone. Die massive Verfolgergruppe, angeführt von Paul Schuster büßte gut zwei Minuten auf die Spitze ein.

Frühes Spitzenduo mit Lukasz Wojt und Andrew Horsfall Turner

Schon auf den ersten Radkilometern sortierte sich die Spitzengruppe. Horsfall Turner und Wojt zogen als Duo davon, während der Rest der fünf Schwimmleader bald von der Verfolgergruppe eingesammelt wurde. Über 20 Athleten fuhren nun gemeinsam, was dazu führte, dass anfangs sich niemand ernsthaft um das Tempo bemühte. Dadurch konnte das Spitzenduo seinen Vorsprung sogar bis auf knapp über drei Minuten ausbauen und in der Verfolgergruppe wurde hinsichtlich der Abstände immer wieder mehr als grenzwertig gefahren. Philipp Bahlke musste dann auch ins Penaltyzelt und nach der fünfminütigen Zwangspause fand sich der Stuttgarter im Bereich des Schweden Rasmus Svenningsson, die nun über acht Minuten zurücklagen.

Boris Stein heute der "Uberbiker" – Radbestzeit in 4:10:29 Stunden

Vorne steuerten Horsfall Turner und Wojt dem Ende der ersten Radrunde und der Durchfahrt von Frankfurt entgegen. Wojt setzte jetzt seine Ansage, nach der ersten Radrunde auszusteigen, in die Tat um. Der Würzburger will in der kommenden Woche beim Ironman Austria in Klagenfurt voll angreifen. Horsfall Turner fuhr noch bis zur 130 km-Marke allein an der Spitze, dann wurde er von den Verfolgern, zu diesem Zeitpunkt angeführt vom Franzosen Kevin Maurel eingesammelt. Kurze Zeit später fuhr dann plötzlich Boris Stein an der Spitze, der nur noch 12-Mann starken Führungsgruppe. Der Eitelborner hatte mit einem Soloritt die Lücke geschlossen und drückte sein 58er Einfachkettenblatt weiter mit flüssigem Tritt. Stein war ebenso schnell nach vorne enteilt und hämmerte mit dickem Gang als alleiniger Führender der zweiten Wechselzone entgegen. Ein Kettenabwurf kostete ihm auf den letzten Kilometern noch eine gute halbe Minute. Trotzdem konnte Stein sein Zeitfahrrad mit fast vier Minuten Vorsprung vor Morel, der die Verfolger anführte, am Mainkai abstellen.

Paul Schuster rennt lächelnd in Führung

Stein lief den Marathon kontrolliert an, während dahinter die Konkurrenten mächtig aufs Tempo drückten. Nach der ersten der vier Laufrunden war Schuster bereits bis auf eine gute Minute herangelaufen, dicht gefolgt von Chevrot, seinem Landsmann Clement Mignon und Wilkowiecki. Eine Runde später musste Boris Stein seinen Traum vom Sieg begraben. Zunächst hatte Schuster mit einem Lächeln die Führung übernommen, bevor Chevrot an die Spitze stürmte. Der Franzose musste zwischenzeitlich noch eine kurze Penalty wegen unerlaubten Coachings absitzen.

Denis Chevrot scheller als Jan Frodeno – Spielverderber Clément Mignon

Chevrot setzte nun alles auf eine Karte, der 2016 an gleicher Stelle schon einmal Siebter wurde. Als es in die letzte Runde ging war die Konkurrenz geschlagen, offen war allerdings, ob Chevrot auch noch den Laufstreckenrekord von Jan Frodeno aus dem Jahr 2019 (2:39:06) einsammelt. Dahinter lief Wilkowiecki einem sicheren zweiten Platz entgegen, während Paul Schuster nach der 40 km-Marke von Mignon von Rang drei verdrängt wurde. „Vor dem Rennen hätte ich das wahrscheinlich genommen. Es ist schon bitter, wenn man erst vorne ist und dann Vierter wird. Ich war tot hintenraus, aber ich hab´s probiert.“ resümierte Paul Schuster anschließend im hr-Interview. Feiern durfte hingegen Denis Chevrot, der im Vorjahr auch den Ironman Klagenfurt gewann. Mit seiner 2:38:45 min Marathonzeit blieb er knapp unter der vier Jahre alten Frodeno-Bestzeit.

Boris Stein wurde für seinen Parforceritt auf dem Rad leider nicht belohnt. In der zweiten Marathonhälfte verlor der 37-Jährige noch deutlich an Boden und kam als Achter und zweitbester Deutscher auf dem Römerberg an.

Lehrieder anfangs in Führung, dann DNF wegen Hinterraddefekt

Bei den Frauen machte sich fünf Minuten nach den Männern ein Profi-Minifeld mit nur sechs Starterinnen auf den Weg. Vorneweg Carolin Lehrieder, verfolgt von Daniela Bleymehl, die in der Früh ihre Radschuhe vergessen hatte und so mit etwas extra Adrenalin in den Langener Waldsee sprang. Auf den Rängen drei und vier reihten sich die Australierin Dimity-Lee Duke und der Britin Nikki Bartlett ein.

Nach 56:28 min kam Lehrieder als Führende aus dem Langener Waldsee. Bleymehl lag gut zwei Minuten zurück und machte sich nun auf die Verfolgung ihrer Teamkollegin. Kurz vor der „The Hell“ Kopfsteinpflasterpassage in Maintal-Hochstadt zog Bleymehl bereits an Lehrieder vorbei. Die Würzburgerin, die Anfang Mai ihre Teilnahme bei der Ironman WM in St. George wegen einer Corona-Infektion ganz kurzfristig absagen musste, blieb zunächst an Bleymehl dran. Als die Darmstädterin auf dem Rückweg in Richtung Frankfurt dann das Tempo erhöhte, konnte Lehrieder nicht mehr folgen. Wenig später war die 33-Jährige dann auch im Ergebnistracker nicht mehr zu finden. Der Grund: Ein Hinterraddefekt, den Lehrieder nicht beheben konnte – es folgte ein äußerst bitteres DNF.

Bleymehl auf Siegkurs - große Marathonleiden

Bleymehl fuhr nun allein der zweiten Wechselzone entgegen und wechselte mit sechs Minuten Vorsprung vor Bartlett in den Marathon. Dahinter folgte Katharina Grohmann (+13:17) vor Dimity-Lee Duke (+22:16), die Rang drei unter sich ausmachen sollten.

Schnell wurde klar, dass der Marathon für Bleymehl und auch Bartlett eine ganz harte Sache werden würde. Die Deutsche bekam Magenbeschwerden und musste teilweise Gehpausen in den Aidstations einlegen. Die Britin litt aber ebenso und kam erst auf den letzten Kilometern etwas näher heran.

Zu spät. Als Daniela Bleymehl auf den Mainkai einbog huschte ihr wieder ein Lächeln übers Gesicht und sie schloss bereits den Trisuit für das Siegerinnenfoto auf dem Römerberg. Nach 9:02:55 Stunden war der Sieg perfekt. Bartlett (9:05:21) stellte gut zwei Minuten später auch auf den Feiermodus um und ließ sich vom Publikum gebührend feiern. „Sportlich will man immer mehr, aber ich bin einfach nur froh, dass ich das durchgezogen habe. Mir war schon in der zweiten Radrunde etwas übel und dann im Marathon ab km 15 richtig. Ich weiß nicht, wie oft ich heute meinen Namen gehört habe, ohne die Zuschauer und mein Team hätte ich das nicht geschafft,“ so Bleymehl im Zielinterview.

Den noch freien dritten Podiumsplatz holte sich mit einem starken Marathon die Australierin Dimity-Lee Duke (9:16:46), die Katharina Grohmann noch deutlich distanzieren konnte und sich damit auch das eine noch zu vergebende Kona-Ticket sichern dürfte.