Ironman Frankfurt: Wieder Kienle vor Böcherer

von René Penno für tri2b.com | 09.07.2017 um 16:49
Sebastian Kienle hat seinen Titel bei den Ironman European Championship verteidigt. Nach 7:41:42 Stunden verwies er wie im vergangenen Jahr Andreas Böcherer auf Rang zwei, der diesmal 4:25 Minuten später ins Ziel kam. Auf Rang drei lief Patrik Nilsson aus Schweden (7:50:16). Hinter James Cunnama und Ivan Tutukin beendete Patrick Lange sein Heimspiel nach 7:52:06 Stunden auf Rang sechs. Sarah Crowley teilte sich das Podium der Frauen mit Lucy Charles und Alexandra Tondeur.

Die 15. Ausgabe des Ironman Frankfurt hat gehalten, was sie versprochen hat: Ein packendes Rennen, bei Männern und Frauen, und ein Publikum, das bei Temperaturen um die 30 Grad entlang der Strecke für eine tolle Stimmung sorgte. Die Athleten zahlten zurück. Vor allem mit Leistung. 

Alleinunterhalter


Zunächst war Lukasz Wojt Alleinunterhalter an der Spitze. Nach 45:44 Minuten kam der Würzburger als Erster aus dem Langener Waldsee. Drei Minuten über dem Schwimmrekord von Jan Sibbersen, gefühlt aber war Wojt schneller. Jedenfalls ließ das der Abstand nach hinten erahnen. Erst 1:24 Minuten hinter ihm führte der Este Marko Albert die Verfolger an, zu dieser großen Gruppe gehörten auch Patrick Lange, Patrik Nilsson, Andreas Böcherer und Michael Raelert. Horst Reichel, der später aufgab, hatte 3:48 Minuten Rückstand, Sebastian Kienle 4:27.

Auf dem Rad verteidigte Wojt seinen Platz an der Spitze bis nach Frankfurt hinein. Als erster Verfolger hatte sich schnell Patrick Lange herauskristallisiert. Der Darmstädter drückte auf’s Tempo, als ginge es schon wieder auf die Zielgerade. Er habe sich sein Rennen damit versaut, sagte der Hawaii-Dritte von 2016 später im Interview mit der ARD. Zwar holte er Wojt bald ein, lange genießen konnte er den Platz an der Spitze nicht. Denn auch Andreas Böcherer war inzwischen vorne angekommen und auch bald in Führung gegangen.

Duell dauert nur kurz


Weiter hinten bahnte sich Sebastian Kienle seinen Weg nach vorne. Nach 60 Kilometern war er Dritter, der Rückstand zu Böcherer betrug noch etwas mehr als eine Minute. Am Heartbreak-Hill in Bad Vilbel, nach 87 Kilometern, war Kienle einziger Verfolger, nach 126 Kilometern war er vorne dran. Wie vor einem Jahr machten die beiden gemeinsame Sache, keiner ließ den anderen aus den Augen. Erst auf den letzten Metern zum Wechsel verschaffte sich Böcherer einen kleinen Vorsprung, den er auf dem ersten Laufkilometer noch behauptete. Dann war Kienle wieder da, vorbei - und bald außer Sichtweite. Ein echtes Duell wurde es nicht, obwohl Andi Böcherer den Abstand lange in Grenzen hielt. Nach 25 Kilometer wurde die Lücke aber immer größer, als die Zeitmessung über 4 Minuten anzeigte, gab es am dritten Sieg Kienle’s in Frankfurt kaum noch Zweifel. 

Konstant zog er sein Tempo bis zum Schluss durch, die Marathonzeit von 2:45:09 Stunden war beeindruckend. Er habe möglichst früh Tatsachen schaffen wollen, sagte Kienle im ARD-Gespräch. Die Erinnerungen an letztes Jahr waren da und er hatte vor der Laufstärke Böcherer’s und Lange’s großen Respekt. Gefährlich wurde ihm am Ende keiner der beiden. Nach 2014 und 2016 setzte sich Sebastian Kienle zum dritten Mal Europa’s Ironman-Krone auf. Seine Zeiten sprachen dabei für sich, auch wenn die Radstrecke wegen Baustellen um drei Kilometer kürzer war, waren das beeindruckende Fakten.

Zeitstrafe für Lange


Während sich Kienle, der im Ziel etwas Zeit brauchte, um sich zu erholen, und Böcherer feiern ließen, war Patrick Lange enttäuscht. Er hatte sich mehr vorgenommen, es wurde Platz sechs. Auch weil ihm eine Zeitstrafe aufgebrummt wurde wegen Pacings - sein Trainer Faris Al-Sultan hatte ihn nach Ansicht der Jury zu lange begleitet. Trotzdem lief es nicht rund vor heimischen Publikum, das zeigten schon die ersten Kilometer im Marathon. Mit seinem dritten Ironman überhaupt sicherte er sich aber die Qualifikation für den Ironman Hawaii.

Für einige Zeit lieferte sich Patrick Lange mit James Cunnama ein Duell um Platz drei. Dort stand aber keiner von beiden: Mit der besten Marathonzeit (2:40:58) rannte Patrik Nilsson im Finale noch am Südafrikaner vorbei. Lukasz Wojt belohnte seinen Einsatz mit Platz 15.

Chancenlos in Frankfurt war Michael Raelert. Der Rostocker war nach dem Schwimmen in Schlagdistanz, auf dem Rad fiel er mit zunehmender Renndauer immer weiter zurück. Als der Abstand zur Spitze nach 130 Kilometern auf über zwölf Minuten angewachsen war, gab Raelert auf.

Zweiter Sieg in vier Wochen


Der Sieg im Rennen der Frauen geht nach Australien. Nach 8:47:58 Stunden ließ sich Sarah Crowley feiern - vor vier Wochen erst hatte sie den Ironman Cairns gewonnen, ebenfalls deutlich unter neun Stunden. Als zweite Frau lief vor dem Römer die Britin Lucy Charles fast vier Minuten später (8:51:50) ins Ziel, Dritte wurde zwölf Minuten hinter der Siegerin Alexandra Tondeur aus Belgien. 

Bestimmt wurde das Rennen lange von Lucy Charles. Im Mai hatte die erste 23 Jahre alte Britin den Ironman Lanzarote gewonnen. Ihre Schwimmstärke war bekannt und die stellte sie auch im Langener Waldsee unter Beweis. Nach 48:29 Minuten machte sie sich auf den Weg zu ihrer Rennmaschine, erst 4:42 Minuten später folgte Anja Beranek, dann auch Katja Konschak.

Auf dem Rad blieb Charles an der Spitze. Anja Beranek konnte nichts dagegen tun. Zwischenzeitlich hatte sie eine Minute aufgeholt, dann verlor sie wieder Zeit und musste später sogar den zweiten Platz Sarah Crowley überlassen.  Die Australierin hatte ihren Rückstand von zwölf auf vier Minuten verkürzt und sich damit eine gute Ausgangsposition für den Marathon verschafft. Anja Beranek hingegen büßte noch mehr ein und wechselte als Dritte mit 8:34 Minuten Rückstand in die Laufschuhe. Das Rennen beendete sie auf Rang neun.

Tajsich beste Deutsche


Sarah Crowley dagegen war nicht mehr aufzuhalten. Vor vier Wochen hatte sie den Ironman Cairns gewonnen. Ihre Marathonzeit damals war solide. Auch diesmal reichten 3:05:12 Stunden für die letzten 42,2 Kilometer zum Sieg. Lucy Charles musste ihrem Tempo Tribut zollen und nach 23 Kilometern die Australierin vorbeilassen. Die ersten beiden Plätze waren vergeben. Aber dahinter tat sich noch einiges. Alexandra Tondeur rannte noch auf Platz drei nach vorne, die Amerikanerin Liz Lyles und auch Michaela Herlbauer, die in Klagenfurt vor einer Woche aufgegeben hatte, folgten auf den Rängen vier und fünf. Dahinter kam schon Sonja Tajsich, die beim Schwimmen viel Zeit verloren hatte, sich danach aber immer weiter nach vorne arbeitete. Sie klassierte sich nach 9:07:51 Stunden als sechste Profi-Athletin vor Dimity-Lee Duke aus Australien und Anja Beranek. Tajsich und auch Beranek können nun für die Ironman-WM in Kona im Oktober planen.