Ironman Lanzarote: Bart Aernouts stiehlt den Ex-Siegern die Show

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 20.05.2017 um 00:00
Der Belgier Bart Aernouts hat die 2017er Auflage des Ironman Lanzarote gewonnen. Aernouts siegte in der Nachmittagshitze von Puerto del Carmen in 8:34:13 Stunden und blieb damit gut dreieinhalb Minuten über dem Streckenrekord von Timo Bracht aus dem Jahr 2011. Alessandro Degasperi aus Italien, der Sieger von 2015, lief auf Rang zwei ein (8:43:23), nachdem er den Vorjahressieger Jesse Thomas (3./8:49:02) aus den USA im Marathon noch abfangen konnte. Bei den Frauen gelang Lucy Charles (9:35:40) ein überlegener Start-Ziel-Sieg. Zusammen mit ihren Landsfrauen Corinne Abraham (9:44:29) und Lucy Gossage (9:50:22) konnten die Britinnen sogar einen Dreifacherfolg feiern.

Bart Aernouts hatte einen echten Sahnetag erwischt. Normalerweise muss der Belgier immer einem größeren Schwimmrückstand hinterherfahren. Diesmal nicht. Zusammen mit Titelverteidiger Jesse Thomas und Alessandro Degasperi kam der 33-Jährige vom BMC Etixx Triathlon Team nach gut 50 Minuten aus dem Atlantik. Die Spitze ging keine vier Minuten früher auf die schweren 180 Radkilometer.

Vorne machte derweil Aernouts Teamkollege Romain Guillaume mächtig Tempo. Bei El Golfo, nach gut 20 gefahrenen Kilometern, hatte sich der Franzose bereits an die Spitze gesetzt. Bei der Fahrt durch die Feuerberge baute Guillaume den Vorsprung sogar noch etwas weiter aus. Doch dahinter hatten sich die Verfolger schon richtig einsortiert. Aernouts war nun auf der windfälligen Passage bei Famara bereits der erste Verfolger, gefolgt von Thomas.  Dahinter folgte in Richtung Teguise eine kleine Gruppe, u.a. mit Degasperi, dem Franzosen Cyril Viennot und dem Wolfsburger Konstantin Bachor.

 

BMC Etixx-Duo an der Spitze über das Mirador del Rio

 

In Teguise hatte Aernouts dann Guillaume erstmals richtig im Blick. Den schweren Anstieg beim Windpark von Los Valles meisterten die beiden im starken Gegenwind  gemeinsam.  Wenige Kilometer später stürzte sich dann Aernouts mit knappem Vorsprung vor seinem Teamkollegen in die schnelle Abfahrt vom Mirador del Rio. In dieser Reihenfolge ging es dann auch, mit meist Rückenwindunterstützung, zurück nach Puerto del Carmen. Den Rückstand von einer halben Minute machte Guillaume dann in der Wechselzone gut. Gemeinsam gingen die beiden BMC Etixx-Athleten in den Marathon.

 

Aernouts im Marathon der Beste

 

Das war aber nur eine Momentaufnahme. Schnell setzte sich Aernouts nach vorne ab und lief nun einen, zumindest von der Konkurrenz einsamen, Marathon. Bis ins Zentrum von Arrecife führte die erste 30 km lange Wendepunktschleife. In der Inselhauptstadt konnten sie die Athleten durchaus über  ordentlich Zuspruch aus den guten besetzten Straßencafes und Bars freuen. Während Aernouts an der Spitze sein Programm - einen 2:48:29 Std.-Marathon - herunter spulte und so zu seinem zweiten Ironman-Sieg nach Nizza 2014 entgegen lief, wurde Guillaume nun zusehends langsamer. Zunächst von Jesse Thomas kurz nach der Wende in Arrecife überlaufen, setzte dahinter Alessandro Degasperi zum Angriff an. Der Italiener lief an Guillaume, der nun Gehpausen einlegte, vorbei und hatte bald auch Thomas im Blick. Auf der langen Geraden entlang des Flughafens Arrecife fand dann der für Rang zwei entscheidende Überholvorgang statt. Degasperi zog mit seinem unwiderstehlichen langen Schritt am schon mit etwas Vorlage laufenden US-Amerikaner vorbei. Degasperi rannte nun einem ungefährdeten zweiten Platz entgegen. Jesse Thomas büßte zwar auf der letzten Laufrunde weiter Zeit ein, sein dritter Rang vor dem Spanier Peru Alfaro San Ildefonso kam nicht mehr richtig in Gefahr. Romain Guillaume wurde völlig entkräftet Fünfter.

 

Philipp Mock bester Deutscher, DNF für Bruns und Bachor

 

Keinen guten Tag erwischten die Deutschen Malte Bruns und Konstantin Bachor, die beide das Rennen vorzeitig beendeten. Bruns fühlte sich "völlig kraftlos", wie er in seinem Rennbericht auf seiner Facebook-Fanpage schrieb. Sein Radsturz in der Vorwoche habe wohl doch mehr Energie aus dem Körper gezogen, so der Paderborner, der den Wettkampf nach dem Radfahren beendete. Bachor fuhr auf dem Rad zunächst in der Verfolgergruppe der Mitfavoriten mit, verlor dann aber im bergigen Terrain zusehends den Anschluss. Den Marathon lief der Wolfsburger noch bis nach der 10 km-Marke. Die Ehre des besten Deutschen wurde daher Philipp Mock zuteil, der in 9:32:13 Std. auf Rang 17 einlief. Mock überzeugte vor allem durch eine starke Radleistung, die ihn im Zwischenranking sogar in die Top Ten brachte. Im Marathon zwangen den 29-Jährige dann die schweren Bedingungen allerdings zu mehreren Gehpausen.

 

Charles weit voraus

 

Bei den Frauen war heute den ganzen Tag nur ein Name an Nummer Eins: Lucy Charles. Die 24-jährige Britin kam nach 47 Minuten mit den besten Männern aus dem Wasser und fuhr und lief nun ihren Konkurrentinnen weit voraus. Beim Radfahren war zunächst die Französin Jeanne Collogne die erste Verfolgerin von Charles, allerdings mit deutlichem Abstand. Nach 100 Kilometern betrug ihr Vorsprung bereits 13 Minuten auf Collonge. Auf dem Rückweg in Richtung Puerto del Carmen fuhr dann Lucy Gossage, die Siegerin von 2012, zur Französin auf und wechselte als Zweite, knapp vor Collonge, mit fast 20 Minuten Rückstand auf die junge Leaderin in den Marathon. Nochmals fünf Minuten später durfte Corinne Abraham ihr Rad gegen die Laufschuhe eintauschen.

Die frühere Ironman Frankfurt-Siegerin ließ nun einen schnellen Marathon in 3:03:53 Stunden folgen. Deutlich schneller als Gossage (3:13:05) und Charles (3:18:35).  Abraham stellte damit noch Gossage und ließ sich vom Publikum für Rang zwei feiern. Der erste Ironman-Sieg von Lucy Charles war aber nicht mehr in Gefahr. Jeanne Collogne wurde Vierte, die Spaniern Saleta Castro Fünfte. Für die Vorjahressiegerin Tine Holst gab es ein DNF. Die Dänin zog allerdings im Marathon, auf Platz fünf liegend, eine taktische Notbremse. Holst sah keine Chance mehr auf einen Podiumsplatz, um hoch im Kona-Proranking zu punkten und dem großen Saisonziel Kona-Quali so näher zu kommen . "Ich hatte heute keinen A-Tag", so Tine Holst via Facebook. Das Kräftespar-DNF erfolgte nach Rücksprache mit dem Trainer.

Beste Deutsche war Lina-Kristin Schink (11:07:33) auf Rang 14. Die Frankfurterin Natascha Schmitt verzichtete kurzfristig auf einen Start, nachdem ihr Wettkampfrad auf der Anreise schwer beschädigt worden war.