Ironman Lanzarote: Van Lierde gewinnt vor Kramer, Drama um Raelert

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 25.05.2019 um 17:58
Der Belgier Frederik Van Lierde und Nikki Bartlett aus Großbritannien haben die 28. Ausgabe des Club La Santa Ironman Lanzarote gewonnen. Van Lierde durfte bei seiner Lanzarote-Premiere nach 8:51:16 Stunden an der Strandpromenade von Puerto del Carmen seinen insgesamt neunten Ironman-Sieg der Karriere feiern. Der Leipziger Christian Kramer (8:56:08) lieferte sich bis zur Halbmarathonmarke ein packendes Duell mit Van Lierde und wurde wie schon 2015 Zweiter. Vom Pech verfolgt war hingegen Andreas Raelert, der beim Radfahren nach 150 Kilometern wegen Magenkrämpfen aufgeben musste. Zuvor hatte der Rostocker beim Schwimmen die Tagesbestzeit vorgelegt und fuhr auch auf dem Rad lange an der Spitze.

Der Artikel wurde am 25.05.2019 um 20:05 Uhr nochmal upgedatet!

Fast wie in alten Zeiten bestimmte Andreas Raelert das Schwimmen in der Bucht von Puerto del Carmen. Mit dem Spanier Emilio Aguayo Munoz an den Füßen hängend, stieg der Rostocker nach 49:13 Minuten als Führender aus dem Atlantik. Topfavorit Frederik Van Lierde folgte zusammen mit Christian Kramer und Titelverteidiger Alessandro Degasperi mit einer guten Minute Abstand.  

 

Andi Raelert nach Schwimmbestzeit auch auf dem Rad der Leader

 

Raelert kletterte anschließend auch als Leader hinauf nach Tias, direkt verfolgt von einem Quartett mit Kramer, Van Lierde, Aguayo Munoz und dem Kroaten Jaroslav Kovacic.  An dieser Konstellation sollte sich auch bei der Durchquerung des Timanfaya Nationalparks wenig ändern, nur Aguayo Munoz fiel hier aus der Verfolgergruppe zurück . Mit zunehmender Renndauer zeigte auch Van Lierde vermehrt seine Siegambitionen und sorgte sich nun um das Tempo an der Spitze. 

 

Das Defektdrama um Raelert nimmt seinen Lauf

 

Im wattfordernden Abschnitt über das Mirador del Haria und das Mirador del Rio verlor Kramer nun geringfügig Zeit auf seine Mitstreiter. Die "Bergwertung" an der Nordspitze Lanzarotes ging so an Andreas Raelert, obwohl er zuvor schon einmal am Straßenrand anhalten musste und über eine Minute verlor. Die Liveticker-Spotter vermuteten ein technisches Problem an Raelerts Rad. Als es über Teguise zurück ins Inselinnere ging, sah man den 42-Jährigen wieder am Straßenrad stehen.  Noch einmal stieg Raelert in den Sattel, nun schon über drei Minuten zurück, um irgendwie die letzten 30 Kilometer in Richtung Puerto del Carmen hinter sich zu bringen. Alle Bemühungen waren allerdings vergebens. Wenig später vermeldete der Liveticker die Rennaufgabe von  Andreas Raelert. Via Facebook meldete das Raelert-Mangement dann am Abend den wahren Grund des DNF: "Immer noch eine wunderbare Insel, aber leider haben mich Magenkrämpfe zur Aufgabe gezwungen. Mir ging es einfach nicht mehr gut genug, um den Wettkampf fortzusetzen. Ich habe es noch einige Kilometer lang probiert, aber es ging einfach nicht."

 

 

Kramer geht offensiv in den Marathon - Geburtstagskind Van Lierde kontert

 

Somit kam ein Trio mit Van Lierde, Kovacic und Kramer gemeinsam in die zweite Wechselzone. Bei nun stahlendem Sonnenschein eröffnete der Leipziger den Marathon auf der Avenidas de las Playas. Auf der ersten langen Wendepunktschleife, vorbei am Flughafen von Arrecife, hinaus nach Playa Honda, lief Kramer von der Spitze. Van Lierde und Kovacic blieben mit 27 bzw. 42 Sekunden Rückstand in Lauerstellung. Zumindest Alessandro Degasperi  (+ 15:32 min.) musste Kramer nicht mehr fürchten, der ihm im Jahr 2015 den Sieg noch kurz vor dem Ziel wegschnappte. Zurück in Puerto del Carmen hatte Van Lierde die kleine Lücke zu Kramer geschlossen und übernahm die Führung. Nun war der Hawaii-Sieger von 2013 nicht mehr zu halten. Routiniert spulte Van Lierde die zweite Marathonhälfte herunter und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Nach 8:51:16 Stunden war der Sieg des Belgiers am Tag seines 40. Geburtstags perfekt. Christian Kramer (8:56:08) folgte knapp fünf Minuten später und wusste anschließend nicht, ob er sich über Rang zwei nun freuen oder ärgern soll.  "Das Gefühl ist irgendwo dazwischen, da der Hawaii-Slot nun eben an Frederik geht," so Kramer im Interview bei Live-Coverage Moderator  Kevin Mackinnon.  Rang drei ging an den Spanier Emilio Aguayo Munoz (9:00:55).  Stefan Schmid (9:14:55) sorgte als Achter für die zweite deutsche Top Ten-Platzierung vor dem lange Zeit das Rennen mitbestimmenden Kroaten Andrej Vistica.

 

Nikki Bartlett setzt die britische Serie fort

 

Bei den Frauen führte beim Schwimmen die Kanadierin Rachel Mcbride (53:35 min.) das Feld an, der aber bereits beim Radstart die Britin Emma Pallant dicht im Nacken saß. Auf der ersten Schleife über die bizarre Lavaküste von El Golfo sortierte sich das Feld nun schnell. An der Spitze fuhren innerhalb einer Minute die Leaderin Pallant, Maya Stage Nielsen aus Dänemark und Pallants Landsfrau Nikki Bartlett. Anschließend auf dem Weg Richtung des Inselnordens übernahm dann Bartlett die Führung. Aus zunächst zwei Minuten Vorsprung am Mirador del Rio wurden es bis zum Radziel acht Minuten auf die erste Verfolgerin Stage Nielsen. Als Dritte folgte mit bereits über 17 Minuten Rückstand die Schwedin Asa Lundström in den Marathon. Die anfangs rennbestimmende Emma Pallant war zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Rennen.  In Lauerstellung hatte sich beim zweiten Wechsel auch Jenny Schulz geschoben. Nach einem gewohnt schwächeren Schwimmen fuhr die Frankfurterin einen starken Radsplit und ging an Position sechs (+20:30 min) auf die finalen 42,2 Laufkilometer.

Nikki Bartlett, früher im Rudersport aktiv, ließ sich im Marathon nun nicht mehr von der Spitze verdrängen, auch wenn ihre Schritte merklich kürzer wurden. In 9:59:10 Stunden lief die die 31-Jährige zu ihrem ersten Ironman-Titel und setzte damit die britische Siegesserie (2017: Lucy Charles, 2018: Lucy Gossage) fort.  Während der zweite Platz von Maja Stage Nielsen (10:03:41) ebenfalls eine klare Angelegenheit war, wurde es dahinter um Rang drei richtig dramatisch.

 

Jenny Schulz auf Rang vier nach packendem Finale

 

An der Halbmarathonmarke hatte sich zunächst Jenny Schulz auf Position drei gesetzt, dicht gefolgt von Asa Lundström. Die Schwedin schob sich bei der 30-km-Marke dann wieder an der Deutschen vorbei.  An der letzten Wendemarke bei Kilometer 36,5 war dann plötzlich die Niederländerin Lenny Ramsey auf Rang drei nach vorne gelaufen. Mit flinken Schritten lief Ramsey (10:03:41) den Podiumsplatz vor Jenny Schulz (10:12:40) nach Hause, die ihrerseits nicht mehr kontern konnte.