Jan Frodeno triumphiert bei der Challenge Miami

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 12.03.2021 um 23:24
Jan Frodeno hat sich eindrucksvoll aus seiner fast eineinhalbjährigen Wettkampfpause zurückgemeldet. Der dreimalige Gewinner des Ironman Hawaii siegte bei der mit 50.000 US-$ dotieren Challenge Miami (1,6 km Schwimmen, 60,3 km Radfahren, 16,9 km Laufen) nach 2:37:57 Stunden auf dem Homestead Speedway vor dem Kanadier Lionel Sanders (2:40:28) und dem US-Amerikaner Ben Kanute (2:41:35), der in einem knappen Lauffinale seinen Landsmann Chris Leiferman niederringen konnte (2:.41:46). Andreas Dreitz erhielt beim Radfahren eine zweiminütige Zeitstrafe und war auf Rang zehn der zweitbeste Deutsche.

Schon beim Schwimmen, das in zwei langgezogenen Rechteckrunden absolviert wurde, zeigte sich Jan Frodeno ganz vorne an der Spitze. Um den Deutschen formierte sich eine Vierergruppe mit den US-Amerikanern Ben Kanute und Tim O´Donnell und seinem langjährigen Trainingspartner Nick Kastelein aus Australien.

Ben Kanute führte nach 20:16 min das Führungsquartett in die erste Wechselzone. Der US-Amerikaner stieg auch als Erster aufs Rad, wobei nach einem Wackler beim Anfahren zunächst Kastelein und O´Donnell die Spitze übernahmen. „Frodo“ hatte Problem seinen Trisuit über die Schultern zu ziehen und verlor so in der Wechselzone ein paar Sekunden. Die starken Radfahrer Andrew Starykowicz (+1:08 min) und Magnus Ditlev (+1:22 min) hatten eine gute Minute Rückstand, Andi Dreitz lag 1:48 min zurück und Mitfavorit Lionel Sanders schob mit 2:10 min Rückstand sein Rad über den Wechselzonen-Balken.

 

Frodeno zurück an der Spitze  

 

Die Führung von Kanute hielt bis in die dritte der 17 Radrunden, bevor Frodeno die Spitze übernahm. Dahinter sortierte sich das Feld. Runde um Runde schoben sich nun Starykowicz und Ditlev immer näher an Frodeno heran, während die weiteren Verfolger um Rudy Von Berg dieses Highspeed-Tempo nicht mitgehen konnte.  Nach 30 gefahrenen Kilometern ging dann Starykowicz in Führung. Richtig weg kam der US-Amerikaner aber nicht. An der 50 km-Marke zog dann auch der Däne Ditlev am deutschen Topfavoriten vorbei. In dieser Reihenfolge ging es nun auch in Richtung T2.

In der langen Wechselzone konnte Frodeno dann sofort Ditlev überholen und Starykowicz war bereits 300 m nach dem Wechselzonenausgang gestellt. Es dauerte 1:40 min, bis mit Von Berg der erste gefährliche Frodeno-Jäger in die Laufschuhe wechselte. Die weiteren starken Läufer Kanute, Sanders und Leiferman folgten knapp dahinter. Mit dem gleichen Abstand schnürte auch Andi Dreitz die Laufschuhe, allerdings mit dem Wissen noch eine zweiminütige Zeitstrafe absitzen zu müssen.

 

Frodo hält die schnellen Läufer auf Distanz

 

Auf den sieben Laufrunden um das Oval des Speedways zog der 39-jährige Frodeno nun seinen bekannt langen Schritt, der als Hoka-Athlet erstmals mit dem Hoka Rocket X Wettkampfschuh im echten Renneinsatz unterwegs war. Schon nach gut fünf gelaufenen Kilometer bewegte sich sein Vorsprung vor Ditlev auf eine Minute zu, Starykowicz lag schon fast zwei Minuten zurück.

Und die schnellen Läufer? Hier hatten sich Sanders und Leiferman gefunden, die mittlerweile auch Rudy Von Berg eingesammelt hatten. Ihr Rückstand zu Leader Frodeno betrug aber immer noch über zwei Minuten.

Mit dem Wissen des komfortablen Vorsprungs konnte es sich Frodeno sogar leisten wegen eines verlorenen Gels eine kurze Kehrtwende zu machen, wobei der kurze Stop bei Trainer Dan Lorang den Herzschlag in die Höhe trieb.  Der Erfolgstrainer wies am Telefon im ARD-Livestream auf eine mögliche Krampfgefahr hin. Als Frodeno aber wieder seinen normalen Schritt aufnahm, war auch Lorang schnell wieder entspannt.

 

Konzentriert bleiben

 

Jan Frodeno blieb nun weiter fokussiert und erhielt in den letzten Laufrunden die Pace weiter oben. Zwar hatten nacheinander Sanders und Leiferman bereits Starykowicz und Ditlev eingesammelt und auch Kanute bekam die zweite Luft und heftete sich nun an die Fersen von Leiferman, doch der Sieg war für sie außer Reichweite.

Jan Frodeno konnte entspannt in die Zielgerade einbiegen und nach 2:37:59 Stunden einen überlegenen Comeback-Sieg feiern. „Ich war richtig nervös heute und bin schon um 3:00 Uhr morgens aufgewacht. Ich war so heiß auf das Rennen hier. Auf dem Rad habe ich etwas überzogen, als Starykowicz Druck gemacht hat. Aber meine Beine waren gut und ich habe mich dann auf meine Wattwerte konzentriert“, sagte der wieder mit Maske verhüllte Frodeno im Zielinterview.

Dahinter lief Sanders (2:40:28) ungefährdet auf Rang zwei, bevor sich Kanute (2:41:35) mit den größeren Reserven Rang drei vor Leiferman (2:41:46) sicherte.

Andi Dreitz hätte wohl im Feld der Verfolger eine sehr gute Rolle spielen können, durch die beim Radfahren erhaltene 2 min Zeitstrafe, die er während des Laufens absitzen musste, war er jedoch chancenlos. Der Bayreuther schaffte es in 2:44:10 Stunden aber trotzdem als Zehnter noch in die Top Ten. Auf Instagram teilte Dreitz am Samstag mit, dass die Zeitstrafe für einen Windschattenverstoß zum Beginn des Radfahrens ausgesprochen wurde. Die beiden weiteren Deutschen Alexander Schilling und Marcus Herbst kamen auf den Plätzen 22 und 27 ins Ziel.