Justus Nieschlag verliert DTU-Kaderstatus, Top Ten bei der Ironman 70.3 WM das neue Ziel

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 28.01.2023 um 16:51
Wenn in der kommenden Woche die Deutsche Triathlon Union (DTU) ihre Kaderzusammenstellung für die Saison 2023 offiziell vorstellt, dann wird der Name Justus Nieschlag fehlen. Insgesamt wurden 33 Athletinnen und Athleten für die verschiedenen DTU Elite-Kader (Olympia-, Perspektiv-, Ergänzungs- und Nachwuchskader) nominiert.

Nieschlag, der zuletzt im Olympiakader die höchste Förderstufe erhielt, wurde für die Saison 2023 nicht mehr berücksichtigt. Der Lehrter, der davon kurz vor Weihnachten erfuhr, reagierte entsprechend enttäuscht. "Nach einem Wechselbad der Gefühle im Jahr 2022, machte ich mir dennoch Hoffnung auf eine Verlängerung meines Kaderstatus. Schließlich hatte ich einen ITU-Vizeweltmeistertitel bei den Arena Games eingefahren und konnte ab Mitte des Jahres verletzungsbedingt keine weiteren Rennen bestreiten. So wurde bis zuletzt auch von Verbandsseite kommuniziert, dass ich in den Ergänzungskader berufen werden sollte, erklärte der 30-jährige Lehrter.

Die volle Härte des Leistungssports

Die offiziellen Kader-Nominierungskriterien der DTU hatte Nieschlag allerdings nicht erfüllt. Auf Rückfrage von tri2b.com erklärte der neue DTU Chef-Bundestrainer Thomas Moeller die Gründe für die Nichtnominierung von Justus Nieschlag.

„Die Kriterien der Kadernominierung werden jeweils Anfang des Jahres veröffentlicht. Uns ist bewusst, dass von einer Nominierung für die Athletinnen und Athleten sehr viel abhängt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass die Nominierungsleistungen jährlich zu erbringen sind und es keinen Bestandsschutz gibt,“ erklärte Moeller, der dazu anmerkt. „Nach der ursprünglichen Vereinbarung mit dem DOSB waren für 2023 insgesamt 30 Athletinnen und Athleten für die verschiedenen Kader vorgegeben. Durch die erfreulicherweise gestiegenen Leistungen in der Saison 2022, vor allem im Frauenbereich, hatten wir jetzt sogar 33 Athletinnen und Athleten, die die Kadernorm für 2023 erfüllten. Wir sind daraufhin auf den DOSB zugegangen, mit dem Ergebnis, dass uns genau die drei zusätzlichen Kaderplätze zugesprochen wurden. Aber auch keiner mehr. Diese Information bekamen wir direkt vor den Weihnachtsfeiertagen mitgeteilt."

Thomas Moeller: „Eine Kadernominierung Nieschlags wäre zu Lasten einer anderen Athletin bzw. Athleten gegangen“

"Wenn wir jetzt Justus Nieschlag trotz nicht erfüllter Kadernorm weiter im Kader behalten hätten, dann wäre das zu Lasten einer anderen Athletin bzw. einem anderen Athleten gegangen, der die Norm erfüllt hat. Mir tut diese für Justus Nieschlag verständlicherweise harte Entscheidung persönlich sehr leid," erklärte Thomas Moeller gegenüber tri2b.com.

Der Verlust des Kaderstatus hat für Nieschlag auch Auswirkungen auf seine Trainingsmöglichkeiten. „Wenn man mal bei den Basics anfängt, ist dies die Grundlage für das Training am OSP in Saarbrücken, meinem aktuellen Lebensmittelpunkt. Nachdem die ersten Signale, was das Training betrifft, etwas zögerlich waren, wendete ich mich an die OSP Leitung. Es war ein sehr positives Gespräch und wir fanden schnell eine Übergangslösung. Für diesen Rückhalt bin ich sehr dankbar!“ Thomas Moeller bestätigte tri2b.com, dass unter Einbeziehung des Saarbrücker Bundestützpunktleiters Daniel Unger eine praktikable Übergangslösung für das Schwimmtraining gefunden wurde.

Nieschlag hat jetzt die Ironman 70.3 WM im Blick und will in die Top Ten

Nieschlag, der 2022 den Ironman 70.3 Kraichgau gewinnen konnte, will sich in der Saison 2023 jetzt vermehrt auf der Mitteldistanz zeigen. „Auch wenn ich bereits zuvor von einem Mix aus Kurz- und Mitteldistanz nicht abgeneigt war, so steht meine Entscheidung für einen kompletten Wechsel auf die längeren Strecken nun fest. Dies beinhaltet auch zwangsläufig meine Chancen Richtung Paris 2024 zurückzustellen. Gerne hätte ich mich etwas bewusster mit einem schönen Rennen von der Kurzdistanz verabschiedet. Ob sich dies gegebenenfalls dieses Jahr nachholen lässt, bleibt offen“, sagt Nieschlag.

Ein erster Formtest ist nun beim Club La Santa Ironman 70.3 Lanzarote Mitte März geplant. Wobei Justus Nieschlag zugleich das Saisonziel ausgab. Die Qualifikation für die Ironman 70.3 WM Ende August in Finnland. In Lahti soll es dann in die Top Ten gehen.