Patrick Lange triumphiert beim Ironman Tulsa, Daniela Ryf leidet und gewinnt

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 23.05.2021 um 22:28
Patrick Lange hat mit einer beeindruckenden Leistung den Ironman Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma gewonnen. Der 34-jährige zweimalige Hawaii-Sieger triumphierte nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in schnellen 7:45:22 Stunden mit fünf Minuten Vorsprung vor Jan Van Berkel aus der Schweiz und widmete den Sieg seiner im Vorjahr verstorbenen Mutter. Rang drei ging an den Dänen Daniel Baekkegard. Florian Angert, der bis zum Laufen mit an der Spitze lag, wurde Siebter. Daniela Ryf musste am Ende hart für ihren Sieg in 8:40:34 Stunden vor der Britin Katrina Matthews (8:45:35/inkl. 5 min Zeitstrafe) kämpfen, nachdem sie im Marathon einen Großteil ihres komfortablen Vorsprungs eingebüßt hatte.

Mit einem grauen wolkenverhangenen Himmel und unangenehmen Nieselregen wurden die Athleten zum Start am Lake Keystone empfangen. Im Wasser sollten die nicht ganz optimalen Bedingungen erstmal egal sein. Das Tempo an der Spitze bestimmte bald der Däne Daniel Baekkegard, der im weiteren Verlauf sogar eine kleine Lücke zu seinen direkten Kontrahenten reißen konnte. Nach 46:34 Minuten markierte der Däne im Trikot des deutschen hep Sports Team die Tagesbestzeit. Die Lücke zur ersten, neunköpfigen Verfolgergruppe betrug allerdings nur 30 Sekunden. Mit dabei waren dort auch Seite an Seite Patrick Lange und Florian Angert. Nils Frommhold kam erst mit den nächsten Verfolgern an Land und hatte knapp zweieinhalb Minuten Rückstand.

 

Sixpack an der Spitze

 

Auf der Radstrecke fuhren die Verfolger dann schnell das Loch zu Baekkegard zu, der zudem auf den teils ruppigen Straßen seine beiden Trinkflaschen verloren hatte. Neben dem Dänen, den beiden Deutschen Lange und Angert, waren dort auch Antony Costes (FRA), Jesper Svensson (SWE) und Mattia Ceccarelli aus Italien vertreten. Die nächste Gruppe führte auf der ersten Radhälfte der US-Amerikaner Andy Potts an, dessen Tempo auch der Leipziger Marcus Herbst, Nils Frommhold, Kristian Hogenhaug (DEN), Jan Van Berkel, Samuel Hürzeler (beide SUI), Sam Long (USA), Bart Aernouts (BEL) und Joe Skipper (GBR) aufgenommen hatten.

 

Angert und Lange sorgen fürs Tempo

 

Je näher das Radziel kam, desto besser wurde das Wetter. Als es auf die letzten 20 Radkilometer ging waren die Straßen komplett abgetrocknet und Angert sorgte sich zusammen mit Lange ums Tempo der Führungsgruppe, aus der Ceccarelli mittlerweile abgefallen war. Der Grund für die Tempoverschärfung dürften die direkten Verfolger gewesen sein. Die bekannten Laufraketen Skipper, Aernouts, Van Berkel und Long lagen zwar noch dreieinhalb Minuten zurück, doch ihre beste Disziplin sollte erst noch kommen.

Angekommen in Tulsa, wechselte Costes am schnellsten in die Laufschuhe und ging knapp vor Angert auf den Marathonkurs, Baekkegard und Lange folgten mit geringem Abstand. Svensson musste derweil eine Zeitstrafe absitzen und war erst einmal raus aus dem Fight um die Leaderposition. Die Gruppe mit den schnellen Läufern hatte zum Start in den Marathon vier Minuten Rückstand.

 

Lange lässt alle stehen

 

Auf den ersten Kilometern sorgte Lange dann bei wieder einsetzendem Regen schnell für klare Verhältnisse. Der Kona-Laufrekordhalter schüttelte bereits auf den ersten 10 Laufkilometern seine direkten Konkurrenten um zwei Minuten ab. Das waren zu diesem Zeitpunkt noch Costes und Angert. Als es entlang des Arkansas-River zum ersten Mal zurück ins Zentrum von Tulsa ging, sortierte sich Langes Verfolgerfeld weiter. Baekkegard (+4:16) hatte sich von seiner Schwächephase zum Beginn des Marathons erholt und lief bei der Halbmarathonmarke an Position zwei, gefolgt von Angert (+4:45), Van Berkel (+5:35) und auch Joe Skipper (+6:29) und Bart Aernouts (+6:30) lagen noch in Schlagdistanz zum Podium.

Wenig später musste Angert seinen Platz auf dem Podium räumen. Jan Van Berkel lief mit flinken Schritten nach vorne und schnappte sich noch vor der 30 km-Marke auch den zweitplatzierten Baekkegard. Auf Position vier und fünf folgten Aernouts und Skipper, die Angert bereits überholt hatten. An der Spitze spulte Patrick Lange derweil sein Programm weiter wie ein Uhrwerk ab. Der zweite Ironman-Sieg des 34-Jährigen außerhalb von Hawaii war in 7:45:22 Stunden unter Dach und Fach. „Ich widme diesen Sieg meiner im letzten Jahr verstorbenen Mutter. Der Gedanke an sie trug mich durch das gesamte Rennen. Ich bin überglücklich nach der langen Corona-Pause meine volle Leistung abgerufen zu haben, der Ironman Hawaii kann kommen,“ erklärte ein zu Tränen gerührter Patrick Lange im Zielinterview bei Mike Reilly.

Jan Van Berkel folgte als Zweiter (7:50:58) vor Daniel Baekkegard (7:52:59). Rang vier schnappte sich etwas überraschend der Franzose Denis Chevrot (7:54:27), der mit der besten Laufzeit durchs Feld gestürmt war und auch noch Bart Aernouts (5.) und Joe Skipper (6.) hinter sich ließ. Florian Angert folgte als Siebter vor Altmeister Andy Potts und dem zweiten Schweizer Samuel Hürzeler.

 

Ryf früh allein an der Spitze

 

Nur beim Schwimmen musste Daniela Ryf einer Athletin den Vortritt lassen. Es war die Brasilianerin Pamella Oliveira, die in 51:01 min mit einer guten Minute Vorsprung auf Ryf (52:21) aus dem Wasser kam. Die Schweizerin hatte Kelsey Withrow aus den USA an ihrer Seite. Die nächsten Verfolgerinnen, eine Vierergruppe mit Meredith Kessler, Skye Moench (beide USA), Sarah Crowley (AUS) und Kimberly Morrison (GBR) hatten zweieinhalb Minuten Rückstand. Carolin Lehrieder wechselte als Achte (+5:55) auf die Radstrecke.

Ryf fuhr dann wie erwartet schnell das Loch zu Oliveira zu, die wiederum auf den ersten 50 Kilometern das Tempo der Topfavoritin mitgehen konnte. Aus dem Verfolgerquartett war mit der Britin Katrina Matthews mittlerweile ein Quintett geworden, das gut zwei Minuten zurücklag. Wenig später konnte auch Oliveira nicht mehr folgen und von nun an sollte eine Ryf-Radshow folgen. Zur Halbzeit des Radfahrens betrug der Vorsprung der viermaligen Hawaii-Siegerin bereits sechs Minuten, wobei jetzt Matthews eine Vierer-Verfolgergruppe mit Morrison, Moench und Oliveira anführte. Nach der 100 km-Marke fiel Oliveira ein weiteres Mal zurück und Ryf hatte nur noch drei direkte Verfolgerinnen.

Aus Ryfs Verfolgertrio wurde wenig später zunächst ein Duo. Matthews musste eine 5 Minuten-Penalty absitzen und so kamen Moench und Morrison gemeinsam zum zweiten Wechsel, allerdings bereits über eine Viertelstunde hinter der überlegenen Leaderin aus der Schweiz. Nicht mehr im Rennen war zu diesem Zeitpunkt Caro Lehrieder, die letztmals an der 90 km-Marke in den Zwischenzeiten auftauchte.  

 

Ryf muss für den Sieg richtig leiden – Matthews trotz Penalty auf Rang zwei

 

In der ersten Hälfte des Marathons büßte Ryf nur geringfügig von ihrem komfortablen Vorsprung ein, wobei immer noch Moench an Position zwei lag, allerdings schon dicht verfolgt von Matthews, die trotz ihrer Zeitstrafe nicht aufsteckte. Nach der 25 km-Marke zog dann die Britin an der US-Amerikanerin vorbei und knabberte zusehends auch Ryfs Vorsprung an. Die Schweizerin, die während der Corona-Pandemie auch eine Laufverletzung auskurieren musste, tat sich sichtlich schwer auf den finalen 10 Laufkilometern. Mit schwerem Schritt und einem finalen Blick nach hinten bog Daniela Ryf auf die lange Zielgerade in Tulsa ein – der dritte Saisonsieg in 8:40:34 Stunden war ihr trotz der Schwächephase nicht mehr zu nehmen. Ganz anders die zweitplatzierte Katrina Matthews (8:45:35), für die fünf Minuten später, mit einem Lächeln im Gesicht, die finalen Meter zum Triumphlauf wurden. Skye Moench (8:47:45), die vor zwei Jahren in Frankfurt gewann, wurde Dritte vor ihrer Landsfrau Heather Jackson.