Überraschungssieg für den Dänen Magnus Ditlev beim DATEV Challenge Roth

von Markus Kaiser für tri2b.com | 03.07.2022 um 17:28
Es war als Duell zwischen Jan Frodeno und Patrick Lange angekündigt worden. Am Ende setzte sich beim DATEV Challenge Roth souverän und verdient ein Newcomer durch: Der erst 24-jährige Däne Magnus Ditlev gewann in 7:35:48 Stunden und verpasste den Streckenrekord von Jan Frodeno aus dem Jahr 2016 damit nur knapp (7:35:39 Stunden). Titelverteidiger Patrick Lange wurde Zweiter.

Bis kurz nach der zweiten Wechselzone des Langdistanz-Triathlons über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen hatte es noch danach ausgesehen, dass Jan Frodeno zum zweiten Mal den Triathlon-Klassiker im mittelfränkischen Roth gewinnt. Der dreifache Hawaii-Sieger war als Erster vom Rad auf die Laufstrecke gewechselt. Doch nach nur drei Kilometern bekam er Probleme mit seiner rechten Achillessehne. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ist das Zugpferd des diesjährigen Rennens ausgestiegen, das erst Anfang Juni seinen Start in diesem Jahr in Roth bekanntgegeben hatte. In Fernsehinterviews war er anschließend den Tränen nahe: „Natürlich wollte ich gewinnen“, sagte er. „Und es lief ja auch sehr gut für mich. Aber ich hätte nicht mehr weitermachen können. Das tut sehr weh.“

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Jan Frodeno lag zwar nicht das gesamte Rennen vorne, mischte aber bis zu seinem Ausstieg immer in der Spitzengruppe mit. Er stieg drei Sekunden vor Maurice Clavel aus dem Main-Donau-Kanal und kam nach dem Wechselzelt als Zweiter auf die Radstrecke. Auch den Solarer Berg fuhr er schon in der ersten Runde in der Spitzengruppe nach oben und lächelte. In der Tat schien er sehr gut aufgelegt gewesen zu sein: In den frühen Morgenstunden lachte er herzhaft, als er sein Fahrrad herrichtete und ein Zuschauer einen Scherz machte. „Ich bin ein bisschen nervös, aber guter Dinge“, sagte er dort noch in einem Interview.

Erstmals schlecht lief es für Frodeno, als er in der zweiten Wechselzone seinen Wechselbeutel relativ lange suchen musste, diesen erst nicht fand und dann gebracht bekam. „Das war aber nicht der Grund für meinen Ausstieg“, erklärte er später. Auf dem ersten Marathon-Kilometer hatte Frodeno noch mit acht Sekunden Vorsprung vor Magnus Ditlev geführt, der erst Ende April beim Ironman Texas seine erste Langdistanz absolviert hatte und bei schwüler Hitze den Marathon in einer Zeit von 2:40:56 Stunden gelaufen war. Vor seinem Ausstieg klatschte Jan Frodeno den späteren Sieger noch ab. Als die späteren Sieger ins Ziel kamen, ließ er sich nicht mehr blicken.

Magnus Ditlev ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. „Ich hatte vorher schon gedacht, dass ich gewinnen könnte“, erläuterte der 24-jährige Newcomer nachher im Ziel. „Jetzt ist es aber immer noch schwer zu glauben.“ Auch bevor Jan Frodeno ausgestiegen sei, habe Magnus Ditlev sich gute Chancen ausgerechnet. „Danach war diese Chance aber greifbar nahe. Ich durfte nur keinen Fehler machen.“ Als er in Büchenbach um den kleinen Weiher gekreist sei, habe er erstmals gedacht: „Jetzt kann Patrick mich nicht mehr einholen.“

Titelverteidiger Patrick Lange war mit dem zweiten Platz durchaus zufrieden: „Das war heute der süßeste zweite Platz, den es je gab.“ Er habe nicht mehr damit gerechnet, gewinnen zu können. „Naja, es war ein wenig Hoffnung da, dass es Magnus übertrieben hat. Die Hoffnung habe ich aber spätestens ab Kilometer 30 begraben, als er immer noch zehn Minuten Vorsprung hatte. Den Jungen hätte heute keiner auf dem Planeten geschlagen.“ Patrick Lange selbst kam erst als Vierter aus dem Kanal, auf dem Rad schaffte er es nur, sich in der Verfolgergruppe festzusetzen und hatte in der zweiten Wechselzone bereits einen erheblichen Rückstand, den er trotz eines engagiert angegangenen Marathons nicht mehr aufholen konnte. „Am Rad hat mir etwas die Härte gefehlt.“

Dies lag auch an einer Verletzung, die er sich bereits vorher zugezogen hatte. „Meiner Schulter geht’s schlecht“, sagte er nach dem Challenge Roth. „Ich kann sie kaum 90 Grad bewegen. Jetzt muss mein Physio ein paar Überstunden machen.“ Ans Aussteigen habe er aber nie gedacht: „Ich wollte das Rennen zu Ende bringen, auch wegen der Zuschauer.“

Dritter wurde der Brasilianer Reinaldo Colucci, der nach Platz acht beim Schwimmen und Platz acht auf dem Rad eine sehr gute Performance beim Laufen bot. Im Zielbereich wurden die drei Erstplatzierten auch von den früheren Roth-Siegern Andreas Dreitz und Sebastian Kienle begrüßt, die ihren Start verletzungs- bzw. formbedingt – wie auch Andreas Böcherer – kurzfristig wieder absagen hatten müssen. Sebastian Kienle kümmerte sich im mit Zuschauern voll besetzten Zielbereich vor allem um Magnus Ditlev, der auch einen neuen Radstrecken-Rekord aufgestellt hatte: Fürs Fernsehinterview mit dem Bayerischen Rundfunk trug Kienle quer durch den Zielbereich eine Bierzelt-Bank für den Dänen.

Zum 20-jährigen Challenge-Roth-Jubiläum gab es nach einem Jahr Komplettausfall und einer Verlegung des Rennens 2021 in den September erstmals wieder den Triathlon-Klassiker auf der bekannten Strecke mit dem Solarer Berg. Am Streckenrand dort, aber auch beim Schwimmstart schauten so viele Besucher wie nie zuvor zu. „Es scheint einen Nachholbedarf bei den Zuschauern zu geben“, meint Organisatorin Kathrin Walchshöfer. „Vor allem habe ich heute einige spontane Stimmungsnester entdeckt.“