World Triathlon Series: Anne Haug holt die Silbermedaille

von tri2b.com | 20.10.2012 um 10:15
Anne Haug hat geschafft, was kaum einer noch für möglich gehalten hat. Die Münchenerin schloss die WM-Serie als Zweite hinter der neuen Weltmeisterin Lisa Norden aus Schweden ab. Anne Haug schrieb damit ein Stück deutsche Triathlongeschichte ...

Wenn das kein krönender Saisonabschluss ist: Anne Haug hat geschafft, was kaum einer noch für möglich gehalten hat. Die Münchenerin schloss die WM-Serie als Zweite hinter der neuen Weltmeisterin Lisa Norden aus Schweden ab. Anne Haug schrieb damit ein Stück deutsche Triathlongeschichte – noch nie hatte eine deutsche Frau auf einem WM-Podium gestanden. Und: Das Finalrennen war gleichzeitig auch der erste Sieg für Haug, nachdem zunächst das Podium trotz starker Aufholjagden verpasste und sich zuletzt in Yokohama nur im Fotofinish geschlagen geben musste. Als erste Deutsche gewann Anne Haug in Auckland nach 2:10:46 Stunden ein Rennen der World Triathlon Series und als erste Deutsche schaffte sie mit 4.340 Punkten eine WM‐Medaille: Eine silberne. An die nun gar keiner mehr gedacht hatte. Den Weltmeistertitel sicherte sich Lisa Norden aus Schweden (4531 Punkte). Auf der Zielgeraden des letzten WM‐ Rennens 2012 hatte die Münchenerin einen komfortablen Vorsprung, schaute sich noch einmal kurz um, ein Lächeln übermannte sie und freudestrahlend hielt sie das Zielbanner in die Höhe. „Ich kann das gar nicht glauben“, rang Haug im Ziel um Fassung. „Mir fehlen wirklich die Worte, ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffen kann heute.“ Sie konnte, und entsprechend begeistert war auch das gesamte Team der Deutschen Triathlon-Union (DTU) vor Ort. Etwas unter vor diesem Triumph der 28‐Jährigen ging die ebenfalls starke Leistung von Anja Knapp (Dettingen), die Zwölfte wurde. Ein gutes Mannschaftsresultat rundeten Svenja Bazlen (Freiburg) auf Platz 20 und Rebecca Robisch (Saarbrücken) auf Rang 23 ab. Nicht ins Ziel kamen Anja Dittmer (Neubrandenburg) und Ricarda Lisk (Waiblingen).

Haugs Aufholjagd
Das Rennen nahm aus deutscher Sicht zunächst den erwarteten Verlauf. Anja Knapp kam unter den ersten Frauen aus dem Wasser, ebenso wie Svenja Bazlen und Anne Haugs härteste Rivalin im Kampf um eine WM‐Medaille, Andrea Hewitt aus Neuseeland. Die anderen vier DTU‐Damen hatten etwas Rückstand, Haug kam mit 1:08 Minuten Verspätung aus der ersten Wechselzone. Auf dem Rad bildeten sich zwei größere Gruppen, wobei Bazlen, Dittmer und Robisch gemeinsam mit Anne Haug in der Verfolgung der Führungsgruppe mit allen weiteren Favoritinnen waren. In der dritten Runde machte sich Haug als Solistin auf den Weg an die Spitze an, die Gesamtführende Erin Densham aus Australien hatte das Rennen zu diesem Zeitpunkt aufgegeben. Die Australierin trat angeschlagen zum Finale an und fiel auf dem Rad zunächst aus der Spitzengruppe zurück, später konnte sie auch das Tempo der Verfolger nicht mehr halten. Der Weg für Lisa Norden zum Titel und für Anne Haug zu Silber war plötzlich frei. Auf dem schweren Radkurs vergrößerten die Favoritinnen im zweiten Teil ihren Vorsprung Sekunde um Sekunde – auch durch eine zwischenzeitliche Attacke von Kate McIlroy vor heimischen Publikum. Die Spitze mit Anja Knapp in der Frontposition kam mit mehr als einer Minute vor ihren Konkurrentinnen zum zweiten Mal in die Wechselzone. Während das deutsche Duo schnell wechselte, verlor Hewitt beim Wechsel in die Laufschuhe zunächst 15 Sekunden auf Anne Haug, die sie mit immensem Aufwand schnell wieder zulaufen musste. Zwölf Frauen inklusive des deutschen Duos Haug und Knapp sowie Norden und Hewitt setzten sich sofort vom Rest des Feldes ab. Bazlen und Robisch arbeiteten zusammen in der Verfolgung und Dittmer musste ihre Teamkolleginnen schnell ziehen lassen und das Rennen gar vorzeitig beenden. Lisk hatte dies schon auf dem Rad tun müssen.
Sieg mit Teamunterstützung
Untypischerweise forcierten die Topläuferinnen das Tempo nicht, sondern setzten alle auf die letzten Kilometer. Als erste erhöhte Haug knapp zwei Kilometer vor dem Ziel die Frequenz und schaffte damit schnell einen Vorsprung von einigen Sekunden, den sie bis zum Ziel nicht mehr hergab. Zweite in Auckland wurde Gwen Jorgensen aus den USA vor der Chilenin Barbara Riveros Diaz. Das WM‐Podium teilte sich Anne Haug mit Lisa Norden, die am morgen des Renntags noch mit einer leichten Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus war und im Finale Vierte wurde, und Andrea Hewitt als Bronzemedaillengewinnerin. „Svenja hat mir viel geholfen auf dem Rad und dann habe ich mich stark genug gefühlt, den Rückstand alleine aufzuholen und habe alles auf eine Karte gesetzt und das hat geklappt“, erklärte Haug nach ihrem größten Erfolg. Beim Laufen habe sie dann von Beginn an ein gutes Gefühl gehabt, so Haug, „Dann habe ich den Kopf ausgeschaltet und bin einfach nur gelaufen.“