Aloha Hawaii – ein Erlebnisbericht (Teil 1)

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 10.09.2002 um 19:46
Einmal in Hawaii beim IRONMAN an den Start gehen, der Traum vieler Triathleten. Triathlet Martin schildert seinen Weg durch die Qualifikation ...

Martin Hackmann aus Berlin hat es geschafft, endlich. Im zweiten Anlauf wird er im Oktober in Kona dabei sein. Als qualifizierter Age Grouper gehört er in Hawaii damit zu den weltbesten Triathleten, die den Kampf gegen sich und die gnadenlose Uhr gewonnen haben. Im Oktober heißt es für Martin und viele andere Qualifizierte nur noch „Aloha Hawaii“ und genießen. tri2b.com hat Martin interviewt und mit ihm zusammen folgenden Erlebnisbericht für euch verfasst.Faszination Triathlon"Gebt alles...", "Sieht gut aus...", "Weiter so...!" Laute Anfeuerungsrufe peitschen die schweißnassen Gestalten durch die Berliner Innenstadt. Immer weiter, dem Ziel entgegen. Wir schreiben das Jahr 1994. Ich stehe zum ersten Mal an der Strecke beim Berliner "Plötze", einem damals noch großen innerstädtischen Triathlon. Hautnah erlebe ich das Flackern in den Augen der Athleten und die Begeisterung der Zuschauer. Die Faszination Triathlon packt mich. Das will ich auch probieren. Gesagt, getan. Mein neues Hobby nimmt zwar etwas mehr Zeit in Anspruch als Basketball und Surfen, verspricht aber wesentlich mehr Abwechslung. Als ich zum ersten Mal den IRONMAN auf Hawaii im Fernsehen verfolge, steht mein Ziel fest: Einmal den Hawaii-Kranz im Ziel von Kona entgegennehmen und das Finisher-Feeling genießen. Training und Job - geht das?Es sollte ein harter Weg werden. Beständiges Training, Durchhaltevermögen und ein eiserner Wille (vielleicht kommt daher ja auch der Begriff IRONMAN?). Nach meinem 45-Stunden-Ingenieursjob noch intensiv zu trainieren kostet manchmal schon einiges an Überwindung. Eigentlich bin ich ja ein "Low Budget"-Triathlet. Mein altes Müsing-Rennrad mit Aufsatz nutze ich jetzt schon seit sieben Jahren für Training und Wettkampf. Den einzigen Luxus, den ich mir leiste, sind verschiedene Laufschuhe. Wichtig ist, dass das Training auch auf deinen Körper und deine Leistungsfähigkeit zugeschnitten ist und du mentale Stärken entwickelst. Beim Triathlon kommt nämlich nicht nur einmal der Mann mit dem Hammer. Wenn du nicht aufpasst, erwischt er dich eiskalt. Mein TrainingspensumTja, wie sieht also mein Trainingspensum aus? Normalerweise gehe ich in der Woche 3 mal Laufen (40 - 65 km), 2 mal Schwimmen (7 km) und schwinge mich 2 bis 3 mal auf meine Müsing-Maschine (200 – 300 km). Rund 70 % trainiere ich auf Grundlagenausdauer, 30 % auf Schnelligkeit. Schwimmen gehe ich meist alleine. Da kann man sich eh nicht unterhalten. Beim Laufen und Radfahren suche ich mir meistens Trainingspartner. So vergeht die Zeit einfach schneller. Außerdem gibt’s da immer kleine "Wettkämpfe" unter uns. Das ist noch mal ein zusätzlicher Kick. Hawaii - erster VersuchLetztes Jahr war es dann so weit. Zum ersten Mal nach langen Jahren des Trainings und der Wettkämpfe (unter anderem in Roth) lag die Hawaii-Qualifikation in Reichweite. Ich konnte es kaum glauben, aber bald nach dem Zieleinlauf war es sicher: Ich hatte die Quali für Hawaii in der Tasche und war nur happy! Als ich kurze Zeit später erfuhr, dass ich aus beruflichen Gründen keinen Urlaub nehmen konnte, war ich ziemlich enttäuscht. Verflucht! All die Mühen umsonst? Werde ich es je wieder schaffen? Einen ganzen Winter lang wechselte meine Stimmung fast täglich von "tief betrübt" bis "hoffnungsvoll enthusiastisch". Als der IRONMAN Hawaii im TV übertragen wurde, war ich den Tränen nahe. "Jetzt erst recht! Nächstes Mal", sagte ich mir immer wieder. Also weiter und Zähne zusammenbeißen!Jetzt erst rechtIm Juli 2002 bin ich wieder am Start. Beim IRONMAN Austria in Klagenfurt soll es klappen. Ich schwebe zwischen Hoffen und Bangen! Vier Monate habe ich mich intensiv vorbereitet. Zum Glück blieb ich diesmal verletzungsfrei. So konnte ich fast jede Trainingsminute genießen. Dann ist es soweit, der Startschuss hallt in meinen Ohren. Vielleicht war ich vorher aufgeregt, im Wettkampf bleibe ich ruhig und konzentriert. Als ich schließlich mit einer Endzeit von 08:53 Stunden ins Ziel laufe, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Mit dieser Zeit hatte ich nicht im Traum gerechnet. Ich gewinne die Altersklasse 35 und habe das Ticket für Hawaii in der Tasche! Unglaublich, aber wahr! Ich hätte heulen können! Dieses Jahr werde ich endlich dabei sein, in Hawaii, dem Mekka aller Triathleten. Ich werde jede Minute genießen, die Atmosphäre in mich aufsaugen und versuchen, das Beste aus mir rauszuholen. Aber eigentlich ist die Zeit völlig egal. Ich bin dabei. Nur das zählt. Danach werde ich meine geschundenen Knochen in die Sonne Hawaiis packen und zwei Wochen lang nicht an Triathlon denken. Vielleicht ist Hawaii ja auch ein gelungener Schlusspunkt meiner Triathlon-Karriere? Vielleicht... Fortsetzung folgt auf www.tri2b.com ...Steckbrief Martin Hackmann:Alter: 35Gewicht: 73 KGGröße: 1,89 mVerein: LTC BerlinBeruf: Dipl.-Ing./ Technischer AufsichtsbeamterAktiv seit: 1994