Kurzmeldung


Quelle Challenge Roth 2003: Nicole Leder gewinnt

von Steffen Gerth für tri2b.com | 06.07.2003 um 21:31
Dieses Sprichwort kennt man doch: „Du hast keine Chance, also nutze sie.“ Wenn es vor dem Frauenrennen in Roth die Möglichkeit gegeben hätte, auf die Favoriten zu wetten, dann hätte Nicole Leder eine Quote erzielt, die nur krasse Außenseiter erzielen. Denn was war das für ein lausiger Sommer für die Darmstädterin, schwach beim Rennen in Hilpoltstein, noch schwächer in Erding. Sehen so Favoritinnen aus? Nein. Nur nach größter Überredungskunst von Detlef Kühnel und Herbert Walchshöfer habe sie sich doch nach Roth aufgemacht, nachdem sie den Frust der miesen Form mit zwei Wochen „Extrem-Couching“ ein bisschen vergessen konnte.

Tja, und dann schüttelt Nicole Leder den ganzen Ballast der vergangenen vier Wochen ab und liefert eines der besten Rennen ihrer Karriere. Immerhin noch solide beim Schwimmen, erstaunlich überzeugend beim Radfahren – und grandios beim Laufen. In 2:57:50 stürmt sie den Rhein-Main-Donau-Kanal entlang, schneller war noch nie eine Frau in Roth gelaufen, ohnehin sind Zeiten unter drei Stunden bei den Frauen alles andere als Standard.

Einfache Erklärung

Als Nicole Leder gefragt wurde, was sie denn dazu so zu sagen habe, hätte sie eine komplizierte Erklärung liefern können, dass es eben gute und schlechte Tage gebe, dass sie immer an sich geglaubt habe, dass Sport eben manchmal etwas Unerklärliches in sich habe. Nicole Leder wählt die verknappte Antwort: „Das war einfach geil“, ruft sie ins Mikrofon.

Reicht ja auch als Erklärung für das vielleicht beste Rennen in ihrer Karriere mit persönlicher Ultrabestzeit (9:15:01 Stunden) und dem ersten großen Sieg auf deutschem Boden. Im Prinzip war Nicole Leder nie eine Schwächephase anzusehen, immerhin meint sie, dass sie Angst gehabt hätte, als die furios radelnde Heike Funk an ihr vorbeigefahren sei.

Funks bestes Rennen

Aber die Lehrerin aus Unterwössen fuhr nicht furios genug, um am Kanal irgendein Mittel gegen die heranstürmende Nicole Leder zu haben. „Im Vergleich zu ihr bin ich gestanden.“ Trotzdem, Heike Funk hat einen ausgezeichneten Wettkampf geboten, sie ist Zweite (9:28:33) geworden und hat den Quelle Challenge 2003 als das „Rennen meines Lebens“ bezeichnet. Und weil ihr Mann Harald kurz zuvor starker Neunter geworden war, hatte die Familie Funk einen richtig netten Sonntag.

Netter Sonntag? Erika Csomor wird das ganz anders sehen. Gut, die Vorjahressiegerin wurde noch Dritte vor Karyn Ballance und Heidi Jesberger. Aber was war das für eine Quälerei für die Frau aus Ungarn. Wegen ihrer Beinverletzung habe sie weniger Laufen, dafür mehr Radfahren trainiert. Das Ergebnis: Auf dem Velo war sie 17 Minuten schneller als im Vorjahr, dafür hat sie dann beim Marathon genau 17 Minuten eingebüßt. Unterm Strich blieb also ein Nullsummenspiel. Schön hat das nicht ausgesehen, wie Erika Csomor über den Laufparcours gehumpelt kam, als wäre das rechte Bein zehn Zentimeter kürzer. Tja, und dann sind noch Magenprobleme dazugekommen, und nach der Hälfte des Marathons auch noch Krämpfe. Furchtbar? Furchtbar! „Für mich war es ein schlimmer Tag.“.