Kurzmeldung


Wolfgang Dittrich - Ein Porträt

von Jens Richter für tri2b.com | 02.02.2003 um 15:01
Das Jahr 1993, als Wolfgang Dittrich mit dem dritten Platz beim Ironman Hawaii das Podest erklomm, war der Auftakt zu einer glanzvollen Serie von Top-Platzierungen deutscher Profi-Triathleten auf der Pazifikinsel. Bereits mit seinem fünften und vierten Rang in den beiden Vorjahren hatte Dittrich sich als Meister der punktgenauen Vorbereitung auf das Highlight des triathletischen Kalenders bewiesen und gezeigt, dass ein Erfolg auf der Pazifikinsel immer aus der richtigen Mischung von Athletik, Trainingsintelligenz, Erfahrung und taktischer Klugheit gebaut wird.

Wolfgang Dittrich hat sich seine sportlichen Erfolge hart erarbeitet. Der „Paradiesvogel des Triathlon“ – mit bleichen Strähnen im langen Haar, einer ganzen Kollektion kleiner Ringe im linken Ohr, dem markanten und immer sonnengebräunten Gesicht und der lässigen Haltung – er passte so gar nicht zwischen die nett getrimmten und artig floskelproduzierenden Strahlemänner der deutschen Triathlonszene der frühen Neunziger. Seine unverblümten Kommentare und oft sehr farbigen Anmerkungen, im Renngeschehen ebenso wie im Interview, sie kamen zwar treffend, waren gelegentlich aber weder druck- noch sendereif. Und sie fanden ihr sportliches Pendant in einer Renngestaltung, die herausstach, aber genauso scheitern konnte.


Farbige Rennen: Flucht nach vorn mit taktischem Kalkül

In Führung aus den Fluten des Pazifik, auf dem Rad eine Flucht nach vorn durch die Lavawüste und im siedend heißen Marathon dann oftmals die schonungslose Quittung - so oder ähnlich ergeht es ihm bei zahlreichen Wettkämpfen auf Hawaii und anderswo. Solcherlei Renneinteilung hat natürlich ihren Grund: Mit seinem Militär-Weltmeistertitel auf der zweithärtesten Schwimmdistanz, den 400 Meter Lagen, war Dittrich seinerzeit nicht leidenschaftlich gern aus der Schwimmer-Nationalmannschaft in die des Triathlon gewechselt, aber die Nominierung über 1.500 Meter Freistil bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles hatte sich für den damals 22jährigen als außerhalb seiner Reichweite erwiesen. Im Triathlon dagegen ist er mit diesem sportlichen Background über viele Jahre der weltweit Schnellste in der Auftaktdisziplin. Radfahren liegt ihm irgendwie im Blut, nur das abschließende Laufen bleibt in der Tat für lange Zeit seine Achillesferse.

Also arbeitet Dittrich daran, seine Schwimmstärke für gute Laufzeiten einzusetzen - ein viel logischerer Schluss, als das auf den ersten Blick scheint. Nicht mehr auf dem Rad den Schwimmvorsprung ausbauen, sondern sich von der mühsam arbeitenden Konkurrenz einholen lassen und dann nur noch mitfahren, das bedeutet für den starken Schwimmer das optimale Ausspielen seiner taktischen Trümpfe. Es kostet vor allem die Anderen Kraft und die Karten werden zum Laufen neu verteilt. Diese Taktik perfektioniert Dittrich im triathletischen Tanz auf der Lava immer weiter.

 


Karriereende war nicht so geplant


Die Erfolge haben Wolfgang Dittrichs Glaubwürdigkeit gut getan, denn den losen Sprüchen sind regelmäßig sportliche Taten gefolgt. Eigentlich hätte es noch ein wenig weiter gehen sollen: Für den Ironman Hawaii 1994 hatte sich Dittrich etwas vorgenommen, aber die gesamte Saison lief nicht rund. In der letzten Vorbereitung auf den Ironman kamen Knieprobleme dazu und eine ärztliche Behandlung in Encinitas machte alles schlimmer, statt besser. Mit einer Gelenkinfektion lag Dittrich wochenlang im Krankenhaus, die anschließende Rehabilitation wurde immer wieder gebremst. – Seit 1997 wohnt er in Boulder, Colorado und ist dort seit dem November 2002 mit der Triathletin Leslie Bentson verheiratet. Dort ist Wolfgang Dittrich Schwimmtrainer an der High School und im privaten Flatiron Athletic Club. Der Steel Town Man 1998 im österreichischen Linz war sein erster und einziger Sieg bei einer Langdistanz.
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